Es war eiskalt draußen.
Aber normalerweise sind die meisten Leute um diese Uhrzeit auch schon längst zuhause und schauen fern.
Oder lesen.
Oder machen etwas mit ihrern Familien.
Aber niemand ist draußen.
Nicht um halb zwölf.
Und schon garnicht im Winter.
Auch sie hatte es sich nicht ausgesucht.
Sie war nun schon drei Tage in dieser Wildnis und versucht verzweifelt, einen Weg zurück in die Zivilisation zu finden, aber scheinbar hatte dieser Wald kein Ende.
Angelina hieß sie. Sie war 21 Jahre alt und hatte gerade ihr Literaturstudium begonnen. Doch allmählich wurde ihr klar, dass daraus nichts mehr werden würde.
Am Ersten Tag hatte sie noch gehofft. Sie war durch den Wald gerannt und hatte nach Hilfe gerufen. Am Abend hatte sie sich mit ihrem letzten Streichholz ein Feuer gemacht, zu essen hatte sie nichts gefunden.
Und irgendwann war sie eingeschlafen.Aufgewacht war sie, als ihr kalt wurde. Das Feuer war aus, die Stelle an der es gebrannt hatte, war bis auf die eisige Erde abgebrannt und es war stockfinster.
Angelina sah sich ängstlich um und meinte, im Schatten der Bäume eine Bewegung zu erkennen.
,,Hallo?", rief sie und rappelte sich auf. Sie zitterte wie Espenlaub vor Kälte und Angst. Sie kniff die Augen zusammen und versuchte angestrengt, etwas in der Dunkelheit zu erkennen.
Ihr Handy und ihr Ausweis waren weg, das hatte sie schon am Morgen bemerkt, als sie aufgewacht war. Das Geld allerdings hatte man ihr gelassen.
Als könnte ich es hier zu irgendwas brauchen!, hatte sie sich wütend gedacht.
Von ihrer Wut war nun nichtmehr viel übrig. Sie wollte nurnoch nach Hause.,,Guten Abend.", hörte sie eine männliche Stimme, so emotionslos und kühl dass es ihr eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Sie wich einen Schritt in die Dunkelheit zurück und wäre beinahe über den Baumstamm gestolpert, auf dem sie gerade noch geschlafen hatte.
,,W...was wollen Sie von mir?" Angelinas Stimme klang brüchig und die Angst war ihr deutlich anzuhören.
,,Du hast dich sicher gefragt, warum du hier bist, oder irre ich mich Angelina?"
Die kalte Stimme des Mannes schien jeden klitzekleinen Rest an Wärme in ihrem Innern verschwinden zu lassen und die Angst schien sie fast schon zu lähmen, weshalb sie nichts darauf erwidern konnte.
Woher kennt er meinen Namen?! Moment...Mein Handy und mein Ausweis...
,,Sir, haben Sie zufällig meinen Ausweis und mein Handy gefunden, ich muss dringend jemanden kontak..."
Doch er ließ sie nicht aussprechen.
,,Sei still!", fuhr er sie an und sie zuckte erschrocken zusammen.
,,Sei einfach still. Ich stelle hier die Fragen.", fuhr er genauso emotionslos wie zuvor fort.
,,Ja, ich habe deinen Ausweis und dein Handy, aber das ist nicht weiter von belang. Dein Handy würde in diesem Wald ohnehin nicht funktionieren und den Ausweis...ich sammele gerne persönliche Dinge meiner Spielzeuge, weißt du."
Es fuhr ihr kalt den Rücken runter.
Seiner Spielzeuge...?
,,Gewiss wird dein Ausweis einen schönen Platz an meiner Wand erhalten sobald ich dich erwischt hab."
Die Stimme schien sich zu bewegen und sie wich schnell noch ein paar Schritte zurück.
Der Mann lachte. Es war ein faszinierendes Lachen. Das Lachen eines Wahnsinnigen.
,,Sir, ich verstehe nicht, was..."
Erneut wurde Angelina unterbrochen als der Mann einfach weiter redete, als könnte er sie nicht hören.
,,Bisher hat es niemand geschafft, vor mir zu fliehen. Kein einziger Mann, keine einzige Frau und kein einziges Kind."
Den letzten Teil seines Satzes sagte er mit so viel Hohn, dass Angelina am liebsten sofort weggerannt wäre. Sie hatte panische Angst und sie konnte den Mann immernoch nicht sehen, geschweige denn wo er sich befand. Sie konnte nur anhand der Stimme grob ausmachen, wo und wie weit entfernt er stand.,,Ich werde dich jagen Angelina. Und ich werde dich töten, das verspreche ich dir. Also lauf Kleines, lauf um dein Leben wie sie es alle bisher getan haben, und wenn es Nacht wird, schlaf nur nicht ein. Denn dann finde ich dich."
Dann war es totenstill. Panisch sah sie sich um und drehte sich orientierungslos im Kreis.
Wohin soll ich denn gehen, ich sehe doch nichts!
Plötzlich erstarrte sie vor Schock, als sie die eiskalte Stimme des Mannes direkt neben sich vernahm.
,,Ich hab gesagt, du sollst laufen.", flüsterte er ihr belustigt ins Ohr. Sein Atem kitzelte sie dabei leicht am Ohr.
Wie ein aufgescheuchtes Reh rannte sie davon, so schnell sie ihre Beine trugen.
Hinter sich hörte sie nur das Lachen das Mannes.Das war nun zwei Tage her. Angelina hatte ihre Dicke Jacke fest um sich geschlungen und stolperte weiter durch die Abenddämmerung.
Immer weiter und weiter, weg von diesem Albtraum, weg von dem Wald und weg von diesem Mann.
Das sagte sie sich zumindest, sonst hätte die nun schon lange nichtmehr die Kraft gehabt, um weiter zu laufen.
An einem kleinen Teich hielt sie kurz an. Sie sah sich ängstlich um und bückte sich dann, um etwas zu trinken.
Gegessen hatte sie die ganzen drei Tage noch nichts und langsam schwanden ihre Kräfte.
Alles wird gut Angi, alles wird gut..., sagte sie sich immer wieder in Gedanken wärend sie ihre vor Kälte zitternden Hände in das eiskalte Wasser tauchte. Sie formte ihre Hände zu einer Trinkschale und führte sie zu ihrem Mund.
Gierig trank sie ein paar Schlücke und wiederholte das ganze ein paar mal, bis sie ein knacken von einem Zweig irgendwo in der Nähe hörte.
Erschrocken stand sie auf und wäre beinahe rückwärts in den Teich gekippt, fand aber gerade noch so ihre Balance wieder.
,,Angelina, bist du da?", fragte eine eiskalte Stimme.
Der Mann.
Sie vernahm sein Lachen ganz in der Nähe. ,,Willst du denn nicht antworten?"
Sie drehte sich um und rannte einfach in die entgegengesetzte Richtung davon.
Sie hörte ihn immer leiser ihren Namen und irgendwelche anderen Sachen rufen, bis er irgendwann garnicht mehr zu hören war.
Langsam machte sich die Hoffnung in ihr breit, dass sie ihm zumindest für den Moment entkommen war. Sie lief weiter so schnell sie konnte und blickte kurz über ihre Schulter zurück, als der Boden unter ihrem rechten Fuß nachgab und sie unsanft auf dem nassen Waldboden landete.
Sie keuchte schmerzerfüllt auf und zog ihr Bein vorsichtig aus dem Loch.
,,Scheiße.", zischte sie leise.
Sofort versuchte sie, aufzustehen, als sie jedoch mit ihrem Bein auftrat, schrie sie vor Schmerz auf und hielt sich sofort erschrocken die Hand vor den Mund.
Scheiße, jetzt weiß er wo ich bin!, dachte sie und humpelte panisch weiter. Sie hatte sich nichtmal die Zeit genommen, die nassen Blätter und den Dreck von ihrer Kleidung zu klopfen.
Sie wollte einfach nur weg.
Plötzlich hörte sie ganz in der Nähe Schritte und Äste knacken.
Schnell ließ sie sich auf den Boden sinken und krabbelte weiter.
Sie kroch hinter einen großen Stein und lehnte sich an ihm an.Als Angelina nun so da saß, spührte sie erst so richtig, wie sie die letzten drei Tage mitgenommen hatten.
Ihre Beine brannten vom vielen Laufen, ihr Magen schmerzte vom wenigen essen und die Kälte hatte sich in ihrem ganzen Körper eingenistet und schien jegliche Hoffnung aus ihr verbannt zu haben.
Und die Müdigkeit machte sich nun auch bemerkbar.
Wie eine Decke legte sie sich über sie und versuchte, sie in den Schlaf zu ziehen.
Seit jener ersten Begegnung mit dem Mann hatte sie kein Auge zugetan. Wie auch? Ständig war sie von Angst geplagt und konnte kaum still stehen, ohne die Angst, entdeckt zu werden. Doch die Müdigkeit machte sich nun bemerkbar.
Ihre Augenlieder wurden immer schwerer und schwerer, anfangs kämpfte sie noch dagegen an, ließ es dann aber bleiben.
Vielleicht erfriere ich ja friedlich, wärend ich schlafe., dachte sie und lächelte leicht.
Dann schlief sie ein.Als sie aufwachte hörte sie Vögel zwitschern und sie fragte sich, ob sie schon tot war. Da sie jedoch immernoch entsetzlich fror, mutmaßte sie, dass dem nicht so war. Sonnenstrahlen blendeten Angelina, doch sie wollte ihre Augen nicht öffnen.
Sie wollte den Wald nicht sehen, der sich grenzenlos vor ihr erstreckte.
Sie wollte nicht sehen, dass sie das alles doch nicht nur geträumt hatte.
Doch als sie plötzlich direkt neben sich ein leises Blätterrascheln hörte, öffnete sie ruckartig ihre Augen.
Direkt vor ihr kniete ein Mann mit eisblauen Augen, der nicht viel älter wie sie zu sein schien.
Und er grinste sie böse an.
,,Kleines, ich hab doch gesagt, du sollst nicht schlafen wenn es dunkel wird."————————————————
Hey Leute, schön dass ihr bei unserer Story vorbeischaut, das bedeutet uns echt viel. ^^
Wir hoffen, dass euch der Prolog gefallen hat und wir schauen, dass wir uns mit dem nächsten Kapitel beeilen.
Bis bald ❤️
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Schlaf nicht wenn es dunkel wird
HorrorStell dir vor du führst ein tolles Leben. Du hast eine tolle Familie. Die besten Freunde die man haben kann. Einen richtig süßen Freund. Dein Leben könnte nicht besser laufen. Doch dann... Du wachst auf und bist alleine. Alleine in einem Wald. Noch...