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Für diese Blume schenkte ihm Cassy das Lächeln, welches ihn bis in die Fingerspitzen wärmte. Ab da nahm sich Mac vor, ihr jedes Jahr eine Blume zu schenken.

Im Jahr darauf gab ihm Cassy einen selbst gebastelten Papierfalter, den sie mit seinen Lieblingsfarben angemalt hatte.

In der dritten Klasse bekam er seine erste Umarmung mit dazugehörigem Lächeln und Mac erkannte, dass sie seine beste Freundin war.

Für die vierte Blume küsste sie ihn auf die Wange und er beschloss sie nie wieder gehen zu lassen.

Im Jahr darauf erzählte sie ihm, dass ihre Mutter gestorben war, als sie fünf Jahre alt war. "Mein Papa ist immer noch traurig", murmelte sie, "aber er liebt mich, er kann es nur nicht mehr zeigen." In diesem Jahr machte sie ihm das größte aller Geschenke. Sie schenkte ihm ihr Vertrauen.

In dem Jahr in dem er zwölf wurde, nahm er sie beiseite, denn er konnte sein Geheimnis nicht länger für sich behalten. "Ich werde dich heiraten Cassy." "Ich weiß,", antwortete sie lächelnd und küsste ihn. Als er das Zuhause verkündete, lächelte sein Vater triumphierend und wandte sich zu seiner Mutter. "Ich hab's dir gleich gesagt." Seine Mutter hingegen sah nicht so begeistert aus. "Bist du sicher Schatz? Vielleicht solltest du keine voreiligen Entscheidungen treffen, die du später bereust." Seine Schwester war unverblümter. "Du weißt doch nicht mal was Liebe ist, Knirps." Über diesen Satz dachte Mac lange nach. Seine Schwester irrte sich. Mac hatte sich entschieden Cassy zu lieben. Und er hatte nicht vor jemals damit aufzuhören.

Am Valentinstag stand er wie immer mit einer blauen Rose vor dem Klassenzimmer. Cassy kam spät. Erst kurz vor dem Stundenklingeln. Ihre Augen waren verweint. Sie nahm seine Hand und zog ihn in einen Vorbereitungsraum. "Ich ziehe um. Mein Vater hat beschlossen zu gehen." Mit diesem einem Satz war ihre Zeit plötzlich begrenzt. "Wann?", fragte Mac rau. "Nächste Woche", sagte Cassy tonlos. Dann sah sie ihm fest in die Augen. "Ich will nicht gehen, Mac. Du bist das Beste in meinem Leben. Wer soll mir denn blaue Rosen schenken, wenn du es nicht mehr tust?" "Ich werde dich besuchen, Cassy, so oft es geht", versprach Mac. "Ich will nicht, dass du mich besuchen kommst. Bleib hier und finde jemanden der meinen Platz einnehmen kann", befahl sie ihm mit brüchiger Stimme. "Nein Cassy", protestierte er,"ich habe mich für dich entschieden und werde auf dich warten. Solange bis wir uns wiedersehen." Er nahm sie fest in den Arm und gelobte sich im Stillen ihr zu beweisen, dass er es ernst meinte. Dann gab er ihr die blaue Rose.

Er vergaß sein Versprechen nicht. Er vergaß sie nicht. Jedes Jahr am selben Tag schickte er ihr eine blaue Rose mit dazugehörigem Brief. Er erzählte ihr von Veränderungen, wichtigen Ereignissen und Zukunftsplänen. Sie schrieb ihm jedes Mal zurück. Die Jahre vergingen. Seine Eltern versuchten ihn zu überreden sich nicht auf Cassy festzulegen. Nach vier Jahren ging er mit ein paar Mädchen aus. Sie waren ganz nett und eine brachte ihn sogar zum Lachen. Aber er empfand nicht dasselbe für sie, wie für Cassy. Seine Schwestern lachten über ihn. Aber er vergaß sein Versprechen nicht. Er vergaß sie nicht.

In dem Jahr als er volljährig wurde, kam seine Blume samt Brief zurück. Macs Herz setzte einen Schlag aus. Er rief bei ihr an, aber niemand ging ran. Er versuchte es in den nächsten Tagen immer wieder. Am Wochenende setzte er sich kurzerhand ins Auto und fuhr los. Seiner Familie hinterließ er eine kurze Nachricht. Er legte sie auf den Küchentisch seiner Wohnung. Denn er wusste, dass mindestens ein Familienmitglied zufällig vorbei schneien würde. Macht euch keine Sorgen. Aber ich habe schon zu lange gewartet. Es ist Zeit mein Versprechen einzulösen und mein Mädchen zu finden. Am Abend bin ich zurück. Er fuhr fast zwei Stunden durch, bis er die Adresse fand, wo sie die letzten sechs Jahre gelebt hatte. Es war ein heruntergekommenes Mietshaus, in das er spielend leicht hereinkam. Ihre Wohnungsnummer war die Neun. Sie hing herunter und sah aus wie eine sechs. Mac schöpfte Hoffnung. Er klingelte aber niemand öffnete. Er hörte auch sonst keine Geräusche. Fünf Minuten wartete er. Als klar war, dass ihm niemand öffnen würde, ging er zur Nummer sechs. Eine ältere Frau machte ihm auf. Nein, sie wusste nicht ob es noch Mieter in der Wohnung neun gab. Nein, sie kannte das Mädchen, das dort lebte nicht. Und sie hatte auch kein fehlgeleitetes Paket zurückgeschickt. Mac bedankte sich und machte sich niedergeschlagen auf den Rückweg. Der Junge in ihm trauerte um seine beste Freundin. Der Mann um die Liebe der Frau, die er nie kennenlernen durfte. Er würde ihr weiterhin jeden Valentinstag eine weiße Rose blau färben. Denn er würde nicht aufgeben sie zu suchen. Aber er musste damit rechnen, dass sie angefangen hatte ihr Leben zu leben. Ohne ihn. Er hatte wenig Hoffnung ihren neuen Wohnort herauszufinden. Aber er musste es wenigstens versuchen. Als erstes fragte er ihre Nachbarn. Sie konnten ihm nicht weiterhelfen. Einzig ein Mann konnte ihm etwas berichten. "Das Mädel hat mit einem älteren Herrn zusammen gelebt. Hab ihn nur einmal beim Einzug gesehen. Sie war immer recht still, machte einen bedrückten Eindruck. Nur an einem ganz bestimmten Tag im Jahr strahlte sie." Er bedankte sich herzlich, denn auch wenn diese Information nicht brauchbar war, war sie doch unglaublich wertvoll. Er suchte den Vermieter auf und nach langem Zureden verriet dieser ihm, dass der Vertrag heute ausgelaufen war. Sie hatten schon länger kündigen wollen.
Mac fuhr zurück. Heute würde er sie nicht mehr finden. Zwei Stunden später war er wieder zu Hause. Er blieb eine Weile im Auto sitzen und lauschte der Stille. Bis ihm plötzlich etwas blaues ins Auge sprang. Er stieg aus und hob das einzelne blaue Blütenblatt auf, das auf dem Gehweg lag. Er drehte es in seinen Händen. War es Zufall? Aber was wenn es keiner war? Er trat ins Treppenhaus und ihm stockte der Anblick. Ein Spalier aus blauen Rosen wies ihm den Weg nach oben. Er flog förmlich die Stufen zu seiner Wohnung hinauf. Und da stand sie strahlend schön. Sie war älter und noch bezaubernder geworden. Ihr Haar war gewachsen und fiel ihr nun bis auf die Schultern. Auf ihren Lippen lag dieses wundervolle Lächeln. "Du schuldest mir noch eine Hochzeit", sagte sie, "und ich dir noch zwölf blaue Rosen der vergangenen Jahre." "Cassy", raunte Mac und zog sie zu sich. Alle Zweifel schwanden. Es spielte keine Rolle, dass er noch so jung gewesen war, als er sich in sie verliebt hatte. Er hatte sich für Cassy entschieden. "Manchmal muss sich eine Frau vor der Entschlossenheit ihres Mannes beugen", murmelte Cassy lachend. "Ach Cassy ich habe es dir doch gesagt. Ich hab mein Versprechen nicht vergessen. Ich habe dich nicht vergessen. Ich habe auf dich gewartet, solange bis wir uns wiedersehen." Dann vereinte er ihre Lippen zu einem Kuss. "Auch wenn mein Geschenk etwas zu spät kommt. Alles Liebe zum Valentinstag, Mac", flüsterte Cassy als sie sich kurz voneinander lösten. Dann verschloss sie seine Lippen wieder mit ihren.

Solange bis wir uns wiedersehen...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt