Das Oberhaupt des Stiers

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"Er ist tot."

Die Stimme des Mannes drang zum wiederholten Male an die Ohren seiner Kameraden.

"Und das nun seit drei Monaten", fügte sein Getreuer mit einem leicht genervten Unterton hinzu.

"Und wie auch immer Adnerstoria es aufgenommen hat, bis jetzt ist noch absolut nichts an die Öffentlichkeit zu uns nach Custos gedrungen", seufzte eine junge Frau und spielte mit einer der kleinen Figuren, die auf dem großen, runden aus massiven Eichenholz bestehenden Tisch standen, an dem sie alle saßen. Einer der Stühle war frei.

"Vermutlich wird das auch nicht so schnell passieren." Eine helle klare Stimme erhob sich neben der Frau, die jedoch zum Erstaunen von manch anderen Personen, von eine rauchigen Klang geziert wurde. Sie nahm einen Zug von ihrer Zigarette und entließ den Rauch in den Raum. Das Licht der Mittagssonne fiel gedämpft durch die Vorhänge zu ihnen herein und erhellte den Tisch.

Eine Karte vom Land der Sterne war auf ihm abgebildet. Sie zeigte Custos und Adnerstoria und jedes einzelne ihrer Imperium, selbst den ehemaligen Standort der Waage.
Es war die präziseste Karte die in diesem Land exestierte. Jede Veränderungen konnte man auf ihr sehen, jedes große Ereignis, das sich dort abspielte, wurde zeitgleich hier herrauf übertragen.

"Trotzdem wäre es gut darüber Bescheid zu wissen. Vielleicht herrscht im Fisch gerade das reinste Chaos, vielleicht planen sie aber auch schon längst ihren ersten Angriff in diesem aufkommenden Krieg", meinte die Frau neben ihr und ließ ihre blauen Augen über die Karte zum nördlichsten von Adnerstorias Imperien schweifen.

"Du denkst viel zu negativ. Wir würden es doch mitbekommen, wenn sich da etwas tun würde und momentan scheint ja alles ruhig zu sein", erwiderte sein anderer Getreuer schulterzuckend und sah die Frau gegenüber von ihm mit aufmerksamen, brauen Augen an.

"Allerdings hat sie Recht, Tagträumer", entgegnete ihm der Mann neben ihm. Kurze, braune Haare lagen halb zerzaust auf seinem Kopf. Sein Gesicht war glattrasiert, bis auf wenige kleine Bartstoppeln. Er war der älteste in dieser Runde. "Die anderen Imperien wissen, dass wir im Besitz dieser Karte sind und auch wenn sie dir manchmal noch so dämlich erscheinen, sind sie nicht dumm."

"Aber der Fisch hat seinen Generalmajor verloren. Das war ein harter Schlag für ihn", meinte die Frau zwei Plätze links von ihm, während sie weiter mit der kleinen Figur in ihren Händen spielte. Blonde, sehr helle Haare fielen in einem hohen Zopf auf ihre Schultern herunter, die von einem weißen Hemd bedeckt wurden.

"Nicht nur für den Fisch, für ganz Adnerstoria", korrigierte ihr Bruder und beobachtete die Karte auf dem Tisch, die allerdings still schweigend vor ihnen lag. "Einer der führenden Kräfte Anderstorias. Einfach weg."

"Dreiundzwanzig Jahre. Der Junge war dreiundzwanzig und hat den Posten des Generalmajors übernommen." Sein Getreuer schnaubte verächtlich. "Ob dem General überhaupt klar war, was für eine Verantwortung er seinem Sohn auferlegt hat? Wären er und die Generälin gestorben oder abgetreten, dann wäre er eines der Oberhäupter geworden."

"Schau dir Vaiking an. Sie war zwölf Jahre, als sie die Position eines Oberhauptes übernahm. Oder die sieben Frauen des Grafen des Widders", erwiderte die Frau mit der Zigarette und zog ihr Oberteil zurecht. Ihre langen, honigblonden Haare lagen offen auf ihren Schultern. Sie gähnte einmal, wobei ihr Oberteil erneut verrutschte und noch mehr der Tattoos offenbarte, die ihr Dekoltè und ihren Oberkörper zierten.

"Oder den Schütze, der nicht mal ein wirkliches Oberhaupt hat", fügte die Frau neben ihr hinzu und seufzte. Ihre lilafarbenen Haare waren in einem unordentlichen Zopf geflochten und fielen nach vorne über ihre Schulter, während sie sich dem Gähnen ihrer Sitznachbarin anschloss.

Stier - Die Herzen der Krieger (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt