Demon Masks

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Hometown

Yuu mochte es nicht, zu schlafen.
Nein, er hasste es. Er mochte die Träume nicht, die er träumte. Er verabscheute die Sachen, die in seinem Kopf abgingen und jedesmal, wenn er darüber nachdachte, fühlte er sich noch angeekelter als vorher.
Wenn man den komischsten, kränksten, perversesten Jungen auf der Welt aussuchen musste, dann wären Menschen wie Yuu an erster Stelle. Egal wie oft ihm alle auf der Arbeit sagten, dass er normal sei, stinknormal,
Würde er immer noch dagegen stimmen.

Er überlegte auch schon, wegen seiner Träume einfach zum Therapeuten zu wechseln. Vielleicht hätte es ja ein wenig geholfen.

Jedenfalls half ihm auch seine Sorge, ein Psychopath zu sein, nicht weiter.

Konzentriere dich, Yuu.

Saeko blätterte durch die vielen Seiten, die ihn Yuu aushändigte. Es waren viele Seiten. So viele, dass er sie selbst nicht mehr lesen konnte. Ihr Blick veränderte sich nicht, auch nicht, nachdem sie alles durchlas. Ihre Finger legten das Papier auf den Tisch. Sie schaute ihm in die Augen und griff nach ihrer Tasse Kaffee. „Setzten sie sich, Herr Ito."
Ito setzte sich auf den weißen, weichen Stuhl vor Saeko's Schreibtisch und nahm die Blätter in die Hand. Er legte sie wieder zu seinen anderen Blättern.
Saeko schlürfte nochmal an ihrem Kaffee, aber diesmal etwas länger, dann stellte sie ihn auf die Rechte Seite. „Herr Ito— nein, Ryogou Ito."

Yuu war nicht mal sein richtiger Name. Es war ein einfacher Spitzname, den er sich vor ein paar Jahren ausdachte. Ryogou Ito Klang zu weiblich.
„Ihre Werke haben ihren Geschmack verloren."
„Denken Sie?"
Na klar dachte sie das.

„Dieses Bam, wissen Sie, dieses Prickeln, das ist verloren. Alles klingt inzwischen so eintönig und grau."
Saeko tippte mit ihrem Fingernagel auf dem Tisch herum. Heute waren sie rot lackiert. Wie immer. Nur mit dem Unterschied, das die Farbe bereits wieder abging und alles schäbig aussah. Saeko machte Kreise.
Die Stille nisste sich in das Gespräch ein und es war unangenehm leise zwischen ihnen. „Haben Sie irgendwelche Ideen?"
„Fast am Rande Japans, Fukuoka, da war vor fünf Jahren ein Mord stattgefunden. Bis heute wurde nie herausgefunden, wer der Mörder war."
„Gut. Darüber werden Sie schreiben."
„A-Aber—„ „Keine Widerrede, Sie fahren nach Fukuoka."
Es war eine durchaus schlechte Idee, auf Saeko's Frage eine Antwort zu geben, aber dümmer war, dass er nicht erwähnte, dass Fukuoka seine Heimatstadt war. Vielleicht hätte sie Beileid gehabt und ihn nach anderen Sachen suchen lassen, aber sein Mund blieb weiterhin geschlossen.
In Yuu staute sich was graues auf. Seine Hände zitterten leicht und er bis sich auf seine Lippen, bis es weh tat. Saeko's Blick blieb erhalten, sie griff wieder nach ihrer Tasse Kaffee, der fast Kalt war, dann nickte sie nur und stand auf, um sich nachzufüllen.

___________

Rosen sind rot, Veilchen sind blau, ich kann nicht Reimen, aber ich will nach Hause ins Bett.

Diesen Satzt schrieb Yuu in seinen Notizblock, während er aus dem Fenster starrte. Er fuhr bereits seit drei Stunden im Zug. Schließlich waren Tokio und Fukuoka sehr weit weg
voneinander.

Er lehnte seinen Kopf gegen den Sitz und strich über die dicke Narbe an seinen Hinterkopf. Sie war mindestens zwei Zentimeter lang, fett und groß. Yuu spürte sie deutlich auf seinem Finger, als er rüberstrich.
Diese Narbe war bereits fünf Jahre alt, aber fühlte sich an, als wäre sie neu auf seinem Körper dazugekommen. Sein Leben war voller Rätsel und diese Verletzung war einer davon. Ito wusste nicht, wie er sie bekam. Er erinnerte sich an rein gar nichts. Sein Kopf war jedesmal leer, wenn er über sie nachdachte.
Weiterhin Fragen stellen war aber selbst keine richtige Option. Vielleicht standen seine Träume mit der Name in Verbindung? In den Träumen, an die er bereits gewöhnt war, hatte er jedesmal einen Adrenalin Schub, wenn er aufwachte. Meistens schwitze er sogar dabei und dabei ist es arschkalt gewesen.
In diesen Träumen erwürgte, erstach er, oder ertrank er eine Person. Ja, so krank war er. Er war so krank, dass er schon über sowas träumte. In diesem Horror Traum ist die Person männlich, hat schwarze Haare, aber das Gesicht war nicht mehr erkennbar. Dafür waren seine Erinnerungen zu verrauscht.

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