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Hoseok

Nachdem der Film vorbei war, hat sich die ganze Klasse wieder vor dem Kino versammelt und wartete auf den Bus. Ich stand mit meinen Freunden etwas abseits von den Klassen und wärend sich die anderen ganz aufgeregt über den Film unterhielten schaute ich mir die Umgebung an. Das Gefühl beobachtet zu werden kam erneut. Ohne dass es irgendwer merkte, schlich ich mich von den anderen weg, um mir die Umgebung anzuschauen. Er musste ganz in der nähe sein. Ich füllte es.

Als ich um die Ecke des Kinos ging knallte ich plötzlich mit einer Person zusammen. Oh, Entschuldigen Sie. Meinte ich höfflich und verbeugte ich mich kurz. Als ich allerdings wieder nach oben sah erblickte ich einen Vampir, den ich zuvor noch nie gesehen hatte. Es war nicht der Vampir, der uns die ganze Zeit beobachtete. Es war ein anderer. Schnell nahm ich ein paar Schritte Abstand von dem Vampir vor mir und bereitete mich auf einen Kampf vor. Doch so weit kam es gar nicht. Er stand nur da und sah mit seinen Blutgetränkten Augen direkt auf mich. Wer bist du? fragte ich doch bekam keine Antwort. Er verzog sein Gesicht nur zu einem Grinsen und war in der nächsten Sekunde schon verschwunden. Wo war er so plötzlich hin? Weiter Gedanken darüber konnte ich mir nicht machen als ich hörte, wie jemand meinen Namen rief.

Hoseok? es war Namjoon. Hobi? Ah da bist du ja. Sagte er als er um die Ecke kam. Der Bus ist da. Komm wir wollen fahren. Er zog an meinem Arm, doch ich reagierte nicht. Noch immer starrte ich auf die Stelle, wo der Vampir gerade noch stand. Hey Hoseok. Was ist los? fragte Namjoon nun etwas besorgt. Hast du ihn gesehen. Ich sah Namjoon fragend an. Wen? Na, den ach egal. Unterbrach ich mich selbst und drehte mich um. Na los die anderen warten schon. Sagte ich zu Namjoon und ging zum Bus.

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Als wir wieder am Hotel angekommen waren ging jeder auf sein Zimmer. Die Lehrer hatten uns für den Rest des Tages frei gegeben. Die Zeit wollte ich nutzen, um mal komplett abzuschalten.

Ich legte mich also in das Bett und starrte die Decke an. Ganz abschalten, so wie ich es wollte, gelang mir dann doch nicht so wirklich. Meine Gedanken kreisten wieder zu dem Vampir, der sich vor mir einfach in Luft aufgelöst hat. War das seine Fähigkeit? Sich in Luft aufzulösen oder vielleicht Teleportation? Kam er ebenfalls vom Palast? Ich beschloss meinen Freunden später davon zu erzählen.

Ich schloss meine Augen und atmete einmal tief durch. Erstmal ein kurzes Nickerchen halten. Danach kann der Stress weitergehen. Ich schlief ziemlich schnell ein und merkte daher nicht wie schnell die Zeit verging. Als ich wieder aufwachte war es bereits dunkel.

Ich setzte mich auf und streckte mich kurz. Wie spät war es? Als ich auf mein Handy schaute war es bereits 22:36 Uhr. Das war dann wohl mehr als nur ein kleines Nickerchen. Murmelte ich und stand auf.

Mir eine dünne Jacke überwerfend ging ich aus dem Zimmer. Die Treppen nach oben, bis ich vor der großen Metalltür stand, die zum Dach hinausführte. Ich öffnete sie und trat an die frische Luft.

Ein leichter Wind wehte. Er war nicht kalt, aber so warm wie heute Nachmittag war es auch nicht mehr. Es war genau richtig. Angenehm.

Ich ging zu Rand des Daches und stellte mich auf diesen. Der Wind wehte sanft durch meine Haare. Ich schloss meine Augen und streckte meine Arme zu den Seiten aus. Schon lang hatte ich mich nicht mehr so sorglos gefühlt. Das letzte mal als ich noch ein Mensch war.

Ich atmete die kühle Luft ein. Brauchen tat ich es nicht, doch es erinnerte mich noch etwas mehr an meine Zeit als Mensch. Ich öffnete wieder meine Augen und ließ meine Arme hängen. Die Erinnerungen an meine Zeit als Mensch verblassten in den ganzen Jahren mehr und mehr. Ich erinnere mich kaum noch an etwas. Einige schöne Momente, die ich mit meinen Freunden und meiner Familie verbracht hatte, waren noch da. Es waren nicht viele, doch die einzigen die mir bleiben.

"Ich hoffe du bist nicht hier oben im zu springen" riss mich plötzlich jemand aus meinen Gedanken. Ich zuckte zusammen und drehte mich schnell um. Ravi.

"Nein, nur zum Nachdenken" antwortete ich und drehte mich wieder zum Sternenhimmel. "Wo ist dein Lächeln Sunshine? er kam zu mir auf den Rand und sah mich an. Mir ist gerade nicht nach Lächeln: ich seufzte und drehte mich dann ebenfalls zu ihm. Vermisst du sie? wollte ich wissen. Er sah mich verwirrt an Wen? Deine Eltern? er lachte kurz laut auf und verstummte dann. Nun sah er mich ernst an. Nein und das habe ich auch nie. Fragend musterte ich ihn, bis er weiter zu erzählen begann. Sie haben mich nie beachtet. Immer so getan, als wäre ich nicht da gewesen. Das Einzige, wozu ich für sie vom Nutzen war, war hinter ihnen her zu putzen. Ihnen Drogen und Alkohol zu beschaffen. Am Ende haben sie es nicht mal gemerkt als ich weg war. Sie waren keine Eltern. Sie waren Monster. Und genau wie solche habe ich sie auch getötet. Geschockt sah ich ihn an. Du hast deine Eltern umgebracht? Ja. Ich habe ihnen das angetan was sie auch mir angetan haben. Ich habe ihnen das Leben genommen. Ich wusste nicht genau was ich darauf antworten sollte also drehte ich mich einfach zurück zum Sternenhimmel. Deiner Reaktion nach zu beurteilen war dein Leben das genaue Gegenteil von meinem. Also erzähl mir. Wie bist du zum Vampir geworden? Ich merkte, wie er mit einer Hand durch meine Haare fuhr. Ich schüttelte sie ab und drehte mich wieder zu ihm.

Ich weiß nicht, wieso oder warum das passiert ist. Das Einzige was ich weiß ist das ich von einem Auto angefahren wurde und dann, wie ich in einer Gasse aufwachte. Als Vampir. Ich wäre an diesem Abend lieber gestorben als, als untoter wieder zurückzukommen. Für dich war es vielleicht leicht deine Familie zu verlassen. Doch wie du bereits sagtes, unsere Leben waren komplett unterschiedlich. Ich habe meine Familie geliebt. Erzählte ich und wollte vom Rand wieder runterspringen als Ravi mich am Arm festhielt. Sag mal. Bist du sauer auf mich? Du bist derjenige der gefragt hat. Sagte er und zog mich zu sich.

~taesalien1909

𝕴𝖓 𝖙𝖍𝖊 𝕯𝖆𝖗𝖐 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt