Dieses Kapitel ist speziell für Menschen, die sich gerne mit Philosophie beschäftigen oder beschäftigen würden.
Vielleicht ist es auch das Kapitel, das am ehesten übersprungen werden kann, aber es ist recht praktisch, sich mit den Grundlagen der Philosophie auszukennen. Praktischer als man weitläufig denkt.
Die aus meiner Sicht beiden wichtigsten Philosophen sind Sokrates und Immanuel Kant.
Das bedeutet nicht, dass ich glaube, nur oder speziell diese beiden haben mit ihrer Philosophie recht.
Meine Philosophie widerspricht beiden.
Aber sie sind dahingehend bedeutend, da sie einen Überblick über die wichtigsten Fragen der Philosophie bis jetzt geben.Aber da können wir nicht anfangen, also atme durch und erkenne!
Damit fängt es nämlich an. Mit dem Erkennen.
Wenn du dich umschaust, kannst du eine ganze Menge erkennen. Auf jeden Fall erkennst du einen Bildschirm.
Jetzt bist du dir bewusst, das es Erkenntnis gibt.
Aber dafür braucht man keine Philosophie. Du kannst deinen Bildschirm erkennen, ohne darüber nachzudenken, oder?Um deine Umgebung wahrzunehmen benutzt du deine Sinne, deshalb sprechen Philosophen von Sinnlicher Erfahrung. Diese Erfahrungen lassen dich deine gesamte Umwelt, jedes darin befindliche Etwas, sowie dessen Eigenschaften erkennen.
Das ist aber nicht alles.
Die Buchstaben in diesem Buch, die Wörter und Sätze, kannst du mit deinen Sinnen wahrnehmen, sind also sinnliche Erfahrungen. Aber du erkennst aber mehr: Du erkennst, das verschiedene Buchstaben zusammen, verschiedene Worte bilden. Du weißt auch, dass das gleiche Wort immer die gleiche Bedeutung hat. Du erkennst, das dieses Wort geschrieben wurde.
Du erkennst, dass ein Autor es geschrieben hat und dass er oder sie eine Tastatur verwendet hat.
Diese Dinge kannst du nicht durch bloße Sinne wahrnehmen, daher braucht es hier den Begriff Erkenntnis.
Wenn du Erfahrung und Erkenntnis auseinander halten kannst, bist schon befähigt, über die meisten komplexen Sachverhalte nachzudenken.Du hast erkannt!
Es gibt also Erfahrungen und Erkenntnisse. Ab da wird es kompliziert, denn so ziemlich alles andere ist bestreitbar. Ich muss nun etwas in der Geschichte der Philosophie hin und her springen, damit du mich besser verstehen kannst.
Die ersten Philosophen haben sehr viel erkannt und erfahren.
Sokrates hat erkannt, das Menschen sehr viel weniger wissen, als sie glauben, so würde ich es kurz fassen. Das klingt unspektakulär, war aber wichtig, denn nur so endstand die Definition der Philosophie. Jedes Verlangen nach Wissen scheint die Annahme des Grundzustandes des Unwissens vorauszusetzen. Lass dir das auf der Zunge zergehen.
Für Sokrates und seine Schüler bedeutete das nur eines: der Mensch muss klüger werden und zwar durch noch mehr und noch effizienteres Erkennen und Erfahren.
Das hat auch erstmal gut geklappt.
Dann wurde der Skeptizismus erfunden und machte alles kaputt.
Das war in etwa so: Da die Philosophen immer schlauer wurden, kamen ihnen Dinge in ihrer Umgebung immer dümmer vor. Das verhalten ihrer Mitmenschen, ihr Eigenes Verhalten und auch das Verhalten ihres Glaubens.
Sogar die Natur.
Sie begannen bestimmte Fragen zu Stellen. Fragen, die meistens mit "Warum" anfingen und die die meisten Menschen mit Sätzen wie "Ist eben so." beantwortet haben.
Diese Fragen, sind Fragen nach dem Grund, oder Kausalitätsfragen, und wenn man nach dem Grund einer Sache fragt, dann nennt man das Hinterfragen. Frage mich nicht warum.
Menschen, die nur Dinge als real und richtig, dessen Grund sie kennen nennt man Skeptizisten oder Skeptiker.
Das Problem war, der Grund von vermeintlichen Tatsachen, muss ja eine Tatsache sein. Und diese Tatsache kann man ja auch hinterfragen.
Warum wird mein Tee süßer, wenn ich einen Löffel Zucker hinein tue?
Weil Zucker süß ist und sich im Wasser auflöst.
Warum?
Weil Zucker und Wasser chemische und physikalische Eigenschaften haben.
Warum?
Weil sie in unserer Welt existieren.
Warum?
Ja, warum eigentlich?
Hier wird es schwierig, denn diese Frage kann ein Mensch nicht beantworten. Zumindest bis jetzt.
Warum gibt es unsere Welt und warum enthält sie Zucker und Wasser?
Wie?
Und wozu?
Die meisten frühen Philosophen haben sich das mit Göttern erklärt.
Götter funktionieren als Erklärung für die ganzen Kausalitätsfragen super, solange man beim Hinterfragen eine Regel befolgt: Hinterfrage nicht die Götter!
Wenn du dich jetzt fragst, ob du diese Regel hinterfragen kannst: nein.
Warum?
Götter!
Funktioniert gut. Die Skeptizisten haben sich allerdings nicht an diese Regel gehalten und alles hinterfragt, womit sie erreicht haben, dass sie an nichts mehr glauben konnten, da ja an jeder Kausalitätsfragenkette eine Sackgasse lauert.
Die Skeptizisten gingen am Ende soweit, dass sie nicht mal an die eigene Existenz glaubten. Würdest du das fertig bringen? Nicht an dich zu glauben?
Da aber sie aber immer noch Dinge sahen, fanden sie einen Weg, an Dinge zu glauben, ohne wirklich an Dinge zu glauben, klingt schwierig, ist aber einfach:
Anstatt zu sagen: Ich existiere!
Sagten sie nur noch: Ich existiere augenscheinlich!
Die weiter entwickelten Neoskeptizisten konnten sogar unterscheiden zwischen: Ich existiere augenscheinlich! Und: Ich existiere!
Da sie auch festlegten, das man wahrscheinlich existieren kann.
Das kannst du dir sehr einfach mit Mathematik erklären, da Mathematik damals ein Teil der Philosophie war:
Eine Tasse und noch eine Tasse existieren augenscheinlich, wenn sie sie vor dir stehen, zwei Tassen sind es dann wahrscheinlich.
Noch einfacher ist es mit Physik: Augenscheinlich fallen Dinge zu Boden, das heißt es gibt wahrscheinlich Schwerkraft, dass man Schwerkraft errechnen kann, macht es sogar noch wahrscheinlicher.
Soviel zum Prinzip der Erkenntnislehre.
Vielleicht ist es noch interessant zu erfahren, dass es Philosophen gibt und gab, die so skeptisch waren, dass sie meinten, es gäbe gar nichts und alles was du erkennst, ist nur eine Sinnestäuschung, bis der Philosoph Descartes festlegte: selbst wenn jede Erkenntnis eine Sinnestäuschung wäre, gäbe es ja noch jemanden, der getäuscht wird, oder wie er sagte: cogito ergo sum. Ich denke, also bin ich!
Es gibt auch Philosophen, die meinen, wir erkennen gar nichts, weil wir von Geburt an alles wissen und wir nur daran erinnert werden. Diese Leute gehen davon aus, das alles im Grunde Information ist, die sich entweder im Geist jedes Menschen (manchmal auch in der Seele, dem Verstand oder der Vernunft) befindet oder in einer Art Weltseele, einem Äther befindet und mittels deiner Sinne von dir abgerufen werden kann. Dieser Ansatz stammt von Platon, einem Schüler des Sokrates und wurde später von den Rationalisten aufgegriffen. Dem Gegenüber stehen die Empiriker, die glauben unser Verstand wäre leer, bis wir Dinge, der materiellen Welt durch unsere Sinne erkennen. Die behaupteten aber auch, das es gar keine Verbindung der Erkenntnisse gibt: dass ein Stein 100 mal zu Boden fällt, wenn man ihn loslässt, sagt nichts darüber aus, ob er beim 101. Mal auch zu Boden fällt.
Kant hat das Ganze zusammengebracht und den Kompromiss gefasst, das es durchaus Dinge gibt, die man jenseits Sinnlicher Erfahrung erkennt, ob durch Logik oder Intuition, die materielle Welt aber sinnlich erfahren werden muss.
Ich glaube Kant, an diesem Punkt, denn wenn ich in einer Sinnestäuschung lebe, funktioniert diese genau nach diesen Gesetzen.Das war es mit dem Rückblick zum Thema Erkenntnis. In den nächsten Kapiteln werde ich mich mit einigen philosophischen Fragen und Theorien befassen und mein eigenes Evangelium verkünden.
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Kallismus- Die Abgründe einer schönen Welt
CasualeZuerst: Keine Esoterik, Philosophie! Du musst an nichts glauben, nur darüber nachdenken! Und wenn es nicht hilft, schaden wird es erst recht nicht! Du fühlst dich beschränkt, durch unpraktische Moralvollstellung oder angeödet durch menschenunfreundl...