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Ich stand vor meinem Spiegel und bürstete mir die Haare. In 20 Minuten würde ich mich mit Moriz treffen und ich war ziemlich aufgeregt. Im Unterricht hatte ich heimlich zu ihm herüber gesehen. So ganz heimlich war es dann anscheinend doch nicht, denn auch er hatte seinen Kopf in meine Richtung gedreht und schaute mir direkt in die Augen. Zum wegschauen war es zu spät und so hatte ich einfach nur gelächelt. Erst hatte er eine Augenbraue leicht verwirrt hochgezogen und dann seinen Mund auch zu einem schrägen Grinsen verzogen. Etwas regte sich in meinem Bauch wenn ich an sein Grinsen dachte.

Ich zog mir eine saubere Jeans an und wollte mir mein weißes, enges T-Shirt vom Bett nehmen, als mein Blick auf die Kette viel. Sie hing halb aus meiner Jacke und funkele ganz vorwurfsvoll. Ich hatte mir eigentlich vorgenommen sie heute zurück zu geben aber irgendwie konnte ich nicht. Es war eine ziemlich seltsame Situation. Ich hatte die ganze Pause gebraucht um den Jungen zu finden und dann, als ich die Kette aus meiner Jackentasche ziehen wollte ging es nicht. Es ging einfach nicht. Zum Glück hatte mich der Junge nicht bemerkt und ich konnte unbemerkt wieder in der Menge der Schüler verschwinden.

Ich warf einen letzten Blick in den Spiegel und streifte mein T-Shirt glatt. Ich betrachtete mich eine Weile und beschloss dann, dass ich heute gar nicht so schlecht aussah. Meine Haare wellten sich leicht von der feuchten Luft draußen. Das engte T-Shirt und die Jeans schmeichelte meiner sportlichen Figur und meine Haut war noch gebräunt von dem heißen Sommer. Zufrieden nickte ich und schaute dann auf die Uhr. Mist! Genau 5 Minuten hatte ich noch. Alles was wir zum arbeiten brauchen würden stopfte ich schnell in einen Rucksack und eilte aus dem Haus.

Zum Glück war seine Adresse nicht weit entfernt und ich stand kurze Zeit später, nur leicht verspätet, an seiner Haustür. Ich klingelte und wartete einen Moment. Schritte ertönten und ich merkte wie mein Herz ganz heimlich anfing schneller zu schlagen. Moriz öffnete und grinste sein schiefes Grinsen:" Schön, dass du da bist. Komm rein!" Er öffnete die Tür ein Stück weiter und machte eine einladende Geste. Ich nuschelte ein " danke" und betrat das Haus.

Ein leichter Geruch nach Keksen empfing mich und ich merkte, dass ich total vergessen hatte Mittag zu essen." Es riecht ziemlich gut hier", ich drehte mich zu Moriz um. " Ja", er fuhr sich durch seine strubbeligen Haare, " meine Mutter hat Kekse für uns gebacken " Ich zog mir meine Schuhe aus und folgte ihm in die Küche. " Ist deine Mutter heute da?", fragte ich während Moriz einen Teller mit Keksen auf den Tisch stellte. " Nee, wir haben das ganze Haus für uns", antwortete er mir und grinste. " Im Wohnzimmer ist es gemütlicher." Ich folgte ihm in einen großen Raum und wahr beeindruckt. Eine Wand wahr fast komplett aus Glas. Man konnte durch die riesigen Fenster in einen wunderschönen und sehr gepflegten Garten mit Pool schauen. Mitten im Raum stand ein Klavier. Ein großer weißer Flügel. Er sah unglaublich elegant aus und ich stellte mir vor wie Moritz auf ihm spielte. Kurz spielte ich mit dem Gedanken ihn zu fragen, ob er mir nicht etwas vorspielen könnte, aber ich traute mich nicht.

Wir setzten uns auf ein Sofa und ich holte meine Arbeitssachen raus. " Ich hab mir das Bild schon angesehen, aber erkennen konnte ich nicht wirklich was ", Moriz kratzte sich an der Stirn und seufzte gespielt theatralisch.  " Hast du irgendwas herausgefunden?" Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte mich noch so gut wie gar nicht mit dem Bild beschäftigt. " Na gut. Vielleicht schaffen wir es zusammen. Fang du mal an alles zu sagen, was dir dazu einfällt und dann mach ich das selbe.", er schob mir das Bild hin und ich betrachtete es eine Weile. Ein Mann stand auf einem Berg über einem Meer von grauem Nebel. Er lächelte, aber aus seinen Augen flossen tränen. :" Auf mich wirkt der Mann sehr einsam. Der Nebel könnte seinen grauen Alltag, die Menschen und schwere Entscheidungen darstellen. Vielleicht muss er eine schwere Entscheidung treffen, die mit viel Risiko verbunden ist. Auf seinem Berg kann er sich vor diesem Nebel und dem Risiko der Entscheidung retten, aber er wird auch niemals das schöne Licht erblicken, dass unter dem Nebel ist. Und deswegen die traurigen Augen", ich sprach aus meinen Gedanken und merkte wie aufmerksam Moriz mir zuhörte. Seine dunklen Augen glänzten und er wirkte beeindruckt :" Wow, das war echt gut. Ich wäre niemals auf sowas gekommen. Wie machst du das nur?" Ich zuckte mit den Schultern und lächelte. Es gefiel mir sehr ihn beeindruckt zu haben " Und wie machen wir jetzt weiter? Ich meine das reicht doch bestimmt nicht für so eine komplette Deutung", fragte ich. " Also meiner Meinung nach reicht das schon aber vielleicht hast du recht und wir sollten uns noch etwas dazu überlegen. Wie wäre es wenn wir einfach noch ein bisschen über das Thema der schweren Entscheidung nachdenken.", erwiderte er.

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