Berlin

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Das Hotel war ziemlich schäbig. Der Aufzug war kaputt, es roch nach feuchten Wänden und der lila Teppich, der sich über die Flure zog, war einer der harten, bei denen man sich das Knie aufschlug, wenn man hinfiel. Bestimmt auch mit Skihose. Und Knieschonern. Jede Wette.

Aber die Busfahrt, die war schön gewesen. Er war gemächlich entlang der Spree gefahren und manchmal konnte ich den Fernsehturm sehen.  Auch wenn Berlin ein wenig schäbige Häuser hatte, war es hier wunderschön. Ich nahm mir vor, auf jeden Fall das Brandenburger Tor zu besichtigen.

Als ich mein Zimmer mit der in weiß aufgemalten Zimmernummer 158 erreichte, steckte ich den Schlüssel in das Schlüsselloch und wollte ihn umdrehen, wobei irgendetwas klemmte. Ich ruckelte daran, zog ihn heraus und steckte ihn wieder rein, um dann vergeblich weiter zu ruckeln. „So ein Mist." fluchte ich wütend und rannte herunter zur Rezeption. Die freundliche Dame von vorhin hatte zwar etwas dümmlich ausgesehen, war jedoch meine letzte Hoffnung, diese verdammte Tür aufzubekommen. Da niemand hinter der Kasse stand, musste ich auf die Klingel drücken und warten.

Nach einer gefühlten Viertelstunde kam ein junger Mann meines Alters heraus. Er hatte braune Augen und dunkelblonde Haare, die er so gestylt hatte, dass ihm ein paar Strähnen ins Gesicht hingen. Sein Körper war nicht sehr muskulös, aber trotzdem nicht Spargelhaft. Er war durchschnittlich. Er war größer. Er war ohne Frage süß.

„Hallo, was kann ich für Sie tun?" begrüßte er mich und stellte sich hinter den Tresen.
„Meine Tür klemmt-genauergesagt der Schlüssel. Also im Schlüsselloch." „Oh." sagte er überrascht
„Ja oh."erwiderte ich etwas genervt. Er runzelte die Stirn: „Haben sie schon nachgeschaut, ob da vielleicht etwas im Loch ist?"
„Wie bitte?!"
„Im Schlüsselloch."
„Achso!" verlegen lachte ich „Nein, das habe ich nicht."
Er schmunzelte, was mich erröten ließ.
„Haben sie eine Taschenlampe?"
„Nein."
„Na dann leihe ich Ihnen meine", sagte er und verschwand kurz im Hinterzimmer. Es raschelte und rumpelte, als er suchte. Ich sah mich etwas um und entdeckte Familienfotos, Postkarten und Kindergemälde, die an der Wand hinter dem Schreibtisch, der hinter dem Tresen stand hingen. Sie waren mir davor gar nicht aufgefallen. Bei meiner Ankunft hatte ich nur den Gestank, das schäbige Aussehen und die aufgebretzelte Empfangsdame gesehen, doch dieser Mann hatte etwas an sich, das einem die Augen öffnete. Das mir die Augen öffnete. Als er wieder herauskam, sah er meinen Blick und kicherte: „Das sind nur Familienfotos."

„Oh entschuldigen Sie , das ist privat", sagte ich schnell und versteckte mein Lächeln unter einem fordernden Tonfall: „haben sie die Lampe?"
Er verkniff sich sichtbar ein Grinsen und versuchte, wieder seriös zu wirken: „Ja, hier ist sie", Er gab sie mir und sagte: „Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt." Ich nickte ihm extra arrogant lächelnd zu und ging.

Hatte sie gerade geflirtet? Nach nicht einmal einer Stunde in Berlin? Mit einem Hotelangestellten?
„Sauber", hätte Ellie gesagt.

Wie es mit den beiden weitergeht? Das seht ihr, wenn das Licht angeht! #ichliebemeinenhumor

The JournalistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt