Zitternd saß ich auf dem Bett meines neuen, noch ziemlich kahlen Zimmers.
Andauernd klopfte jemand, doch ich bewegte mich kein Stück und hatte noch nicht mal vor die Tür zu öffnen.
Wenigstens verstanden sie, dass ich jetzt allein sein wollte und definitiv musste.
Mein Blick suchte langsam den großen Standspiegel, gleichzeitig zog ich meine Knie an.
Die grasgrünen Augen vor mir waren rötlich und glanzlos.
Das Gesicht des Mädchens gegenüber war von dunklen Augenringen gestraft, während das Haar spröde hinunter hing.Wann ich das letzte Mal so müde aussah? Ich weiß es nicht.
Ich schaute angewidert weg.
So erniedrigt hatte ich mich noch nie gefühlt.
War ich wirklich so wertlos? Anscheinend hatte ich es verdient, dass man mich wie einen Hund aus dem Tierheim holt, weil ihn jemand anderes nicht mehr wollte.
Je tiefer ich ins Kissen sank, desto stärker roch ich den Geruch von frisch gewaschener Wäsche, was mich enorm beruhigte.
Schlafen konnte ich trotzdem nicht.Ich wusste nicht wie es so weitergehen sollte.
24 Stunden in meinem Zimmer sein? Das kann ich nicht. 24 Stunden mit der perfekten Familie verbringen würde aber auch unmöglich sein.Irgendwann schaltete mein Gehirn einfach aus und ich weiß nicht ob es zwei, drei oder sogar acht Stunden waren, die ich wie ein Zombie an die Decke starrte.
Hunger hatte ich zwar nicht, doch da ich die Mahlzeit morgen ausgelassen hatte musste ich mich wohl oder übel in die Küche begeben.
Schnell schloss ich die Tür auf und versuchte so leise wie möglich runterzukommen, was schwerer war als gedacht, da meine Zehen bei jedem Schritt knackten.
Also gab ich es auf und fand eine kleine Caitlin auf dem Teppich spielen, während Mommy und Daddy eng umschlungen auf dem Sofa kuschelten.Mit purer Verwunderung blickten sie mich an.
»So interessant?«, fragte ich frech und rollte intensiv mit den Augen, was mir schon Kopfschmerzen bereitete.
Lucian räusperte sich und wollte gerade ansetzen, als Irina aufstand und ihr Kleidchen zurecht zupfte.
»Möchtest du etwas essen?«, ihre Stimme war so zerbrechlich und ruhig das mich eine Gänsehaut überzog. Sie lächelte unbehaglich, doch ich spürte ihre Herzlichkeit förmlich.
»Ehm, ja«, sagte ich leicht überfordert.
Ich war es kein bisschen gewohnt, dass man so friedlich mit mir umgeht.
Sie huschte an mir vorbei und erst da fiel mir der Größenunterschied auf. Ich selbst war nicht groß, aber sie war noch eine Ecke kleiner.
Insgesamt war ihr ganzes Auftreten elfenhaft, woraufhin ich meinen Kopf schüttelte damit ich nicht noch mehr abschweifte. Schnell folgte ich ihr in die Küche, wobei ich den konstanten Blick von Lucian in meinem Rücken spürte.Nach fünf Minuten rumrennen in der Küche, stellte sie mir einen Teller mit Lasagne auf den schwarz glänzenden Tisch.
»Brauchst du noch was?«
Irgendwie steckte ihr mädchenhaftes Lächeln an, woraufhin ich dieses sogar leicht erwiderte.»Ne, aber danke«, meinte ich ruhig.
Sie blickte zu Boden und tippelte wieder zurück.*
Ich war geschockt von mir selbst.
Freiwillig hatte ich nämlich den Tisch abgeräumt und mich sogar ein zweites Mal bedankt, was für mich das untypischste Verhalten überhaupt war.Gerade als ich mich wieder verkriechen und mich selbst bemitleiden wollte, rief Lucian mich.
»Ja?«, antwortete ich in einem neutralen Ton, da ich heute einfach keine Kraft mehr für Streit übrig hatte.
»Wegen der Schule, ich hab dich hier an der Westbridge angemeldet. Ob es dir Recht ist oder nicht, am Montag ist direkt dein erster Tag. Schuluniform bekommst du dort«, er beachtete mich kein Stück, las ruhig seine Zeitung und schlürfte seinen Kaffee nervend laut.
Bei mir brannten alle Sicherungen durch.
Schule.
Schule.
Schule.Wenn ich eins mehr hasste als Pink, Glitzer und Einhörner, dann war es definitiv die Schule.
Aufgeblasene Privatschüler? Da kann ich hundertprozentig drauf verzichten. Sowieso hatte ich immer mehr Fehltage als der ganze Rest meiner Klasse zusammen.Aber verdammt, musste immer ich so ein Pech haben?
***
Habe »Das Schicksal ist ein mieser Verräter« gestern ein weiteres Mal beendet und mir viel auf, dass uns das Schicksal immer wieder Steine in den Weg schmettert. So auch Alice, die die Schule (genau sowie ich) nicht ausstehen kann.
Ich bin gar nicht zufrieden mit dem Kapitel, aber es ist sowieso eher ein Lückenfüller, da ja nicht immer die Welt untergehen kann.
:)xoxo josephine
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Pinky Promise.
Teen FictionVon Kinderheim zu Kinderheim. So sieht Alice' Leben aus, seitdem ihre Mom sich den goldenen Schuss gab. Ihr war alles gleichgültig. So auch ihr Verhalten, weshalb sie mehr als nur einmal die Einrichtung wechseln musste. Ihr Vater? Bis vor 24 Stund...