Mein wahrscheinlich abwechslungsreichste Wochenende Part 3

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Nach jedem Höhenflug folgte bekanntlich der große Fall

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Nach jedem Höhenflug folgte bekanntlich der große Fall. Meiner folgte am Tag darauf.

Direkt nach dem Aufstehen musste ich mich nämlich im Klo übergeben. 7 Gläser Cola, Tabasco, 2 Hotdogs und ein Glas Fanta schienen wohl nicht miteinander verträglich zu sein.

Irgendwie war das vorhersehbar gewesen. Aber gut, ich hatte mich gestern dazu entschieden Spaß zu haben und da gehörte so etwas dazu.

Josh schien es nicht viel anders zu ergehen, denn er verschwand für eine ganze Weile auf dem WC, als ich das Bad freigab. Das hieß dann wohl, dass wir beide heute flachlagen und uns von der Party auskurieren würden.

Mir war so elend, dass ich mich zusammen mit einem Eimer für den Notfall gleich wieder ins Bett verzog.

,,Das war doch keine so gute Idee gewesen, Tabasco zusammen mit Cola zu sich zu nehmen", meinte er, als er im Türrahmen stand.

,,Das kannst du laut sagen. So etwas werde ich nie wieder machen. Vielleicht gehe ich genau deshalb nicht so gerne auf Partys. Man weiß nie, wie man am Morgen darauf aufwachen wird.''

Ich hatte meine Lektion auf jeden Fall gelernt und würde auf jeden Fall in der Zukunft darauf verzichten. So etwas musste nicht sein.

,,Vielleicht war es die Party aber auch trotzdem wert. Ich mach uns mal einen Tee", bot er ganz zuvorkommend an.

Wie konnte er unter solchen Bedingung überhaupt aufstehen?

Josh ging raus und setzt sich kurze Zeit später auf meine Bettkante, als er mit dem Tee wiederkam. Ich richtete mich auf, um einen Schluck vom Tee trinken zu können.

Mein Bedarf für Abenteuer war erstmals für heute und vielleicht für die ganze nächste Woche gedeckt. Ich war eben nicht so ein Draufgänger wie er und hatte ein gewisses Limit, wenn es ums Feiern ging.

,,Hast du Lust heute Abend wieder auf eine Party zu gehen?''

Das sollte wohl ein schlechter Scherz sein.

,,Auf gar keinen Fall", verneinte ich sofort.

,,Bloß ein kleiner Spaß am Rande", besänftigte er mich.

Bei ihm konnte man es nie wissen. Seine Augen blieben an meinen kleben. Sie sorgten dafür, dass sich meine Knochen anfühlten, als wären sie aus Gummi.

War das überhaupt noch normal?

Meine Übelkeit sorgte bestimmt nur dafür, dass mein Körper zu phantasieren anfing. Es konnte garantiert nichts mit mir machen, wenn er mich nur ansah.

Ich dachte nicht so großartig darüber nach, trank meinen Tee leer und kuschelte mich wieder in meine Decke, um noch etwas zu schlafen. Josh tat es auch und es herrschte für eine Weile friedliche Stille in meinem Zimmer.

***

,,Komm schon, James würde doch nicht seinen eigenen Bruder umbringen", versuchte Josh mir meine Vermutung herauszureden, als wir am Nachmittag gemeinsam auf dem Sofa saßen und uns einen spannenden FBI Seattle-Krimi am Fernseher anschauten.

Mir ging es schon wieder etwas besser und ich war voll und ganz da. In meinem Gehirn ratterte es und ich kam mir vor, als wäre ich die Detektivin, die diesen Fall lösen musste.

Ich liebte so etwas ja. Es war gutes Training für den Verstand und machte alles umso spannender, wenn man selbst mitdachte und mitriet.

Und wenn man aufmerksam war, fielen einem die kleinen Details auf, die verrieten, wer den nun der Mörder gewesen war. Meine Mutter war jedes Mal erstaunt, dass ich meistens direkt einschätzen konnte, wer es war und bat mich daher, ihr es nicht direkt zu verraten.

,,Überleg doch mal. James war der Einzige von den Verdächtigen, der ein wirkliches Motiv hatte, George umzubringen. Schließlich hat er George die Freundin weggeschnappt und ihn schlecht durch den Erfolg seiner gegründeten Firma, vor den Eltern darstellen lassen. Es musste doch schlimm für ihn sein, arbeitslos zu sein, während sein eigener Bruder Millionen scheffelt. Eifersucht ist immer das häufigste Motiv für einen Mord, das kannst du mir glauben" erklärte ich ihm meine Argumente, was dafür sprach.

Wenn ich von etwas überzeugt war, dann gab ich mein Bestes, es plausibel rüberzubringen. Für mich war James der Täter und wir würden garantiert nachher sehen, dass ich Recht gehabt hatte.

,,Was ist mit Dave?'', wandte Josh ein.

Diese Theorie hatte ich auch schon gehabt, doch schnell festgestellt, dass sie sehr unwahrscheinlich war. Aber ich konnte natürlich verstehen, warum er ihn als den Täter sah.

,,Er könnte es theoretisch gewesen sein. Er hatte geschworen, James windelweich zu prügeln, wenn dieser noch einmal seine Bar betreten sollte, nachdem er dort betrunken randaliert hat. Aber ich denke nicht, dass es Dave war, er hat genügend andere Probleme, zum Beispiel sein Drogenhaus vor der Polizei geheim zu halten. Da kann er es sich nicht leisten, jemanden umzubringen.''

,,Und Megan?''

Josh dachte mit, das musste ich ihm lassen.

,,Nein, sie würde sich nicht trauen, ihren eigenen Ehemann umzubringen, obwohl er sie betrogen hatte.''

Und tatsächlich. Am Ende der Folge sollte sich mein Verdacht tatsächlich als wahr herausstellten.

James hatte wirklich seinen eigenen Bruder umgebracht und war somit der gesuchte Mörder gewesen. Unglaublich.

,,Es macht keinen Spaß, mit dir Krimis anzugucken, wenn du immer schon von Anfang an weißt, wer der Täter ist", beschwerte sich mein Austauschpartner, da es ihm scheinbar nicht passte, dass ausgerechnet ich erkannt hatte, wer der Täter war.

,,Was kann ich dafür, dass es so offensichtlich ist und du es nicht checkst."

Es war doch nicht meine Schuld, dass es so offensichtlich war. Ich hatte zwar den Mörder identifizieren können, doch ich sah es nicht kommen, als Josh mich plötzlich zu kitzeln begann.

Ich kreischte auf und musste kichern, da ich sehr empfindlich war und seine Finger genau diese Stellen trafen und provozierten.

,,Ey, das ist fies!'', protestierte ich kichernd.

Ich konnte mich kaum halten, weil ich einer der kitzeligsten Menschen war, die es jemals auf diesem Planeten gab.

,,Das ist die Strafe dafür, immer alles zu verraten.''

,,Okay, ich hör auf, versprochen.''

Na endlich. Josh ließ von mir ab und ich atmete tief durch. Mein Bauch hatte schon vom vielen Lachen weh getan. Vielleicht war es doch gar nicht mal so schlecht, krank zu sein.

Vor allem wenn man nicht allein war und man jemanden hatten, mit dem man sich amüsieren konnten. Josh war so jemand.

Band 1 der Living Reihe - Living Next Door ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt