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Der junge Mann kommt erzürnt die letzten paar Meter auf mich zu. Genauso schnell springe ich auf mein gesundes Bein und gehe in Abwehrposition. Ich werde nicht hilflos sterben. Von seiner Seite ertönt nur ein lachen.
„Mach dich nicht lächerlich Schätzchen. Du hast keine Chance." sagt er und kommt vor mir zum stehen.
Schnell trete ich mit einem Bein nach ihm, doch blitzschnell greift er danach und krümmt es mit Leichtigkeit ohne ein weiteres Wort, sodass man das Brechen meines Knochen hört. Dabei sieht er mir kühn ihn die Augen und lächelt einfach nur süffisant.
„Das wäre nur ein verstauchter Knöchel, plus ein gebrochenes Bein. Ich schätze du wirst eine Weile mein Gast bleiben müssen."
Augenblicklich schreie ich auf, vor Schmerz aber auch vor Ungläubigkeit. So laut habe ich mich selbst noch nie schreien gehört. Der Schmerz wird immer stärker und ich kann mich nicht mehr auf meinem gesunden Bein halten. Ich versuche mich nur noch von dem Fremden wegzudrehen und  schreie nach Anna.
„ANNAAAAAA" ich stütze mich zitternd vor Schmerz an der Wand und bete dass der Fremde hinter mir verschwunden ist, doch ich spüre noch deutlich seine Anwesenheit. Wie er mir Löcher mit seinem Blick in den Rücken bohrt, nur ein paar Zentimeter entfernt. Ich könnte schwören ich müsste seinen Atem spüren, doch da ist nur Kälte.
„Du scheinst ziemlich starken Willens zu sein. Tut mir leid aber da muss ich nachhelfen." er seufzt und ich spüre einen Luftzug. Etwas trifft mich hart am Kopf und ich stürze zusammen. Alles wird schwarz und ich verliere die Kontrolle meines Körpers.

Benebelt komme ich langsam wieder zu mir. Wie viel Zeit vergangen ist? Keine Ahnung. Ich habe höllische Schmerzen in Kopf und Bein. Langsam hebe ich meinen Kopf etwas und schaue mich um. Ich bin immer noch im Keller, wo mich der Fremde bewusstlos geschlagen hat. Wo ist Anna? Hat er ihr auch was angetan? Mein Kopf klärt sich etwas auf und ich schaue mich um. Alle meine Sachen sind weg. Meine Kamera, Walky talky und mein Rucksack wo auch mein Handy drinnen war. Ich muss nach oben. Nach Anna suchen und weg von hier. Langsam rolle ich mich auf meine Knie und heule vor Schmerz auf. Ich spüre wie mein Herz in meiner Brust rast, und ich nehme einen tiefen Atemzug, dann beginne ich die Treppen hochzukraxeln. Dabei entgeht mir nicht der Blutfleck am Boden, der wohl von meiner Kopfverletzung kommt. Shit.
Als ich dann nach einer gefühlten Stunde endlich die Treppen oben ankomme schaue ich mich auf allen vieren um.
„Anna?" meine Stimme ist auch nicht wirklich mehr als ein Flüstern. Schnell räuspere ich mich.
„Anna!!!" ich schreie so laut ich kann. Doch als Antwort erhalte ich nur eine toten Stille.
Vielleicht ist sie schon draußen?
Ich beschließe das Haus so schnell wie möglich zu verlassen und dann Hilfe zu holen, falls Anna noch hier ist.
Ich nehme meine letzte Kraft zusammen und krieche Richtung Ausgang. Doch als ich den Ausgang in blickweite habe sehe ich dort ein paar Füße in Schuhen die mir bekannt vorkommen. Sie blockieren den Ausgang. Langsam hebe ich meinen Blick und sehe dem Mann in die Augen, der mich verletzt hat. Dieser schaut tadelnd auf mich herab und schüttelt seinen Kopf. Er hat seine Arme hinter dem Rücken verschränkt und bewegt sich kein Stück.
„Was willst du denn dort draußen Kim."  säuselt er und spricht dabei meinen Namen besonders merkwürdig aus.
Ich schlucke schwer und kneife meine Augen zusammen.
„Bitte lass mich gehen. Ich werde niemanden davon erzählen. Rufe nur einen Notarzt und ich erzähle denen dass ich gestürzt bin. Bitte." murmle ich.
„Aber das bist du doch auch du dummes Kind." knirscht er zwischen den Zähnen.
„Und wozu einen Arzt, wir werden dich auch so wieder herrichten." setzt er bei und kommt mit großen Schritten auf mich zu.
„NEIN!" ich reiße meine Augen auf, doch meine Kräfte haben mich verlassen.
Ich kann mich kein Stück mehr bewegen.
Er bückt sich zu mir runter und hebt mich mit Leichtigkeit hoch.
„Nein, nein, nein, nein!!!" ich schreie weiter in seinen Armen, doch das scheint ihn nicht sonderlich zu interessieren.
„Kümmern wir uns nun erstmal um dich. Dann um deine Freundin." raunt er und geht mit mir in seinen Armen die großen Holztreppen nach oben. Anna lebt. Gott sei Dank.
Er öffnet oben in dem großen Flur mit vielen weiteren Türen eine der Türen und trägt mich in ein lichtdurchflutetes Zimmer. Es stehen nicht viele Möbliere in dem Zimmer, nur ein großes Himmelbett und ein großer Holzschrank, der das ganze Zimmer für sich einnimmt. Der Mann schmeißt mich regelrecht auf das Bett und ich schreie auf. Mein Bein, scheiße.
Der Fremde verlässt das Zimmer und kommt nach kurzer Zeit wieder nur erkenne ich nicht was er dort in der Hand hält.
„Gib mir deinen Arm."
Ich starre ihn verständnislos an.
„Na los!!" brüllt er zu mir herab.
Zitternd halte ich ihm meinen Arm hin. Und da holt er tatsächlich eine Spritze aus seinem Ärmel. Schnell entziehe ich ihm wieder meinen Arm und bin diesmal tatsächlich schneller als er.
„Du törichtes Ding! Ich sollte dich einfach umbringen!" schreit er mich an.
Diesmal ist er wieder an der Oberhand, schneller als ich gucken kann sitzt er auf meinem Bauch und greift nach meinem Arm.
„Lass mich los du Bastard!! Du Psycho! Lass mich gehen!!" ich strample und zerre mit Todesangst, doch ich komme nicht gegen ihn an. Er holt aus und sticht mir die Kanüle aggressiv in den Arm. Ich jaule auf und fange an zu weinen. Was ist das für ein Stoff? Werde ich nun sterben?

PatientWo Geschichten leben. Entdecke jetzt