Während des nächsten Schultages rief mich die stellvertretende Direktorin in ihr Büro, um mich zu bitten, Ji-Hun herumzuführen. Ich schenkte ihr ein kleines Lächeln, unsicher, ob ich glücklich oder genervt über den Auftrag sein sollte. Es bedeutete, dass ich Unterricht verpassen würde und ich war mir nicht sicher, wie es mir damit ging.
„Ich schätze, ich führe dich herum.", begann ich, als ich Ji-Hun bemerkte, der an der Anmeldung vor dem Büro saß, als ich heraustrat. Er blickte auf, grinste mich breit an, bevor er sich von dem roten Sofa erhob und seine Tasche nahm. Er trug hellblaue verblichene Jeans und ein weiß-grau kariertes Shirt, dessen oberste Knöpfe geöffnet waren und somit ein graues Tanktop zum Vorschein kam.
„Hat sie dir frei gegeben?", fragte er mich, als ich die Tür zum Flur öffnete. Ich ging hinaus, brummte ein leises ‚Ja' als Antwort, während er die Tür hinter sich schloss. Ich folgte ihm zu seinem Schließfach, wartete darauf, dass er seine Bücher wegpackte, damit ich mit dem Herumführen loslegen konnte. Als mir die ganzen Notizen in den Kopf kamen, die ich jetzt nicht schreiben konnte, seufzte ich. Ich biss auf meine Unterlippe und entschied mich, Ben zu schreiben, ob er mir später beim Nachholen helfen konnte, oder ich konnte mit etwas viel Glück in den überfüllten Gängen in ihn hineinlaufen und ihn dann fragen. Ja, das würde auch gehen. Ji-Hun schloss endlich seinen Spind, was mich erleichtert seufzen ließ. Leichte Kopfschmerzen hatten gerade begonnen sich in meinem Kopf breit zu machen, aufgrund des Lärms in den Fluren, den die Schüler veranstalteten und ich hatte es mehr als eilig, hier heraus zu kommen.
„Lass uns gehen, ich mag Menschenmengen nicht.", beschwerte ich mich, Ji-Hun steckte gerade seinen Schlüssel weg. Für einen Moment dachte ich, in seinem Blick Sorge zu sehen, also kniff ich meine Augen forschend zusammen, um sicher zu gehen, dass ich mir nichts eingebildet hatte und es verschwand so schnell, wie es gekommen war – seltsam. Ich führte ihm aus dem Schulgebäude zu den Basketball- sowie Volleyballfeldern. Die Klingel, die den Unterrichtsbeginn verkündete läutete kurz darauf, aber das Geräusch war aufgrund unserer Entfernung und der dicken Ziegelsteinmauern nur dumpf zu hören.
„Ich kann nicht glauben, dass ich Unterricht verpasse.", seufzte ich, schirmte mit meiner Hand die Sonne ab, um auf meinem Handy etwas erkennen zu können, als ich Ben eine Nachricht schrieb, in der ich ihn bat, mir später die Unterlagen zukommen zu lassen. Ji-Hun zuckte mit den Schultern, blieb neben mir stehen und wartete, bis ich fertig getippt hatte. Er kickte lose Steine mit seinen Sneakern umher, als er wartete. Bald darauf steckte ich mein Telefon ein und bedeutete ihm, dass wir loskönnten.
„Da sind wir", erklärte ich an den Toren zum Basketballfeld.
„Es ist verriegelt." Ein schwarzes Schloss sicherte den Eingang. Ji-Hun brummte, bevor er leicht über die Situation lachte.
„Wir können von hier alles sehen, ich sehe das Problem nicht." Ich kicherte, als ich darüber nachdachte. Ich blickte über das Gattertor auf den Platz. Der Korb hing ein ganzes Stück zu schief an seiner Stange, vermutlich den unzähligen Versuchen der Schüler geschuldet, einen stylischen Korb zu machen, indem sie sich an benanntem Korb festhielten. Die blaue und weiße Farbe des Betonbodens war verblasst und bröckelte, aber die wichtigsten Linien waren noch immer zu erkennen.
„Wenn wir fertig sind auf blätternde Farbe zu schauen, können wir dann wo anders hingehen?"
Seine Frage brachte ihm ein Lächeln von mir ein. Er schien zugleich freundlich und irgendwie eingebildet – ich mochte es. Als Nächstes zeigte ich ihm das Fußballfeld. Wir lehnten an einem der Tore, während wir uns unterhielten, wenn auch über nichts im Speziellen. Es war komisch, mich wohl zufühlen, obwohl es nicht Ben oder Aiyana waren, mit denen ich sprach. Ji-Hun hatte die Angewohnheit von einem Thema ins Nächste zu springen und schaffte es in den richtigen Momenten Witze zu machen. Bald darauf gingen wir wieder zurück ins Schulgebäude, machten uns auf die lange Reise in den dritten Stock zu den Laboren. Wir konnten nicht in das Chemielabor, da die Seniors dort gerade Unterricht hatten, aber der Biologiesaal war frei. Ji-Hun vergriff sich am Skelett, positionierte ihn in den unmöglichsten Stellungen. Als ihm langweilig wurde, machte er sich daran, die Organe des schulischen Modells durcheinander zubringen. Ein kleiner Teil von mir wollte ihm sagen, dass er aufhören sollte Sachen anzufassen, aber der Teil von mir, der von den Witzen und Sprüchen, die er von sich gab, während er die Organe inspizierte, amüsiert war, war viel stärker. Danach gingen wir ins Pysiklabor. Der Laborleiter war gerade da, weshalb wir einen Vortrag über die Ausstattung über uns ergehen lassen mussten. Die Art und Weise wie die Augen des älteren Herren zu leuchten begannen, als er sich angeregt mit Ji-Hun unterhielt, machten es offensichtlich, dass er ihn mochte. Er war neugierig und stellte Fragen, schien nicht gelangweilt, im Gegenteil, er schien die Unterhaltung zu genießen. Das Gleiche geschah bei den Hauswirtschaften und in den Nahrungs- und Ernährungslaboren, als ihm dann auch noch eine Lehrerin einen Muffin zusteckte, konnte ich nicht anders, als mit den Augen zu rollen. Als wir unsere Begehung der Fachräume beendet hatten, entschied ich mich, Ji-Hun zurück in den Hauptflur zu führen. Ich seufzte, als er plötzlich stoppte, bevor ich ihm einen fragenden Blick zuwarf.
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Das Genie [BxB] #1✓
Teen FictionWyatt Wilson ist schon immer der Beste seines Jahrgangs gewesen. Er gewinnt jedes Quiz, jede Debatte und jede Wissenschaftsolympiade unter der Sonne. Seine Lehrer vergöttern ihn, seine Freunde beneiden ihn, kurzum - jeder denkt, dass seine Eltern st...