Ich stehe am Bett meiner Eltern und schaue auf Mutters reglosen Körper hinab. Langsam strecke ich meine Hand aus und berühre ihr Gesicht. Es ist ganz kalt und weiß, genau so wie Vaters vor ein paar Tagen. Es ging ihm die Tage vorher schon nicht gut. Er hat gehustet und konnte kaum noch gehen. Mutter hat stundenlang geweint, weil er einfach nicht mehr aufwachen wollte, dann ist sie weggegangen und hat ihn mitgenommen. Als sie am Abend ohne ihn zurück kam, ist sie wortlos in das Zimmer von meinem Vater und ihr gegangen und ist erst gestern Abend wieder herausgekommen. Sie hat mich umarmt und mir versprochen, dass alles gut wird. Ich habe gespürt, dass sie sich zusammenreißen musste, um überhaupt aus dem Zimmer zu kommen. Ich habe sie oft husten gehört. Aber ich habe ihr geglaubt. Die ganze Zeit, auch als sie mich umarmt hat und gesagt hat, dass sie mich niemals allein lassen würde. Und jetzt hat sie es doch getan. Ich lege mich zu ihr und schmiege mich an ihren kalten Körper. Dann fange ich an zu weinen...
Ich wache auf. Mein Kopf schmerzt. Kurz weiß ich nicht, wo ich bin, aber dann fällt mir alles wieder ein. Der Deal mit dem Mann...
Ich öffne die Augen. Ich bin auf einer Lichtung mitten in einem Wald. Mir gegenüber sitzt einer der Männer aus der Hütte. Er starrt ins Leere und spielt gedankenverloren mit einem Messer. Als ich ihn sehe, überkommt mich Wut. Ich versuche aufzuspringen, aber erst da bemerke ich, dass meine Hände um einen Baum herum gefesselt sind und so bleibt mir nichts anderes übrig, als ihn böse anzustarren. Ich knurre tief. Der Mann blickt auf, von dem Knurren alarmiert. Als er bemerkt, dass ich wach bin, stößt er einen kurzen Pfiff aus. Ich höre wie sich daraufhin etwas nähert. Doch es hört sich nicht nach Menschenschritten an, sondern nach Pfoten. Großen Pfoten.
Ich schaue in die Richtung, aus der das Geräusch kommt und sehe, wie ein riesiger, grauer Wolf die Lichtung betritt. Meine Augen werden groß vor Schreck und ein erstickter Laut entringt sich meiner Kehle, als sich der Wolf vor meinen Augen in den Mann verwandelt.
