ein romantisches selbstporträt

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in diesem Wesen

ist Wasser leichter als Blut

und Tränen schwimmen in seinen Venen.

in diesen Augen

liegt kein Ozean, sondern eine Iris,

die vergessen hat zu blühen.


in diesen Händen

hofft Kraft auf eine Aufgabe

an die Hand angelegt werden muss.

in diesem Herz

schläft ein rot-pulsierendes Narbenmeer,

selbst der letzte Fleck Gefühl narkotisiert.


in diesen Schultern

wird Ungleichheit gewogen

und für unabänderlich befunden.

in diesem Rücken

schultert ein Mensch die Last seiner Existenz

bis diese Fracht von ihm genommen wird.


in diesem Mund

ruhen unausgesprochene Worte im Hafen des Idealismus,

doch legen stets die falschen Boote ab.

in diesem Kopf

regiert der gute Wille und erreicht sein Volk nicht;

wurde schon längst vom Rest des Körpers gestürzt.


in diesen Füßen

klingt das Echo aller unbesuchten Orte

durch Mark und Bein.

in diesen Ohren

knistert das Feuer einer langen Reise

von der niemand weiß, wo sie enden wird.


in dieser Nase

überdauert der Duft der Freiheit

und vernebelt durch Illusion, denn niemand weiß wie Freiheit riecht!

in diesem Körper

haust eine Seele, die eine andere Wohnung sucht -

eine Wanderin, die nur auf der Durchreise ist.

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