K A P I T E L 3

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"Was bist du denn heute so nervös?"

Yoojoon sah seinen Bruder an, der die ganze Zeit, auf Zehenspitzen, den Hals über die Menge streckte und vergeblich versuchte etwas zu erkennen. Yoojoons Nerven lagen blank. Wenn Minjoon etwas passieren würde, dann wäre das auch sein Ende. Da Minjoon ihn völlig überhört hatte, weil er immernoch vergebens nach Kwan suchte, packte er seine Schultern und zog ihn sacht von den Zehenspitzen.

"Minjoon."

Minjoon sah zu ihm.

"Ja? Was? Hast du etwas gesagt?"

Yoojoon seufzte und massierte leicht seine Schläfen. Er bekam schon wieder Kopfschmerzen.

"Geh nach Hause, Minjoon. Kwan ist nicht hier." ,

sagte er und machte Minjoons Schaal richtig. Junghwa, der mit einem aus dem Fußballteam gesprochen hatte, drehte sich jetzt wieder zu den Zwillingen um.

"Kwan? Klar ist der hier. Hab ihn vorhin am Pool gesehen. Was willst du von ihm?"

Ohne auf Junghwas Frage zu antworten, drehte Minjoon sich um und hastete durch die Menge in Richtung Pool. Yoojoon versuchte noch nach seinem Arm zu greifen aber erwischte ihn nicht mehr und er und Junghwa sahen ihm nur nach, wie er in der Menge verschwand.

"Was will er von Kwan?",

fragte Junghwa, doch Yoojoon konnte nur mit den Schultern zucken.

"Wenn ich das nur wüsste.",

sagte er und reichte Junghwa sein Getränk.

--

Minjoon hatte sich irgendwie durch die Menge gekämpft und stand nun im Garten, mit seinem Blick auf den riesigen Pool gerichtet. Er sah sich um, doch Kwan war nirgends zu sehen. Frustriert steckte er die Hände in die Taschen seines Mantels und wollte schon in Richtung Ausgang gehen, doch dann erblickte er Yang Yongsun, der hinter dem riesigen Haus herkam. Auf seinem Hemd und an seinen Händen - Blut. Minjoon stutzte. Diesmal war es nicht sein Blut, welches an Yongsuns Händen klebte, doch es war vielleicht eine Erklärung, wieso er Kwan nicht finden konnte. Er machte kehrt und ging in die Richtung, aus der Yongsun gekommen war. Sein Weg führte ihn zu einem kleinen Hinterhof, den die Familie für Kompost und Schrott verwendete. Die einzige hässliche Ecke des Anwesens. Vorsichtig lugte er um die Ecke und tatsächlich - Kwan saß auf einer der Obstkisten und wischte sich das Blut von der Lippe. Auf ihn wurde definitiv eingeschlagen. Zudem zierte ein übler Cut seine rechte Augenbraue und das dunkle Blut lief sein Gesicht und seinen Hals hinunter. Langsam ging Minjoon auf ihn zu.

"Kwan."

Dieser hob den Kopf und sah ihn an.

"Was willst du?",

fragte er prüde und stand langsam auf.

"Geht es dir gut?",

fragte Minjoon und reichte ihm ein blaues, sauberes Stofftaschentuch. Kwan nahm es ihm unsanft aus der Hand und hielt es an seine Augenbraue.

"Geht dich das was an, du Freak?",

fuhr er Minjoon an. Dieser schluckte und senkte den Kopf, obwohl Yoojoon immer sagte er sollte nicht den Kopf vor jemandem senken, der ihn respektlos behandelte. Kwan ging an ihm vorbei und stieß ihn dabei absichtlich mit seiner Schulter an. Bevor er allerdings um die Ecke verschwinden konnte, nahm Minjoon seinen ganzen Mut zusammen und hob seinen Kopf, wobei er sich zu Kwan umdrehte.

"Was hast du zu verbergen?"

Kwan stockte und blieb stehen. Seine rechte Hand ballte sich zu einer Faust.

"Wie war das?"

Er drehte sich ebenfalls zu Minjoon um. Sein Blick war finster und auch aus seiner Nase tropfte jetzt das dunkle Blut auf sein weißes Hemd. Minjoon sah ihn nun direkt an.

"Was werde ich finden, wenn ich auf OmniData nach dir suche?"

Sein Herz raste wie verrückt und obwohl er Angst vor Kwan hatte, musste er standhaft bleiben. Kwan ging auf ihn zu und stieß ihn mit einem heftigen Tritt zu Boden, wobei er versuchte sich mit seinem linken Arm abzufangen. Sein Arm schliff über den Boden und dabei über ein stück Stahl, welches in den Bodenplatten verarbeitet wurde, jedoch durch einen schweren Gegenstand, der wohl auf die Platte gefallen war, herausgesprungen war. Die messerscharfe Kante, bohrte sich tief in seinen Arm und er stieß einen kurzen Schrei aus. Kwan drückte mit seinem Fuß Minjoons Oberkörper zu Boden und beugte sich etwas zu ihm hinunter.

"Ich warne dich, Freak. Schnüffel nicht in Dingen, die dich nichts angehen! Lass mich in Ruhe sonst mache ich dich fertig!"

Minjoon wimmerte kläglich und spürte, wie sich unter seinem Arm eine Blutlache bildete. Es tat höllisch weh und es fühlte sich an, als hätte man ihm den Arm komplett abgeschnitten. Kwan nahm seinen Fuß von ihm und ging. Er ließ ihn einfach da liegen. Allein. Verletzt. Minjoon zitterte und versuchte aufzustehen, doch der Schmerz lähmte ihn und das Stück Stahl steckte noch immer tief in seiner Wunde. Zitternd, holte er sein Handy aus seiner Manteltasche. Mit, durch Tränen, verschwommenem Blick, versuchte er Yoojoons Nummer zu wählen. Nach mehreren Versuchen, hatte er es dann geschafft und hielt sich das Handy ans Ohr.

--

Seine Hand strich langsam über ihre Hüften und er wandte seinen Blick nicht von ihr ab. Das Kaugummi, klebte immernoch fest in ihren Haaren und sie lag einfach nur regungslos da. Langsam strich seine Hand durch ihr blasses Gesicht und er drückte langsam seine Lippen auf ihre.

"Was meinst du, Yoojoon...wie würden ihr kurze Haare stehen?"

Junghwa beugte sich über sie und nahm ihre wunderschönen, langen Haare in die Hand. Yoojoon saß vor dem großen Bett in Daejungs Zimmer, auf dem Junghwa mit Ha Minhae lag und nun die große Schere vom Nachttisch nahm. Er konnte schon nicht mehr klar sehen und der ganze Raum drehte sich um ihn. Die Musik verhallte in seinen Ohren und er nahm noch einen Schluck aus seiner Flasche. Er bekam nicht mehr mit, was um ihn herum passierte. Das Handy in seiner Tasche fing an zu vibrieren und er nahm es, rein aus Instinkt, heraus. Minjoon. Frustriert schmiss er sein Handy in eine Ecke.

„Weiß nicht...wie würde meinem Vater etwas mehr Zuwendung für mich stehen?", murmelte er.

Junghwa ignorierte seinen, offenbar sturzbetrunkenen Freund und zündete sich eine Zigarette an. Ein breites Grinsen machte sich über seinem Gesicht breit und er fing an Minhaes Haare abzuschneiden, langsam und Strähne für Strähne. Wie in Zeitlupe, fielen diese auf den weißen Fußboden. Seine Hand griff fest in ihren Haaransatz und zog sie zu sich nach oben. Sie gab nichts, als ein leises Wimmern von sich und öffnete langsam die Augen. Sie blieb regungslos. Nur ihre Augen sahen kurz in Junghwas und ihr lief eine Träne kalt die Wange hinunter. Er sah sie an und ein Grinsen machte sich in seinem Gesicht breit.

"Hexen sind ja bekanntlich wunderschön."

Er ließ die Schere zu Boden fallen und drückte sie wieder auf das Bett. Mit nur einem Ruck, zog er sich sein Shirt vom Leib und zog langsam ihre Unterhose nach unten. Er beugte sich hinunter, direkt neben ihr Ohr.

"Du hättest das Getränk nicht annehmen sollen.", hauchte er.

Yoojoon blinzelte und starrte auf sein Handy, welches immer wieder vibrierte und dessen Display immer wieder hell aufleuchtete. Was ist so toll an ihm? Alles verschwamm immer mehr vor seinen Augen und er spürte nur noch, wie sein Oberkörper seitlich zu Boden ging und er sich die Nase an der Sojuflasche anstieß. Im Hintergrund war Junghwa gerade dabei den größten Fehler seines Lebens zu begehen und niemand konnte ihn noch vor sich selbst beschützen...

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 02, 2019 ⏰

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