In der Küche eines Farmerhauses in Kansas.
Eine blonde Frau in einer Latzhose kniete gerade vor dem Abwasserrohr unter der Spüle.
Man hätte sie auch für ein junges Mädchen anfang Zwanzig halten können, dabei hatte sie schon im Sommer letztes Jahr ihr dreißigstes Lebensjahr erreicht.
Sie hätte eine richtige Naturschönheit sein können, wäre da nicht die Narbe, die quer vom rechten Auge ihrer Gesichtshälfte bis zu linken Wange verlief.
In der einen Hand hatte sie eine Schraubzange und in der anderen einen schon vom Abwasserrohr besudelter Lappen. Mit dem einst weißer Stofftuch, versuchte sie mit der linken Hand das messingfarbene Rohr zu umfassen. Mit aller Gewalt die sie aufbringen konnte, drehte sie in einer Hebelbewegung an dem leckenden Rohr. Dabei schrie sie vor Wut und vor Anstrengung laut: ,,Scheiße!" Sie rutsche noch bei der Bewegung vom Abflussrohr ab und fing sich mit den Händen ab. Sie stieß sich dabei schmerzhaft den Kopf, an der Spüle an. Normalerweise hasste sie es wenn Menschen fluchten, aber dieser Abfluss hatte ihr den letzten Nerv geraubt.
,,So eine verflucht Scheiße", spieh sie so laut aus das es direkte Nachbarn hätten hören können. Glücklicherweise hatte sie jedoch keine.
Die Frau rieb sich die schmerzende Stelle, dabei verwuschelte sie ihre schon krausen, blonden Locken noch mehr. Völlig erledigt setzte sie sich auf den alten dunkelbrauen Fließfußboden. Nun mehr als zwei Stunden versuchte sie sich jetzt als Klempnerin.
Kritisch beäugte sie die Stelle aus der es getropft hatte.
Sie hasste das Haus und liebte es zugleich. Es war alt und marode, hatte jedoch so viel charme.
In ihrer Kindheit war sie oft hier gewesen. Fast jede Sommerferien waren ihre Eltern und sie zu ihren Großeltern gefahren.
Hier hatte sie ihre Liebe zu Pferden und zu dem Land entdeckt. Damals hätte sie sich nie vorstellen können eines Tages in einer Stadt zu wohnen. Doch mit sechstzehn hatte sie selbst ihre ersten Erfahrungen mit der Liebe gemacht und schnell die Pferde vergessen.
Später mit zwanzig hatte sie Alex kennen gelernt. Er war zu dieser Zeit ein junger Polizist gewesen, gerade mal mit seiner Ausbildung fertig. Für ihn hatte sie damals alles stehen und liegen lassen, ihre Prinzipien über Bord geworfen und war stattdessen mit ihm in die Stadt gezogen, wo er schon bald seinem Beruf verfallen war. Erst als ihre Großeltern im letzten Jahr verstarben, beschloß sie allem zum Trotz wieder aufs Land zuziehen, mit oder ohne Alex. Er hatte sich für den Beruf entschieden und somit war Ester ihren eigenen Weg gegangen.
Ihren Namen, hatte sie ihren finnischen Vorfahren zu verdanken und vor allem ihrer Urgroßmutter väterlicherseits, die mit dem Namen Esteri auf die Welt gekommen und in den Anfang der Neunziger Jahren nach Amerika ausgewandert war. Sie hatte sich dort verliebt, in niemand anderen als Esters Großvater Daniel Stuart. Er war damals aus dem Krieg zurück gekommen um seine Eltern zu besuchen und war da auf Esteri gestoßen, sie half damals bei dem Büro seines Vaters, als Praktikantin in der Redaktion aus. Es hatte keine drei Monate gedauert, da hatten sie sich verlobt und kein weiteres Jahr bis sie mit Esters Dad schwanger gewesen war. Zusammen hatten sie dieses Stück Land erworben und noch eigenhändig die Farm aufgebaut.
Nun besaß Ester die acht Hektar Grund und Boden. Dabei benutze sie tatsächlich im Moment nicht mal die Hälfte davon. Ein Hektar hatte sie einzäunen lassen, auf dieser graste ihre Stute Raija. Zu dem Hof gehörten noch eine alte Scheune, deren roter Anstrich schon bessere Zeiten gesehen hatte. Neben der Scheune lag das einstöckige Wohnhaus, dieses hatte im vorderen Bereich eine große Veranda auf der sich Esters Schaukelstuhl befand, auf dem sie jeden Morgen ihren Kaffee trank. Sie hatte nicht viele Laster, aber Kaffee gehörte eindeutig dazu. Hinter dem Haus war der Hühnerstall mit einem kleinen Hütte in die sie Ester zu Nacht einsperrte um die Vögel vor Wildtieren zu schützen. Erst Ende letzten Herbstes war es ein Fuchs gewesen, der mehrere Hennen gerissen hatte. Worauf hin sie ein Häuschen besorgt hatte.
DU LIEST GERADE
The White Rider #colouraward18
Science FictionSie kamen um die Welt zu verdammen und die Menschen zu richten... Ester kann ihren Augen kaum trauen, als sie eines Tages einen attraktiven jungen Mann sieht der ihre Stute streichelt. Der Schönling entpuppt sich als niemand anderes als einer der ap...