Kapitel 1

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Gleichstand. Die letzen Minuten der Nachspielzeit liefen. Unser Trainer brüllte irgendwas vom Spielfeldrand zu uns, doch ich verstand ihn nicht. Alexia rannte mit dem Ball auf das gegnerische Tor zu, wurde aber von einer Spielerin von Valencia gestoppt. Das war meine Chance. Sie versuchte den Ball zu ihrer Mitspielerin zu passen, doch ich war schneller und stoppte ihn. Geschickt drehte ich mich und sprintete auf das Tor zu. Ich tickste gekonnt ein paar Gegnerinnen aus und hatte praktisch freie Bahn. Zwischen dem Tor und mir war jetzt nur noch der Torwart. Sie ließ mich nicht aus den Augen. Konzentriert starrte sie auf jede meiner Bewegungen. Lange Zeit zu überlegen hatte ich nicht, also täuschte ich einen Schuss nach links vor. Sie sprang, wie erhofft, auf die linke Seite und ich konnte den Ball im rechten oberen Eck versenken.

Meine Mädels stürmten auf mich zu und begruben mich unter ihnen. Von weitem hörte ich wie das Spiel abgepfiffen wurde. Vicky reichte mir eine Hand und half mir auf, nur um mir gleich danach um den Hals zu fallen. Der Rest des Teams, inklusive Trainer, stürmte jetzt auch auf den Rasen. Xavi, unser Trainer riss Vicky von mir weg und zog mich gleich in seine Arme. "Du bist ein Engel, kleine! Ich bin stolz auf dich!" Ich freute mich wahnsinnig und war verdammt stolz auf uns alle. Wir hatten echt hart trainiert und jetzt waren wir im Champions League Finale der Frauen.

Zusammen mit Chelsea, Vicky und Alexia machte ich mich auf den Weg zur Kabiene. Immer wieder beglückwünschte uns jemand oder sagte, dass wir es uns verdient hätten. Und dem konnte ich wirklich nur zustimmen. In der Kabiene herrschte schon die reinste Partystimmung. Laura, Torwart und Kabinen-DJ, hatte die Musik auf voller Lautstärke und von überall hörte man lauten und vor allem schiefen Gesang. Ich begann zu grinsen. Jap, das waren meine Mädels. Als Ana mich sah, hüpfte sie von der Bank, auf der sie gerade noch stand, sprang mal eben über die auf dem Boden sitzende Caro und fiel mir in die Arme. Leider mit so viel Schwung, dass wir beide auf dem Boden landeten. Lachend rappelten wir uns auf und fingen an wild durch die Kabine zu tanzen.

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Als ich mich nach dem Duschen fertig angezogen hatte, wandte ich mich an meine Teamkolleginen. "Hey Leute! Wo feiern wir heute Abend?" "Da hat so ein neuer Club aufgemacht. Soll echt gut sein. Ich kann euch nachher die Adresse schicken." Wir stimmten alle Lauras Vorschlag zu und ich verabschiedete mich von allen. Zusammen mit Melanie lief ich durch die langen Gänge des Stadions, raus auf den Parkplatz. Wir stiegen beide in meinen Aston Martin ein und ich fuhr mit quitschenden Reifen los. Mel drehte das Radio voll auf und im Auto dröhnte irgendein Lied, das ich nicht kannte, aber Mel anscheindend auswendig konnte, denn sie sang, oder besser gesagt jaulte, lautstark mit. Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen, denn es hörte sich wirklich verdamm lustig an!

Keine zehn Minuten später kamen wir bei ihr an. Mel verabschiedete sich von mir, holte dann noch ihre Tasche aus dem Kofferraum und verschwand in Richtung Haustür. Ich fuhr weiter und kam nach ein paar Minuten an meinem Haus an. Ich fuhr in die Garage, stieg aus und ging durch die Tür, die meine Garage mit dem Haus verband, rein. Meine Tasche warf ich in irgendeine Ecke und begab mich in die Küche, wo ich mir als erstes ein Brot dick mit Nutella bestrich und eine Tüte Gummibärchen schnappte. Jaja, ich weiß schon, Profisportler sollten sich gesund ernähren... Aber das war mir in dem Moment sowas von egal. Erstens hatte ich verdammt hunger und zweitens das schmeckte einfach so gut! Ich setzte mich mit den Sachen in mein Wohnzimmer auf das große weiße Sofa und schaltete den Fernseher an. Bis ich mich mit den Mädels treffen würde, hatte ich noch genug Zeit. Ich schaltete durch die Programme, während ich genüsslich in mein Nutellabrot biss.

Langweilig. Langweilig. Wiederholung. Langweilig. Ah, wer sagts denn. Die berichteten über das Spiel vorhin. "...aber mit Abstand die beste Spielerin, war die 18-jährige Brasilianerin Adriana dos Santos. Die Stürmerin, die erst seit dieser Saison in der Frauenmannschaft des FC Barcelonas spielt, lieferte eine überragende Leistung ab und schoss das entscheindende Tor, das das Team ins Champions League Finale brachte. Trainer Xavier Llorens zeigte sich in der Pressekonferenz nach dem Spiel zuversichtlich für das Finale und sagte dos Santos eine große Karriere voraus. Und jetzt zu..."

Ich grinste bis über beide Ohren und sah dabei wahrscheinlich ziemlich gestört aus. Es war einfach immer wieder schön, wenn man gelobt wurde. Besonders, wenn die eigenen Eltern nie an einen geglaubt hatten. Die beiden hatten nie daran geglaubt, dass ich mit Fußball spielen Geld verdienen würde. Sie wollten lieber, dass Luis, mein älterer Bruder, und ich arbeiten gehen würden und Geld nach Hause bringen. Selbst rührten sie aber keinen Finger. Beide hatten keinen Job und taten auch nichts dafür einen zu bekommen. Das einzige was sie den ganzen lieben Tag lang konnten, war sich über das Leben in der Favela zu beklagen. Aber ich hatte es geschafft da raus zu kommen. Irgendwie ist Barça auf mich aufmerksam geworden, keine Ahnung wie, und hat mir einen Vertrag in der B-Mannschaft der Frauen angeboten. Meine Eltern waren strikt dagegen, weil sie dachten, ich würde es sowieso nicht schaffen. Aber mir war egal was sie wollten. Ich bin zusammen mit Luis, der mich immer unterstützt hatte und es auch immer noch tut, mitten in der Nacht abgehauen und nach Barcelona geflogen wo ich gleich den Vertrag für eine Probezeit unterschrieben hatte.

Nach den drei Monaten Probezeit kam dann der Schock. Mein Trainer kam zu mir und meinte sie können mich nicht in der Mannschaft behalten. In dem Moment ist eine Welt für mich zusammen gebrochen. Ich dachte, dass meine Eltern die ganze Zeit recht hatten und ich es eh nicht geschafft hätte. Ich wollte mich dann gerade von ihm verabschieden, als er sagte, dass der Trainer der A-Mannschaft, die in der Primera Division spielte, mich gerne in seinem Team hätte. Ja und so kam ich dann da hin wo ich jetzt bin. Und jetzt, wo ich erfolgreich bin und genug Geld hatte, kamen meine Eltern wieder an und behaupteten, dass sie immer gewusst hatten, dass ich es schaffen würde. Ha! Dass ich nicht lache. Die wollten nur mein Geld. Aber ohne mich! Nicht nachdem, was sie Luis und mir schon alles angetan hatten.

Mein iPhone vibrierte und ich sah, dass ich zwei Nachrichten bekommen hatte. Eine von Laura in der Mannschaftsgruppe wegen der Adresse des Clubs. Die ander war von Mel, die fragte ob ich sie mitnehmen würde. Ich sah auf die Uhr auf meinem Display und wäre vor Schock fast vom Sofa gefallen. Ich hatte nur noch gut zwei Stunden! Wie von der Tarantel gestochen rannte ich nach oben in mein Ankleidezimmer und stand dann, ratlos wie immer, vor meinen Klamotten, weil ich nicht wusste was ich anziehen sollte.

Nach ungefähr zehn Minuten, des verzweifelten Suchens, entschied ich mich für ein schlichtes, trägerloses, enges, rotes Kleid, das mir ungefähr bis zur Mitte der Oberschenkel ging. Da ich im Stadion schon geduscht hatte, musste ich das jetzt wenigstens nicht mehr machen. Ich steckte meinen Lockenstab ein und setzte mich damit vor meinen Schminktisch.

Es dauerte eine ganze Weile, bis ich mit meinen Haaren und dem Make-up fertig war. Schnell suchte ich noch nach meiner Schwarzen Clutch, in die ich mein iPhone und Geld einpackte, und zog mir meine schwarzen Louboutins an. Ich machte mich auf den Weg nach unten und traf im Wohnzimmer auf Luis. Er wohnte zwar nicht hier, ging aber trotzdem ein und aus als wäre es sein Haus. "Hübsch siehst du aus, Schwesterchen. Übrigens tolles Spiel." Ich bedankte mich kurz bei ihm und lief zu dem Regal, auf dem die Schlüssel von meinen Autos lagen. Schnell schnappte ich mir den von meinem Audi r8, lief in die Garage, setzte mich rein und fuhr los zu Mel.

Am Club angekommen, warteten alle anderen schon auf uns. Wir beeilten uns zu ihnen zu kommen und zusammen stolzierten wir an den wartenden Menschen vorbei. Ein paar von diesen aufgedonnerten Plastikbarbies, die aussahen als wären sie mit dem Gesicht vorraus in einen Farbeimer gefallen, sahen uns hasserfüllt an. Ja, so wie es aussah, mussten die noch eine ganze Weile warten, bis sie rein kamen.

Wir liefen an dem Türsteher, der uns sofort rein ließ, vorbei und sofort in den VIP-Bereich. Jetzt konnte die Party losgehen!

risk everything // a Neymar Jr. FanFictonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt