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Cerasus, 2002

"Weißt du was das schlimmste am Leben ist? Das Leben selbst. Wir alle warten doch sehnsüchtig auf unsere Erlösung...den Tod.", sprach die Stimme, während ich beim Tätowierer war.

Ich schloss meine Augen und lehnte mich zurück, um die Stimmen auszublenden. Um sie nicht an mich reinzulassen. Nicht jetzt.

Wahrscheinlich dachte die Frau die mich tätowierte, ich tu das wegen dem Schmerz. Wenn sie nur wüsste...

Sie würde mich auch als Verrückt abstempeln. So wie es jeder tat.

"So das war's. War doch gar nicht so schlimm.", versuchte sie mich wegen dem Schmerz" zu beruhigen.

Ich nickte. "Danke.".

Ich sah auf das Semikolon auf meinem Unterarm. Sie trug mir eine Wundheilsalbe auf und klebte drüber eine Folie.

"Diese Salbe sorgfältig benutzen. Sonst kann das Bild verblassen oder sich entzünden.", erklärte sie mir freundlich.

Wieder nickte ich und nahm die Salbe entgegen. "Warum ein Semikolon?", fragte sie.

"Ein Semikolon wird verwendet, wenn ein Autor einen Satz hätte beenden können, sich aber dazu entschieden hat, es nicht zu tun. Sie sind der Autor und dieser Satz ist ihr Leben.", erklärte ich meine Definition für das Satzzeichen, dass nun mein Handgelenk schmückte.

"Wow. Echt tiefgründig. Hast du etwa Suizidgedanken?", man hörte die Besorgnis in der Stimme der Frau.

Ich zuckte mit den Schultern. "Lassen sie das meine Sorge sein.".

Die Antwort ist Ja. Ich habe oft über den Tod nachgedacht.

Diese Stimmen...sie treiben mich in den Wahnsinn. Und irgendwann sicher auch in den Tod.

*****

"Hera, du sollst zum Essen runter kommen.", kam meine Mitbewohnerin durch die Tür. "Ich hab kein Hunger.", antwortete ich und zeichnete auf dem Blatt vor mir rum.

Sie setzte sich zu mir auf das Bett. Sanft nahm sie mir mein Skizzenblock vom Schoß. "Du hast den ganzen tag nichts gegessen. Irgendwas bedrückt dich. Schon wieder."

"Ich habe bereits eine Therapeutin.".

"Ich mache mir Sorgen um dich.", sagte Heather.

Tiefe Stimmen drangen erneut in meine Gedanken. "Vertrau ihr nicht. Sie nutzt dich nur aus. Du bist ihr nicht mal Ansatzweise wichtig.".

Ich schüttelte den Kopf. "Du lügst. Hör auf mich anzulügen, Heather.". Ich wich von ihr weg.

"Wieso sollte ich dich anlügen?". Ich blieb stumm. Ich wollte nicht reden.

Sie stand langsam auf und ging runter zum Essen.

*****

Stunden vergingen und ich war immer noch alleine im Zimmer. Langsam hatte ich Hunger, aber es wurde alles abgeräumt. Wie auf's Stichwort betrat Heather den Raum mit einem Teller in der Hand.

Sie stellte den Teller auf meinen Nachttisch. "Es war schwer das zu besorgen, ohne dass Mrs. Benson was bemerkt.", grinste sie leicht.

"Geht es dir gut?", fragte sie. "Mir geht's besser.", log ich, denn mir ging's nie so schlecht wie gerade.

Es zog mich alles runter. Die Einsamkeit, die ich verspürte. Diese Stimmen...sie trieben mich in den Wahnsinn. So sehr, dass ich schon drüber nachdachte mir das Leben zu nehmen.

Doch ich fürchte den Tod.

"Ich bin gleich wieder da.", teilte ich mit und ging ins Badezimmer.

Dort sperrte ich mich in eine Kabine und begann zu weinen. Es wurde alles zu viel. Und je mehr Zeit vergeht, umso mehr wurde es.

Ich habe das Gefühl es bricht alles zusammen.

Mein Blick schweifte zu meinem Tattoo. Nein. Dieser Satz wird nicht beendet. Dieses Leben kriegt keinen Punkt.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 03, 2019 ⏰

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