3. Kapitel - Tigerpfote's neues Leben

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Nach der Zeremonie tappte Rabenpfote zu ihrem neuen Clankamerad und stieß ihn freundschaftlich an. "Na, Tigerpfote? Wie gefällt dir dein neuer Name?"

Er ringelte glücklich seinen Schweif und ließ ein Schnurren ertönen. "Sehr gut", antwortete er und grinste. "Tigerpfote klingt stark!" Auch sie konnte sich kein amüsiertes Schnauben verkneifen.

Dann sah sie sich auf der Lichtung um. Die anderen Katzen gaben sich ein letztes mal die Zunge, ehe sie sich verabschieden und in ihren Bauen verschwanden. Die Lichtung wurde immer dunkler. Die untergehende Sonne tauchte den Wald in ein dämmriges Licht.

"Ich glaube, wir sollten auch schlafen gehen", vermutete Rabenpfote und deutete mit den Kopf auf den Schülerbau. "Ab morgen beginnt das Training. Und ich kann dir sagen, dass es nicht einfach wird" Der getigerte Kater nickte knapp und folgte ihr über die Lichtung. Mit den beiden Katzen, die in den Schülerbau schlüpften, verschwanden auch die letzten Sonnenstrahlen am Horizont.

Die schwarze Schülerin blinzelte, bis sie sich an die Dunkelheit des Baus bewöhnt hatte. Die anderen Schüler schienen noch nicht da zu sein. Rabenpfote und Tigerpfote waren alleine. Sie bedeutete dem Kater, sich neben ihr in ein freies Nest zu legen. Dann nahm auch sie im weichen Moos Platz, drehte sich ein oder zweimal im Kreis und rollte sich dann zusammen.

Tigerpfote legte sich ebenfalls hin, doch bei seinem Anblick musste Rabenpfote überrascht blinzeln. Seine Schlafposition sah urkomisch aus. Die Art, wie er in seinem Nest lag, wie er seinen Körper krümmte und sich unter dem Moos verbag wie ein nach Schutz suchendes Tier, hatte nichts von einer Katze. Vielleicht ist das dort normal, wo er herkommt. Trotzdem ist er schon ein seltsamer Kerl!

Ohne weiter darüber nachzudenken drehte sie sich in ihrem Nest um, sodass sie den Eingang des Baus im Auge behalten konnte, murmelte noch ein: "Gute Nacht" und schloss dann müde ihre Augen. Nach wenigen Momenten war sie eingeschlafen.

~

Noch vor dem ersten Morgengrauen schlüpfte Rabenpfote gähnend aus dem Schülerbau. Ihre Glieder fühlten sich schwer wie Stein an. Eigentlich hätte sie gerne noch etwas länger geschlafen, war aber wach worden, als Tigerpfote geräuschvoll das Nest verlassen hatte. Sie fragte sich, wo der Kater denn so früh am Morgen hin wollte.

Wenn man vom Teufel spricht. Sie entdeckte den braun getigerten Schüler vor dem Frischbeutehaufen und tappte zu ihm. "Na? Hunger?", fragte sie und setzte sich. "Hast du dir schon etwas ausgesucht?" Tigerpfote blinzelte sie verwirrt an. "Ihr esst andere Tiere?" Seine Stimme klang ungläubig. Sie glaubte, sie hörte nicht recht. "Natürlich", schnaubte die schwarze Schülerin verächtlich. "Jede normale Katze tut das!"

Schon wieder ein Blinzeln. "Ich habe noch nie Fleisch gegessen", miaute er verlegen. Sie schnappte hörbar nach Luft. "Dann wird es aber mal Zeit!", bemerkte die Kätzin, schnappte sich eine Amsel und legte sie ihm vor die Pfoten. "Probier mal. Vögel kann ich dir sehr empfehlen. Aber ich würde vorher die Federn entfernen"

Tigerpfote sah sie skeptisch an, worauf Rabenpfote genervt mit den Augen rollte. "Ach komm schon", meinte sie. "Ich vergifte dich schon nicht!" Das schien ihn zu überzeugen, denn er senkte zögernd den Kopf und probierte. Während er kaute erlaubte sich auch Rabenpfote ein paar Häppchen der Beute.

Die blauen Augen ihres Gegenübers begannen erfreut zu leuchten. "Das ist das Beste, was ich je gegessen habe!" Sofort machte er sich gierig über den Rest her. Während Rabenpfote ihm beim Schmatzen und Schlingen beobachtete fragte sie sich, wovon er sich denn vorher ernährt hatte, wenn nicht von Fleisch.

Doch sie bekam keine Gelegenheit, ihn danach zu fragen, weil in diesem Moment ein ihr vertrauter, roter Kater seinen Kopf aus den Kriegerbau steckte. "Hey, Rabenpfote! Du bist ja schon wach!" Rotsprung, Rabenpfotes Mentor und bester Jäger des Schattenclans, kam auf die beiden Schüler zu getappt und begrüßte die schwarze Kätzin mit einem freundlichen Lächeln. "Lust auf einen Jagtausflug?" Als Rabenpfote Tigerpfote gestern gefunden hatte, war sie eigentlich auch im Auftrag ihres Mentors jagen gewesen. Sie nickte eifrig. "Klar! Immer!"

Rotsprung kommentierte ihre Vorfreude mit einem zufriedenen Schnurren. Dann wandte er sich an Tigerpfote. "Eisklaue hat heute leider keine Zeit für dich, deshalb begleitest du uns", miaute er kühl. Er schien dem neuen Clanmitglied noch nicht wirklich zu trauen. "Seid ihr bereit?" Als beide Schüler stumm nickten, drehte sich der rote Kater um und marschierte auf den Lagerausgang zu.

Seite an Seite folgten ihm die beiden jungen Katzen und unterhielten sich über das Wetter und anderes, belangloses Zeug. Rabenpfote fand den Tigerpfote sympathisch. Sie konnte sich sogar vorstellen, ihn einen "Freund" zu nennen. Jedenfalls war sie froh, dass sie endlich einen Schüler gefunden hatte, der nicht so war wie Blütenpfote und Blumenpfote.

Diese beiden waren nämlich die zickigsten, nervtötensten, besserwisserischsten und gemeinsten Kätzinnen, die Rabenpfote kannte. Schon von klein auf hatten die zwei Geschwister Freude daran gefunden, andere bis zum geht nicht mehr zu mobben und trotzdem schien jeder die beiden zu mögen. Es war Rabenpfote ein Rätsel.

Nun schlich die kleine Gruppe durch den Wald. Es roch angenehm nach Kiefernsaft und Moos, die Bäume zogen lange Schatten über den Boden, in denen Rabenpfote sich fast unsichtbar machen konnte. Dieses Territorium war einfach ein Paradies. Sie würde es für nichts auf der Welt verlassen.

Sie beobachtete Tigerpfote aus dem Augenwinkel, als er gerade nicht hinsah. Der Kater lief geduckt, hatte sie Ohren nervös angelegt und warf ängstliche Blicke um sich, als erwartete er, dass jeden Moment ein Dachs aus dem Gestrüpp rennen und ihn mit einem Happs verschlingen würde. Bei jedem Knacken, jedem Rascheln und jedem anderen Geräusch zuckte er zusammen.

Sie legte den Kopf schief. Hat sein seltsames Verhalten vielleicht etwas mit seiner Vergangenheit zu tun?, schoss es ihr durch den Kopf. Und wenn ja: Was wurde ihm nur angetan, dass er sich wie eine verschreckte Maus verhält?

Warrior Cats - Katz und MausWo Geschichten leben. Entdecke jetzt