Kapitel 15: Erschöpfung

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Bakugous PoV.

Die Landschaft war öde und rau. Einzig das entfernte Wellenrauschen und die leicht salzig riechende Luft verriet, dass wir dem Meer nahe waren. Nach einigen Stunden Wanderung war mein Mund ausgetrocknet und meine Lippen spröde und mir wurde erst da richtig bewusst, dass wir gar nichts – und ich meine wirklich gar nichts – dabeihatten. Wir hatten keinen Proviant und kein Wasser. Red stolperte immer wieder über den unebenen Untergrund ich musterte ihn ständig besorgt von der Seite. Ob nun ein Kirishima oder nicht, er war schwer verletzt und sein Körper würde viel Energie verbrauchen um zu heilen. Wenn uns eine andere Wahl geblieben wäre, hätte ich dafür gesorgt, dass er sich anständig auskurieren konnte. Aber diese Wahl blieb uns nicht, auch wenn es mir nicht gefiel, dass Kirishima diese Wanderung durchstehen musste.

Die ganze Zeit hielt ich seine Hand fest in meiner, um ihn zu unterstützen. Auch wenn er ständig lächelte und sich in keiner Weise beschwerte, wusste ich, dass er am Ende seiner Kräfte war. Es war wichtig, dass wir noch heute Ariko erreichten. Er musste seine Kraftreserven auffüllen, um schnell zu heilen.

Die Dämmerung brach bereits ein, als wir Ariko erreichten. Die kleine Stadt besaß eine einfache kleine Stadtmauer. Schon aus der Ferne erkannte man zwei Wachleute, die am Stadttor standen, durch ihre roten Umhänge klar als Untergebene des Königs gekennzeichnet.

Ich hielt kurz an und wandte mich zu meinem Gefährten. Red atmete schwer, sah mich aber mit einem kleinen gequälten Lächeln an. Seine roten Haare klebten an seiner schweißnassen Stirn. Das gefiel mir gar nicht. Ich legte eine Hand an seine glühende Wange. Hatte er Fieber?

„Du brauchst dir keine Gedanken zu machen.", sagte Red, der den besorgten Ausdruck in meinem Gesicht richtig interpretiert hatte. „Ich habe dir doch von meinem gebrochenen Bein erzählt. Es ist glaube ich normal, der die Körpertemperatur ein wenig steigt, wenn alle Energie in die Heilung geht."

„Mag sein.", brummte ich nur wenig überzeugt. „Aber es gefällt mir trotzdem nicht. Sobald wir in der Stadt sind, sorge ich dafür, dass du dich hinlegen kannst." Kirishima schloss kurz die Augen und nickte. Er war wirklich sehr erschöpft. „Aber jetzt müssen wir erst einmal an den Wachen vorbei. Das dürfte leicht sein. Schließlich bin ich ein recht bekannter Drachentöter und ich glaube nicht, dass sie die Nachricht schon erreicht hat, dass ich vermisst werde. Aber du musst versuchen dich einen Moment zusammenzureißen. Du solltest aufrecht und selbstbewusst neben mir stehen. Ich muss deine Hand loslassen. Schaffst du das?"

Red straffte die Schultern, strich sich durch die feuchten Haarsträhnen und hob das Kinn. Ich musste lächeln. Er war wirklich stark. „Perfekt.", sagte ich leise drückte und seine Hand kurz, ehe ich sie losließ.

Schweigend überwanden wir das letzte Stück bis zur Mauer. Als die Wachen uns ankommen sahen, lösten sie sich aus ihrer lässigen Haltung und kreuzten die Lanzen.

„Name?", fragte einer der Wachleute gelangweilt.

„Euer Ernst?", keifte ich.

Die Augen des Mannes weiteten sich, als er mich erkannte. „Verzeihung. Drachentöter. Ich hatte nur nicht mit ihnen gerechnet. So ganz ohne Pferd und ...", sein Blick wanderte verstohlen zu Kirishima.

„Was es interessiert Sie, wie ich meine Missionen erledige?", sagte ich harsch und lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf mich, ehe er Red zu genau betrachten konnte.

„V-Verzeihung!", entschuldigte er sich ein weiteres Mal. Dann hob er seine Lanze, bedeutete dem anderen Wachmann dasselbe zu tun und winkte uns beide herein.

Wir gingen zusammen die Hauptstraße hinunter und bogen um die nächste Ecke. Sofort sackte Red wieder in sich zusammen. Ich griff nach seinem Arm, um ihn zu stützen und sah mich vorsichtig um. Obwohl es bereits Abend war, waren die Straßen der Stadt voll belebt und wir fielen kaum auf.

„Alles in Ordnung? Wir nehmen gleich die nächste Herberge. Es ist nicht weit.", ermutigte ich ihn. Ich griff wieder nach seiner Hand und ein kleines Lächeln stahl sich auf seine Lippen.

Gott sei Dank war ich schon einmal hier gewesen und wusste, wo sich die nächste Herberge befand. Sie war nur ein paar Straßen weiter, war klein, günstig, und beherbergte hauptsächliche Leute auf der Durchreise. Wir sollten also nicht allzu sehr auffallen. Ich war froh, dass ich meinen Notgroschen bei meinem Fall nicht verloren hatte. Sonst wären wir wirklich aufgeschmissen gewesen. Denn soweit ich wusste, hatte Red all seine Habseligkeiten in der Herberge zurückgelassen.

Als wir an dem Gasthaus ankamen, bemühte er sich wieder, die Schultern etwas mehr zu straffen, aber es gelang ihm nicht wirklich. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn und sein Blick war müde und erschöpft. Vorsichtig führte ich ihn die Stufen zum Eingang hoch, bevor ich die Tür öffnete und mit ihm zusammen eintrat.

Wir standen direkt in einem gut gefüllten Gastraum und ich atmete erleichtert aus. Wie ich es mir schon gedacht hatte, fielen wir hier kaum auf. Direkt steuerte ich auf die Theke zu, um uns beiden ein Zimmer zu besorgen.

„Wir sind leider ziemlich ausgebucht.", sagte der Frau und nickte zur Verdeutlichung in den vollen Gastraum.

„Egal.", brummte ich gereizt. „Geben sie uns das, was sie haben."

Sie nickte und überreichte mir einen Zimmerschlüssel. „Das macht dann drei Silberstücke.", sagte sie freundlich lächelnd.


Kirishimas PoV.

Ich konzentrierte mich drauf, mir nichts anmerken zu lassen. Dennoch schwankte ich ein wenig, als Bakugou mich losließ, um die Münzen abzuzählen. Ich biss die Zähne zusammen und wartete geduldig, bis alles geklärt war. Aber ich war so unendlich müde. Den Hunger spürte ich kaum, aber mein Körper war heiß und mein Mund so endlich trocken.

Erleichterung überkam mich, als Bakugou wieder nach meiner Hand griff und mich die Treppe hochführte. Mehr noch, als dass er mich nur stützte, zeigte er damit seine Zuneigung und Sorge und ich fühlte mich unendlich gut aufgehoben. So handlungsunfähig wie ich gerade war, brauchte ich ihn mehr denn je.

Bakugou führte mich in ein kleines karges Zimmer und schob mich Richtung Bett. Ohne Widerstand ließ ich mich sofort darauf sinken. Erleichtert atmete ich aus.

„Du kannst gleich schlafen. Lass mich aber vorher noch Wasser holen. Du bist vollkommen dehydriert.", sagte er und ich nickte, die Augen schon geschlossen.

Als er ein paar Minuten später wiederkam, war ich beinahe schon weggedöst und ich zwang mich dazu die Augen noch einmal zu öffnen.

Ich richtete mich halb auf und er setzte mir einen Krug an die Lippen. Gehorsam trank ich das Wasser Schluck für Schluck. Das kühle Nass tat meiner rauen Kehle unendlich gut. Erschöpft sank ich in die Kissen zurück, als ich ausgetrunken hatte. Schlafen. Ich wollte nichts lieber als Schlafen.

Langsam driftete ich weg und als ich fast ganz in das Reich der Träume eintauchte, spürte ich die federleichte Berührung von Bakugous Lippen auf meiner Stirn.

„Schlaf gut, Red.", flüsterte Bakugou leise.

DRACHENBRUT (Kirishima x Bakugou)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt