Kapitel 35

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Der Sender bei dem ich arbeite entschied sich Gabriel auf ein Valentinstag Spezialbericht einzuladen. Sie wollten, dass er über sein Liebesleben spricht. Ich habe sofort gesagt, das er sowas nicht machen würde, wurde aber trotzdem gebeten alles zu versuchen, damit er seine Einwilligung gab. Ich sollte danach auch befördert werden also versuchte ich mein bestes.
"Nein, Bess," weigerte er sich.
Wir werden die Fragen zusammen aufsetzen," flehte ich ihn an.
"Nein!"
"Erzähle nur das was du schon in deinen Songs erzählt hast," schlug ich vor.
"Bess, ich stelle mein Privatleben nicht zur Schau," ärgerte er sich, "zumal es nicht soviel zu erzählen gibt momentan."
"Du kannst über Nina und Monada erzählen," versuchte ich wieder, "das hast du ja schon erzählt.
"Genau," meinte Gabriel, "alles was ich erzählen mochte, habe ich schon erzählt."
Ich wusste er würde sich nicht leicht überreden lassen. Doch so schnell wollte ich nicht nachgeben.
"Es müssen ja nicht mal wahre Geschichten sein," versuchte ich eine andere Taktik.
"Ich lüge mein Publikum nicht an," sagte er gereizt.
Ich musste mir was überlegen. Am besten unterhielt ich mich unter vier Augen mit ihm und nicht übers Telefon. Da war er leichter zu überzeugen.
"Können wir uns treffen und uns darüber unterhalten?" Bat ich ihn
"Du weisst, ich treffe mich jederzeit gerne mit dir," antwortete er seufzend, "aber meine Antwort bleibt die selbe."
Er war gerade mitten auf seiner Tour und war sehr beschäftigt. So weit ich seine Tour verfolgte, sollte er an dem Tag in der Schweiz ein Konzert gegeben haben.
"Wie ist es denn alleine ohne deiner Familie zu touren?" Fragte ich.
"Einsam," gestand er, "ich bin mir gewohnt mit meinem Vater ein Whisky nach der Show zu trinken und mit meinen kleinen Brüder herumalbern."
"Kommen sie dich besuchen?" Wollte ich wissen.
"Die kleinen nicht," sagte er und es klang als wäre er von etwas abgelenkt worden, "meine Mama und Schwestern haben mich kürzlich besucht. Haben einen Girls-Only Ausflug gemacht."
"Klingt lustig," lächelte ich.
"Ja," er wurde wieder von etwas abgelenkt, "aber das ist nicht dasselbe wie mit ihnen auf Tour zu sein."
"Was machst du denn gerade?" Fragte ich ihn, "du bist total unkonzentriert."
"Ich?" Er war total woanders mit den Gedanken, "gar nichts. Ich unterhalte mich mit dir."
"Bist du alleine?" Fragte ich unsicher.
"Ja, wer soll den hier sein?" Ich konnte hören wie er eine Tür hinter sich zu machte.
"Wer ist bei dir, Gabe?" Fragte ich neugierig.
"Gehört das zu deiner Valentinstag Recherche?" Nervte er sich.
"Eigenrechere," lächelte ich. Er fühlte sich offensichtlich unwohl und ich fand das absolut genial.
"Schmale Figur, blond, Sommersprossen?" Hakte ich zum Spass nach.
Gabriel antwortete nicht darauf.
"Bess," er war gereizt, "es geht dich nichts an."
"Natürlich nicht," zuckte ich die Schultern, "ich finds nur witzig."
"Wieso ist es witzig?" Fragte er genervt.
"Weil sowas absolut nicht zu dir passt," lachte ich.
"Ok," er war am Ende seiner Nerven, "jedenfalls musst du deinem Chef sagen , dass ich nicht daran interessiert bin mich zum geilen Affen zu machen."
"Ist sie Schweizerin?" Lachte ich, "oh, heisst sie Heidi?"
"Schönen Tag noch, Bess," sagte er und hing damit auf. 


Ein paar Tage später erschien ein Bild von ihm überall im Netz. Er sass auf dem Balkon eines Hotelzimmers nur in seiner unterwäsche, mit einem Glass Wasser neben sich und einem Joint in der Hand und schaute dem Schnee zu. Das Bild musste heimlich gemacht worden sein, als er gerade am aufwachen war und es wurde eindeutig vom inneren des Hotelzimmers gemacht. Unter dem Bild stand in Grossbuchstaben "Sex, Drogen und Schnulzemusik - so ist Gabriel Kelly wirklich."
Der Bericht erzählte von einer sogenannten Insiderin, die mit Gabriel eine Nacht verbracht hätte und einige intime Details zu teilen hatte. Wie charmant er seie, wie rücksichtsvoll, was für ein einfühlsamer Liebhaber er seie und wie er erstmals ziemlich viel trinken musste um sich zu überwinden diesen One-Night-Stand mitzumachen. Am nächsten Tag wäre sein Kater so schlimm gewesen, dass er sich für mehrere Minuten mit einem grossen Glas Wasser und einem Joint in nichts ausser seiner Unterwäsche auf dem Balkon bei -3 Grad setzte.


"Du auch?" Antwortete er meinem Anruf, "was hast du mir jetzt zu sagen?"
"Nichts Gabe," ich sah ihn vor mir wie er mit den Fingern auf dem Tisch klopfte, "ich wollte nur hören wie es dir geht."
"Es geht mir beschissen, danke!" Schnauzte er mich an.
Ich wartete schweigend darauf, dass er sich abregte.
"Ich mache solche Sachen nie," ich hörte ihn aufs Balkon schreiten und einen Joint anzünden. Zigaretten rauchte er schon lange nicht mehr, "ich habe das nicht nötig!"
"Es ist ok wenn du dich ab und zu mal einbisschen ausleben willst," versuchte ich ihn zu beruhigen, obwohl ich eigentlich hören wollte, dass er mich hatte und keine Andere brauchte.
"Ich lebe mich aus mit denen die ich vertrauen kann," schimpfte er weiter, mehr mit sich selber als mit mir, "nicht mit wildfremden Frauen die mich heimlich fotographieren und Unsinn über mich erzählen."
"Ich weiss," ich setzte mich hin. Ich wusste Gabriel war trotz seines Mädchenschwarmstatus immer sehr bescheiden und schüchtern geblieben. Er ist, so weit ich weiss, nie auf ein Mädchen zugegangen, hat sich nie getraut ein Mädchen aus zu fragen und war nie auf einem Date. Ich verspührte seine Demütigung und seine Scham und wollte sie ihm am liebsten abnehmen.
"Ich hätte mich nicht darauf einlassen sollen," er zog an seiner Nase und ich überlegte, ob er wohl am weinen war.
"Es ist schon gut, Gabe," sagte ich in einem ruhigen Ton, "du bist 20 und du hast nie behauptet ein heiliger zu sein."
"Er hat sich viel Zeit fürs Vorspiel gelassen und war ein sanfter jedoch kräftiger Liebhaber," las er aus dem Artikel vor, "gut dass sie nicht auch meine Penisgrösse angab."
"Kommst auch so gut rüber," scherzte ich.
Er zog wieder an seiner Nase und lachte einbisschen.
"Schlimm wäre wenn du sie unzufrieden nach hause geschickt hättest," scherzte ich weiter und hoffte ihn aufzuheitern.
"Das ist nicht lustig, Bess," sagte er doch ich konnte ihm sein schelmisch-schüchternes Lächeln anhören, "mein Vater bringt mich um."
"Das glaube ich kaum," lächelte ich, "er mag dich."
"Das ist mir sowas von peinlich," flüsterte er, "und Emma wird es lesen.." er nahm tief Luft, "und meine Mama wird so entäuscht in mir sein. Sie hat mich besser erzogen."
"Hör mal," sagte ich, "ich bin schon lange Teil dieser Branche. Wenn du willst, dass man nicht lange darüber spricht, gibst du der Presse etwas was sie davon ablenkt."
"Was zum Beispiel?" Er nahm einen Zug von seinem Joint.
"Mach mit mir diesen Valentinstagspecial," forderte ich ihn auf, "wir werden zusammen daran arbeiten, es wird nichts rauskommen, was du nicht willst und ich zeige dir die Reportage vor dem Ausstrahlen."
"Ich weiss nicht, Bess," zögerte er.
"Vertrau mir , Gabe," versicherte ich, "niemand wird sich danach an diese dämlichen Story erinnern."


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⏰ Last updated: Feb 09, 2019 ⏰

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Liebe und NebenwirkungenWhere stories live. Discover now