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POV. Papierschnipseltyp:

'Ich habe fast Petze geküsst. Aber das schlimmste ist, dass ich ihn küssen wollte!', dachte ich verzweifelt auf dem Weg nach Hause.
Wie hatte das nur passieren können? Wie hatte ich nur daran denken können einen meiner besten Freunde zu küssen. Das konnte doch nicht sein. Zumindest sollte es so nicht sein.
'Ich wollte es nicht nur... Ich hätte es fast getan!' Ich hatte das Bedürfnis mich in mein Bett zu legen und einfach loszuheulen.

Doch ich war ein Junge und Jungs heulen nicht. Das war unmännlich und schwul. 'Ich bin nicht schwul! Oder?' Für dieses Oder hätte ich mich schlagen können. 'Natürlich bin ich nicht schwul! Ich bin hetero! Das werde ich jedem beweisen. Vor allem mir selbst.', versprach ich mir. 'Wenn ich schwul wäre, würde das mein Ende bedeuten.', dachte ich bitter. Mir wurde schlecht bei dem Gedanken. Aber was sollte ich den tun. Ich konnte nichts dafür. Seine Lippen hatten so verlockend ausgesehen. Und wie er sich im Schlaf an mich gedrückt hatte, war hinreißend. 'Ich sollte aufhören an ihn zu denken', wies ich mich, in Gedanken, selbst zurecht.

Doch obwohl ich mir fest vornahm nicht mehr an Petze zu denken war dies leider gar nicht so einfach. Seine blonden Haare und seine hübschen blauen Augen gingen mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Ich liebte sein Lächeln und sein Lachen. Wie er strahlte wenn er bekam was er wollte und einen traurigen Hundeblick draufhatte, wenn man ihm widersprach. Ihn irgendwas abzuschlagen war daher unmöglich. Er war einer dieser Menschen, die man immer glücklich sehen wollte und ihm jeden Wunsch erfüllen wollte. Verträumt lächelte ich vor mich hin. Petze war wirklich perfekt. 'Verdammt! Was soll das? Du benimmst dich wie ein verliebtes Teenie-Mädchen.' Ich fühlte mich auch so.
Ich seufzte. Ich war einfach viel zu überfordert mit allem.

Als ich endlich zu Hause ankam, lief ich schnell in mein Zimmer und warf mich auf mein Bett. Ich war einfach nur erschöpft und verwirrt. Ich wollte am liebsten losheulen oder wenigsten direkt einschlafen.
Doch Beides kam nicht in Frage. Schlafen ging nicht, denn immerhin war es erst kurz vor 7. Außerdem musste ich noch Hausaufgaben machen und lernen. Und losheulen ging nicht, weil ich ein Junge war und Jungs weinten nicht. Schwule Jungs vielleicht, aber ich war nicht schwul. Da ich nichts tun konnte, als mich an meine Hausaufgaben zu setzen, tat ich genau das. Auch wenn ich mich kaum konzentrieren konnte, bekam ich die Aufgaben einigermaßen hin.

Plötzlich wurde die Tür meines Zimmer geöffnet. Mein Vater kam rein. Er sah sehr unzufrieden und wütend aus.
Hatte ich etwas falsch gemacht? 'Du machst doch eh immer alles falsch. Er will, dass du perfekt bist und bei jedem kleinsten Fehler rastet er aus.' Über diese, leider wahren, Gedanken konnte ich nur seufzen.

„Wieso bist du so spät nach Hause gekommen?", rief mein Erzeuger. „Es war noch nicht mal 7 als ich nach Hause gekommen bin. Das ist nicht spät.", versuchte ich dem wütenden Mann vor mir klar zu machen. Ich wusste, dass dies nichts brachte. Es war dumm von mir zu versuchen ihm etwas klar zu machen.
„Na und?", fragte er sauer. „Ich hab dir nicht erlaubt noch irgendwo nach der Schule hinzugehen."

Er schrie so laut. Ich hatte das Gefühl, dass mein Kopf gleich platzen würde. Zumindest hätte mich das nicht überrascht und eine Erleichterung wäre es auch gewesen. Diesem Idioten noch länger zuzuhören war Folter und reinste Qual. Jedoch war ich mir sicher das die wahre Qual erst kommen würde.

„Du hast es mir auch nicht verboten.", argumentierte ich sachlich. Das brachte nicht, das war mir bewusst. „Halt die Fresse! Wenn ich dir etwas nicht erlaube, dann darfst du es auch nicht tun!" „Doch. Hättest du es mir verboten wäre es etwas anderes gewesen.", erklärte ich ruhig.
Zumindest versuchte ich ruhig zu wirken. Aber innerlich hätte ich vor Wut platzen können.

„Du Hurensohn! Wie kannst du es wagen, mir zu widersprechen!" Und schon schlug mein Vater auf mich ein. Dies war ich schon gewohnt. Er boxte mir in den Magen, trat mir in die Rippen und schlug mich überall. Fast überall.
Das Gesicht lies er aus. Das tat er immer. Er wollte nicht, dass jemand dies herausfand.
Ich biss mir auf die Lippe und versuchte nicht zu weinen. Ich wollte nicht schwach wirken. Nicht vor ihm. Er war der letzte der mich schwach sehen sollte.

Doch lange konnte ich meine Tränen, leider, nicht zurückhalten. Ich schluchzte leise auf, doch zu meinen Pech hörte er es trotzdem. „Hör auf zu heulen! Du benimmst dich wie eine Schwuchtel. Du bist schwach und heulst. Sei keine Memme sondern ein richtiger Mann!"
Ich schluckte. „H-Hör auf! Bitte!", flehte ich weinend. Ich hasste mich dafür, dass ich ihn anflehte. Dabei kam ich mir so dumm und feige vor. Wahrscheinlich war ich das auch. Mein Erzeuger lachte nur. „Du bist so ein Schwanzlutscher! Würde mich nicht wundern, wenn du wirklich eine Schwuchtel wärst.", meint er abschätzend.

'Ich hasse ihn! Ich hasse ihn so sehr!', dachte ich verbittert. Ich wusste, dass ich stärker war als er. Ich hätte ihn locker besiegen können.
Doch ich hatte immer noch Angst vor ihm. Er schlug mich schon seitdem ich ein kleines Kind war.
Ich brachte es einfach nicht über mich, mich zu wehren.

Er stand auf, sah mich abschätzend an und verließ das Zimmer. Ich blieb schluchzend auf dem Boden liegen.
'Ich hasse mein Leben!'

Ich weiß, dass das Kapitel jetzt in eine bisschen deprimierende Richtung geht. Eigentlich war das nicht so geplant, aber jetzt ist es nun mal so. Sorry dafür. 😅
Aber die Geschichte braucht ja auch irgendwie bisschen Hintergrund. 🤷‍♀️😅
Wie immer könnt ihr eure Meinung gerne in die Kommentare schreiben. Würde mich freuen. ☺️🙈
Lg Luna 🥰💚
956 Wörter

PetzelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt