Wahrheit oder Pflicht

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"Wahrheit oder Pflicht an ... Lea."

Juhu, das bin dann wohl ich. "Wahrheit"

"Langweiler .. Hmm, was frag ich dich denn .. Ah .. Wie alt warst du bei deinem ersten Kuss?"

Meine Welt bleibt für einen Moment stehen. Dann lässt der Schock kurz nach und ich tische ihnen meine übliche Geschichte auf: Das war auch bei Wahrheit oder Pflicht, mit 13, als küssen noch ekelhaft war.

Doch alles daran ist gelogen. Denn mein erster Kuss war ganz anders ..

Ich war 13 und schäumte mir gerade die Haare ein, als Lukas ins Bad kam.
Ich schrie ihm ins Gesicht, ob er schon mal was von Privatsphäre gehört hätte.
Er schien mich bis zu dieser Sekunde gar nicht wahrgenommen zu haben, denn bei meinen Worten zuckte er regelrecht zusammen und sah erschrocken in meine Richtung. Anstatt wieder zu verschwinden oder sich zu entschuldigen, betrachtete er mich in aller Seelenruhe von oben bis unten und blieb dann bei meinen Brüsten stehen. Obwohl ich diese schon mit meinen Armen bedeckte.

Ich meckerte ihn an, dass er verdammt noch mal verschwinden solle, weil er mich anstarrt, als hätte er mich jetzt das erste Mal gesehen. Doch auch jetzt reagiert er nicht auf mich. Ich fuhr ihn erneut an, dass er sich verziehen solle.

Doch er stand weiter da und gaffte. Das war zu viel für mich. Ich griff mein Handtuch, bedeckte mich damit und stieg aus der Dusche.

Mit einer Hand hielt ich das Handtuch, mit der anderen griff ich Lucas am Oberarm und zog ihn Richtung Tür. Na ja, ich probierte es. Denn er war stärker als ich, wodurch er an der Stelle stehen blieb, an der er angewachsen zu sein schien. Er hatte jetzt nicht mehr diesen komischen Gesichtsausdruck drauf, sondern guckte jetzt .. interessiert?

Dann nahm er meine Handgelenke und ließ somit zu, dass das Handtuch zu Boden fiel. Ich stand dann also nackt vor ihm und konnte mich nicht bedecken.

Er flüsterte er mir ins Ohr, dass ich lieber mitmachen solle und nicht schreien dürfe. Ich hatte keine Ahnung, was er von mir wollte. Bis ich dann seine Lippen auf meinen spürte. Nach einer Schreckenssekunde biss ich ihn mit aller Kraft in seine Oberlippe. Er zuckte zurück und grinste mich an. Er grinste! Er meinte dann, dass ich so weitermachen könne, da er darauf stehe. Immer noch grinsend. Und beugte sich erneut vor und küsste mich. Er hielt meinen Kopf fest, damit ich mich nicht wegdrehen konnte, umarmte mich, ließ jedoch meine Handgelenke nicht los.

Er drückte erneut die Lippen auf meine, schob seine Zunge in meinen Mund. Mir blieb nichts anderes, als seinen Kuss zu erwidern. Er drückte mich noch näher an sich und ich wollte mich einfach nur noch übergeben. Er war mein Bruder, verdammt noch mal.

Ja, er sah eigentlich gar nicht soo schlecht aus, aber .. nee. Nicht mein Bruder!

Er begann, mich mit seiner freien Hand zu berühren. Er strich liebevoll an meinem Rücken hoch und wieder runter. Eine leichte Berührung. Und es jagte mir einen Schauer über den Rücken. Er schien dies bemerkt zu haben. Und fühlte sich bestätigt.

Wir küssten uns noch eine Weile weiter. Ich fing sogar an, den Kuss zu mögen. Mein erster Kuss. Mit meinem Bruder.

Dann, auf einmal, ging er wieder. Er ließ mich einfach los und verließ das Bad. Danach war es, als wäre nie etwas gewesen.

Einige Zeit später bin ich dann wieder dran. In der Zwischenzeit hat Lina eine ekelhafte Mischung trinken müssen, Sarah musste bei den Nachbarn klingeln und nach einen Joghurt fragen. 

"Wahrheit oder Pflicht an ... Lea."

"Lieber Wahrheit. Ihr seid immer so fies", sage ich grinsend.

"Fies? Nein. Na ja, okay. Hmm .. Mit wem hattest du dein erstes Mal?"

Auch hier wieder der Schreck. Dann kam aber von mir wieder diese typische Lüge: Ich war auf 'ner Party, ziemlich betrunken, und ließ mich da mit 15 von 'nem mir unbekannten Kerl abschleppen.

Aber in echt war es viel, viel schlimmer. 

Ich saß auf meinem Bett und gönnte mir ein weiteres Kapitel meines Buches. Bis Lukas in mein Zimmer kam, mir das Buch aus der Hand nahm, das Lesezeichen hineinlegte und mich küsste. Das hatte in der letzten Zeit öfter stattgefunden. Zwar schrie immer noch eine Stimme in meinem Kopf, dass er doch mein Bruder ist. 

Doch dieses Mal blieb es nicht bei dem Kuss. Seine Hand schob sich langsam aber sicher unter mein Shirt und ich genoss jede Berührung. Ich genoss es, von meinem Bruder berührt zu werden. Mein Oberteil war auf einmal weg; er muss es mir ausgezogen haben. 

Ich kann mich bis heute nicht wirklich an den Zwischenteil erinnern. Ist vielleicht auch ganz gut, dass mein Gehirn den Rest verdrängt hat.

Denn irgendwann hatten wir Sex. Es muss ziemlich gut gewesen sein, denn heute noch denke ich beim Sex an Lukas.

Und dann kam unser Vater ins Zimmer. Nach den typischen Sekunden der Schockstarre, sind ihm wohl die Synapsen durchgebrannt. Er nahm den nächstbesten Gegenstand, ein Buch aus dem Regal neben der Tür, und beschmiss uns damit. Sobald das erste Buch seinen Kopf erreicht hat, wurden wir aus unserer Extase geholt

Mein erster Gedanke war Warum stört der uns jetzt?. Doch dann kam in meinem Kopf so langsam an, was wir taten. Ich hatte mein erstes Mal mit meinem leiblichen Bruder. Dieser Gedanke ließ mich nicht los.

Als mich ein weiteres Buch am Augenwinkel erwischte, war es, als wäre ich wieder zum Leben erwacht. Ich rutschte angewidert von Lukas weg. Doch auch das reichte unserem Vater nicht. Er warf und warf einfach weiter meine Bücher auf uns.

Als keine Bücher mehr im Regal waren, rastete er völlig aus: "Ihr seid ja total bescheuert! Ihr könnt doch nicht einfach miteinander vögeln. Das ist ja ekelhaft. Inzest! Inzest in meiner Familie! Ich sollte euch beide vor die Tür setzen!"

Was er auch getan hat. Ich wurde zur Adoption freigegeben, doch wer will schon eine 15jährige? Er Lukas war schon alt genug, um auszuziehen. 
Ich habe weder etwas von ihm noch von meinen Elten gehört. 
Ich habe auch den anderen Kindern im Heim nie erzählt, warum ich bei ihnen gelandet bin. 



Ein bisschen Herz - Kurze Geschichten ohne HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt