Ich hatte auf diesen Moment gewartet. Unachtsamkeit. Die Erzieherin war abgelenkt, endlich. Ich rannte los. Schnell war die Reisegruppe außer Sichtweite. Ich war sie los. Wahnsinn, lächelnd genoß ich die kalte Luft auf meinen Wangen, die Stille des Waldes und den Ausblick auf das Tal vor mir. Endlich fühlte ich, was ich schon immer vermisst hatte. Freiheit. Der wildeste Teil des Gates of the Arcitc Nationalsparks würde mein neues Zuhause werden. Ich war genau wo ich sein wollte, sein musste. Weit weg von den Menschen, denn die Wahrheit ist, Menschen sind grausam. Ich hasste Menschen. Die Wölfin in mir bettelte ihre Pfoten auf der dunklen Erde spüren zu dürfen, ihre Nase in die Höhe zu strecken und die Freiheit selbst riechen zu können, voller Freude gab ich ihrem Drängen nach. Ich wandelte mich, schnappte meine Tasche mit dem Maul und folgte meinem Instinkt. Tagelang erkundete ich die Gegend, bis ich Jemandem begegnete.
Ich war in meiner menschlichen Form und lag, meinen Gedanken nach hängend, auf einer kleinen Wiese. Ich roch ihn bevor ich ihn hörte. Ein brauner Wolf kam langsam näher. Ich lächelte, doch leider schien dieser reine Wolf nicht sehr erfreut über Eindringlinge zu sein. Sein knurren unterstrich seine Körperhaltung. Oh oh. Es fehlte nur noch das Zähnefletschen und zack, da ist es schon. Oh nein, Freundchen. Nicht mit mir. Ich wandelte mich und antwortete ihm mit der selben Körpersprache, doch kaum hatte ich meine Gestalt geändert, setzte sich der Wolf hin, ließ seine Drohgebärde fallen und legte den Kopf schräg. "Du bist eine von ihnen.", stellte er ruhig fest. "Ach du grüne Pflaume!", ich tapste überrascht hin und her. "Ich kann mit Wölfen sprechen." Aus der Kehle des Wolfes vor mir kam ein Geräusch das einem Lachen sehr ähnlich kam. "Ach was?" "Ohje ohje." "Jetzt beruhig dich kleine Wölfin." "KLEIN?", ich fletschte die Zähne. "Schon gut, verzeih. Mit Alphawölfen ist auch nie zu spaßen. Nun, sag mir bitte welches Rudel deins ist oder zu welchem du gehörst, Alphaweibchen." "Ich habe kein Rudel und ich gehöre auch keinem an und wie kommst du darauf ich sei ein Alphatier?" "Der Geruch, du stinkst beinahe nach Alpha, so viel Alpha wie in dir Steckt habe ich noch nie gerochen." "Oh." "Nun denn, mein Name ist Kim. Ich gehöre zum alaskischen Rudel." "Es gibt in Alaska ein Rudel?" "Kindchen, du weißt anscheinend gar nichts über uns." Ich knurrte ihn an. "Verzeih mir nochmal, es ist nur.. sehr ungewöhnlich eine Gestaltenwandlerin, zu treffen, auch wenn sie noch so jung ist, die überhaupt nichts über Wölfe weiß." "Ich, ich wusste nicht einmal, dass ich fähig bin mit dir zu sprechen. Könntest du mir bitte so viel sagen wie du weißt?" "Gerne, allerdings wäre es mir lieber dies in meiner Höhle zu tun." "Ich folge dir."
"So. Hör zu, am Ende darfst du Fragen stellen. Du bist eine Gestaltenwandlerin, halb Mensch, halb Wolf, doch du bist besonders da, so viel ich weiß, in dieser Gegend nur eine Familie mit Alphablut in den Adernd existiert. Hier in Alaska gibt es ein großes Rudel von euch, mit dem eben genannten Alpha als Anführer. Nach und nach haben sich reine Wölfe, so wie ich, diesem Rudel angeschlossen. Trotzdem besitzen wir reinen Wölfe noch unsere Reviere und leben nach unseren Regeln. Es geht bei unserer Rudelverbindung eher um einen Austausch von Informationen und Gefallen zwischen uns und euch Gestaltenwandlern, auch im Falle eines Kampfes stehen wir unserem Rudel zur Seite. Du, hast allerdings ein Problem. Du bist unwissend und allein, als Wolf allein zu sein ist nicht ungefährlich, als halb Wolf ist es gefährlich. Es scheint mir zwar, dass du dich gut verteidigen könntest, denn du bist ein Alphatier, doch allein bist du einem Rudel nach einiger Zeit unterlegen." "Ich will frei sein." "Selbst wenn du einem Rudel beitreten wollen würdest. Es ginge nicht. Als Alphaweibchen bist du nicht fähig dich unterzuordnen." "Tja, ich dachte ja ich wäre einfach ein Sturrkopf, jetzt weiß ich wenigstens woher das kommt." Kim lachte wieder sein wölfisches Lachen. "Ich denke ich möchte dich meiner Familie vorstellen. Dies hier ist meine alte Höhle, nicht weit von hier ist meine Größere, meine Eltern, meine Partnerin und unser erster Wurf leben dort. "Aww, Welpen?!" Stolz richtete Kim sich auf. "12 Stück." "Ne Menge Mäulchen zu stopfen, heh?" "Glaub mir, ich warte sehnsüchtig auf den Tag an dem sie erwachsen werden." Wir beide lachten. "Ich würde mich freuen deine Familie kennen zu lernen."
"Awww! Wahnsinn seid ihr niiiieeeedlich!" "Spiel mit uns!" "Bitte bitte!" "Fang uns!" Kleine Pfoten sprangen an mir hoch, kleine Mäuler kabberten an meinen Ohren und kleine Nasen stupsten mich in den Bauch. Aus dem Bau kam eine graue Wölfin geschossen, bereit ihre Welpen zu verteidigen, doch Kim begrüßte seine Wolfsfrau liebevollund stellte mich rechtzeitig als Freundin vor, bevor Vivian sich auf mich stürzen konnte. "Ein Wolfsmädchen, ganz allein?" "Ein Alphawolfsmädchen.", korrigierte sie Kim. "Du solltest bei uns bleiben, wir können dir einen Bau hier in der Nähe graben. Du bist noch zu klein um alleine durch die Wälder zu streifen!" Eine richtige Mama sprach da aus Kims Gefährtin. "Ich möchte euch keine Umstände machen." "Ach papperlapapp! Du gehörst jetzt zur Familie und aus!" Verwundert sah ich Kim an. Dieser sah mich glücklich an: "So ist sie. Willkommen in der Familie!"
Hier war ich nun, nach Jahren im Heim, lernte ich die Liebe einer Familie kennen, Wolf zu sein war das Schönste was es gibt. Die 12 Welpen wuchsen schnell und Kims Eltern trafen wir an den Reviergrenzen. Schnell lernte ich auch andere Familien kennen. Nach einiger Zeit sehnte sich mein Körper allerdings nach meiner menschlichen Seite. Ich sprach mit Vivian und Kim darüber und zu meiner Überraschung zeigten sie mir eine Hütte die in ihrem Revier stand, die alte Jagdhütte wurde also mein neues Zuhause. In meiner menschlichen Form schaffte ich es in einigen langen Monaten und überraschend viel Glück alles bewohnbar zu machen. Mein Glück war der Vorrat an Dosenessen, Werkzeug und Benzin. Denn mit diesem Benzin konnte ich die Kettensäge füllen um Holz für das kaputte Dach zurecht zu sägen und einen hohen Zaun um mein Haus zu stellen. Zu meiner großen Freude grub sich Kim mit seiner Familie einen neuen Bau auf meinem umzeunten Gelände.
Kim erklärte mir nach einem Jahr, dass ich Etwas ganz besonderes erlernt hatte. Ich konnte auch in menschlicher Form mit Wölfen sprechen, seiner Meinung nach war kein anderer Gestaltenwandler dazu fähig.
An einem Abend, ich war nun schon beinahe 2 Jahre hier draußen, rief mich meine Wolfsfamilie aus dem Haus. "Lilly, ich spreche für meine Familie und meine Eltern, wir bitten dich Teil deines Rudels werden zu dürfen." Kim hatte mich auf diesen Moment vorbereitet, in wolfsform sprach ich zu meiner Familie: "Ich, ich denke ich hab ab heute ein Rudel. Ich schwöre euch euer Wohl über meines zu stellen, niemals meine Pflicht gegenüber meinem Rudel zu vernachlässigen, für euch kämpfen, für euch sorgen und für euch sterben. Ich bin Alpha Lilian, euer Alpha. Ich liebe euch.", die letzen Worte flüsterte ich. Die 16 Wölfe vor mir legten alle leise einen Schwur ab und ich spürte wie sich eine magische Verbindung zu meinem Rudel formte. "Ein tolles Gefühl so ein Rudel, nicht wahr?", fragte Kim nach diesem Ereignis. "Es ist wundervoll."
Nachdem andere reine Wölfe Kims Beispiel gefolgt waren bestand mein Rudel, 2 Jahre nach meiner Flucht aus dem Heim, aus 193 reinen Wölfen, verteilt über ganz Alaska, mit jedem Frühlingsende wurden es mehr. In der Regel bestanden die Würfe der Wölfinen aus ca. 5 Welpen.
Kim, als mein Betawolf, erwartete jeden Tag Mitglieder seines alten Rudels, also Gestaltenwandler, die auf der Suche nach mir waren. Mir, dem Grund warum alle reinen Wölfe das alaskische Rudel verlassen hatten. Warum hatten sie das eigentlich getan? Als ich Kim danach fragte hatte er eine knappe aber eindeutige Antwort für mich, ihr Instinkt. Damit wäre das geklärt. Da Wölfe keine menschlichen Züge hatten, war das Leben für uns leicht. Revierkonflitkte wurden fair ausgekämpft und danach schnell vergessen. Es gab kein Neid, keine Lügen und keine sinnlosen Konflikte.
Meine Probleme begannen an dem Tag, an dem, wie Kim erwartet hatte, das alaskische Rudel auftauchte..
![](https://img.wattpad.com/cover/2017068-288-k183574.jpg)
DU LIEST GERADE
Hands off my Pack!
WerewolfLilly flieht aus dem Heim, denn sie ist anders. Halb Mensch, halb Wolf und noch dazu Alpha. Ihr neues Rudel bedeutet alles für sie, einen größeren Fehler kann der alaskische Alphawolf nicht machen, als sich mit ihr anzulegen, denn Lilly ist noch bes...