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Totenstille umgibt mich, als ich aus einem
bösen Alptraum erwache. Ich habe keine Schmerzen und ich schwebe schwerelos auf der Matratze auf der ich liege. Ich weiß nicht wer ich bin, oder wo ich mich befinde. Ich existiere einfach. Meine Augen flattern langsam auf und ich starre an die Decke vom Zimmer. Ich merke was für Halsschmerzen ich habe, als ich schlucke. Woher kommen die denn?
Schnell setze ich mich auf und merke wie dunkel es im Zimmer ist. Die schweren Gardinen sind vor dem Fenster zugezogen und das stört mich. Ich stehe auf und merke wie mein rechtes Bein nachgibt. Verwirrt ziehe ich die Augenbrauen zusammen und Stütze mich an der Wand ab. Mit einem Ruck ziehe ich den Vorhang beiseite und schaue raus in die dunkle Landschaft. Der Mond scheint groß und hell am Himmel. Wo zum Teufel bin ich?
Fieberhaft torkle ich zur Zimmertür und gehe direkt hinaus auf den großen langen Flur, in dem ein paar Kerzen entfacht wurden.
Ich krame in meinem Gedächtnis was in den letzten Stunden passiert war, als ich am Ende
vom Gang hinter der letzten Zimmertüre komische Geräusche höre. Stirnrunzelnd
gehe darauf zu und versuche sie zu öffnen. Doch sie lässt sich nicht öffnen, sie ist verschlossen. Ich rüttle an der Türklinke, als
die Geräusche zu Schreien übergehen.
„Hallo???" rufe ich.
„Kim!!" Erleichterung in der Stimme vom
Mädchen ertönt.
„Kim, Gott sei dank, du lebst!!" ruft Anna.
Natürlich. Ich sacke gegen die Türe. Wie konnte ich vergessen, wo ich mich befinde.
Die Erinnerungen prasseln wieder auf mich ein. Ich erinnere mich wie der Fremde mir eine Kanüle in den Arm gerammt hat. Es muss starkes Schmerzmittel gewesen sein, ich habe bis jetzt kaum Schmerzen in beiden
Beinen.
„Kim! Bist du noch da?!" brüllt Anna und
Holt mich somit wieder in das hier und jetzt.
„Anna, oh Gott! Ich komme nicht in das Zimmer!" rufe ich und poche gegen die schwere Holztüre.
Ich kann Ihre Antwort aber nicht abwarten, denn ich höre in nicht weiter Entfernung Schritte die sich nähern.
Ich überlege nicht lange und schlüpfe in das Nachbarszimmer neben dem
Anna sich befindet. Schnell schließe ich die Türe und atme tief aus.
Mein Puls erhöht sich immer mehr, denn ich höre kein Mucks mehr und weil das Zimmer in dem ich mich befinde stockdunkel ist, hilft mir auch nicht weiter. Nachdem sich meine Augen etwas an das Dunkel gewöhnen, erkenne ich schemenhaft Möbel. Eine große weiße Badewanne steht mitten im Raum, das ist das erste was ich erkenne. Langsam gehe ich darauf zu da ich merke, dass diese gefüllt ist mit Wasser. Augenblicklich bereue ich es aber, dass ich wieder so neugierig war. Die Flüssigkeit spiegelt sich im Mondschein, nur dass das angenommene Wasser kein Wasser ist, sondern Blut. Ich schlage mir vor Schock die Hand vor den Mund. Ekel kommt in mir hoch und ich kann mich nicht bewegen. Als aber eine schneeweiße Hand aus dem dicken Blut hervorschnellt und versucht nach mir zu greifen, kann ich mir einen Schrei nicht verkneifen. Ich ringe nach Luft und strauchle zurück zur Zimmertür. Die Hand verschwand so schnell wie sie aufgetaucht ist.
Tränen verschleiern meine Sicht und ich zittere am ganzen Körper.
Hilfe, Hilfe um Gotteswillen, auf was für einem Trip befinde ich mich gerade.
Ich lausche an der Türe, doch ich höre vom Flur draußen nichts mehr. So wie vorhin. Schnell öffne ich diese und strauchle aus dem Badezimmer hinaus in den nun dunklen Flur, der vor ein paar Minuten doch noch von Kerzenschein beleuchtet wurde?
„Anna.." raune ich leise gegen die Tür von dem Zimmer, in dem sie sich befindet.
Ich höre keinen Mucks mehr. Gespenstische Stille herrscht und das einzige was ich höre ist mein schwerer Atem. Ich versuche noch einmal die Tür zu öffnen und tatsächlich ist sie jetzt unverschlossen. Die Tür schwingt auf und das Zimmer dahinter ist hell erleuchtet doch es ist niemand mehr hier. Das Bett, ist durchwühlt und das weiße Lacken ist mit einem riesigen Blutfleck beschmutzt.
Oh Gott.
Ich schüttle meinen Kopf vor Unglauben. Sie hat zu viel Blut verloren. Das ist nicht gut.
Wo ist sie..
Schnell humple ich aus dem Zimmer und suche die Treppen die in das untere Stockwerk führen. Da das Schmerzmittel immer mehr nachlässt, humple ich immer mehr und es dauert bestimmt ewig bis ich die großen Treppen hinuntergestiegen bin.
In dem großen Wohnzimmer brennt im Kamin ein Feuer welches eine freundliche Wärme ausstrahlt. Das große rote Sofa was davor steht sieht einladend aus, doch es sitzt jemand darauf, der mir den Rücken zukehrt. Ich erkenne nur den Lockenkopf, der mir das Leben in den letzten Stunden zur Hölle gemacht hat.
Ich rühre mich kein Stück und starre einfach zum Feuer.
„Ich sehe du bist schon wieder auf den Beinen. Du solltest dich doch erholen." murmelt die Stimme des Lockenkopfs, der mir weiterhin den Rücken zuwendet.
Neben dem Kamin steht eine Standuhr deren Gondel hin und her schwingt. Es ist kurz nach Mitternacht.
„Wo ist Anna?" frage ich ihn kalt.
„Wer ist Anna?" antwortet er genauso kühn.
„Meine Freundin, du weißt genau wen ich meine." Meine Hände ballen sich zu Fäusten.
„Du hast keine Freundin mitgebracht, du dummes Mädchen." Er schüttelt seinen Kopf.
Das reicht. Ich fange bitterlich an zu weinen.
Ich möchte aufwachen. Das ist doch alles nicht mehr real.
Der Fremde sitzt plötzlich auch nicht mehr auf dem Sofa und ist verschwunden.
Ich spüre einen Lufthauch neben mir und fühle 2 Augen die mich anstarren.
„Hör auf zu weinen, es gibt keinen Grund dazu." raunt die tiefe Stimme neben mir und ich spüre ein paar Hände welche nach meinem
Gesicht greifen. Seine beiden Daumen wischen mir die Tränen vom Gesicht. Vor Schreck der plötzlichen Nähe, schnappe ich tief nach Luft.
„Schhh schh schhh."
Ich schlage seine Hände aus meinem Gesicht und im selben Augenblick geben meine Beine nach.
„Wo ist sie." Raune ich und rutsche langsam auf den Boden.
Der Fremde blickt zu mir herab und schüttelt den Kopf, bis er schließlich sich ganz von mir abwendet und im Dunkeln verschwindet.
Fuck.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 20, 2019 ⏰

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