Mein Name ist Jean Kirschstein. Ich bin neunzehn Jahre alt und besuche die städtische Kunstuni. Dies ist meine Geschichte.
Seit ich mich erinnern kann habe ich ein und denselben Albtraum. Bereits mehrere Psychiater konnten nichts dagegen tun, der Traum kam immer wieder.
In meinem Traum ist erst alles dunkel, ich höre Stimmen meinen Namen rufen, ich höre einen Jungen weinen. Dann wird es heller, der der weint bin ich. Wackelige und fluchtartige Bilder erscheinen.
Riesige Monster, Blut und ganz viele Tote. Dann wird es auf einmal hell.
Für einen Moment werde ich von einem warmen, weichen Licht geblendet.
Ich sehe einen Jungen der mir zulächelt. Er hat viele süße Sommersprossen im Gesicht.
„Du bist der Grund warum ich lebe." höre ich seine Stimme. Ich Strecke meine Hand aus, viel ihn berühren.
Plötzlich wird alles rot und ich höre meine eigene Stimme seinen Namen schreien und spüre Tränen auf meinem Gesicht.
Marco.
Dann wache ich auf, schweißgebadet. So lief es immer ab.
Ich habe mich noch nie wirklich verliebt. Jedes mal wenn ich jemandem zu nahe kam, hatte ich das Gefühl den Jungen aus meinem Traum zu betrügen.
Ich habe mit zwölf Jahren angefangen zu zeichnen. Ich wollte sein Gesicht auf dem Papier festhalten.
Ich wollte mich an das warme Gefühl erinnern, das mich erfüllte wenn er mir ein ganz persönliches Lächeln schenkte. Ich wollte die Leere in meinem Herzen vergessen, die mich langsam umbrachte.
Mein früherer Kunstlehrer erkannte meine Begabung fürs Zeichnen und schrieb mir eine Empfehlung für die Uni. Ich male immer noch viele Portraits von ihm.
Manchmal, wenn ich zeichne, habe ich das Gefühl seine Lippen auf meinen zu spüren und ihn lachen zu hören. Tief in mir hoffe ich diesen Jungen zu treffen.
Mir ist klar wie das unrealistisch ist aber ich liebe ihn.An dem Tag an dem es begann, hatte ich nicht wirklich Lust zu meinen Kursen zu gehen, nach dem Traum hatte ich Kopfschmerzen und ich vermisste ihn schrecklich. Meine Freunde hatten mich längst für verrückt erklärt, doch sie ließen mich mit dem Thema in Ruhe. Doch ich hatte an dem Tag einen meiner Lieblingskurse und so zwang ich mich trotzdem hinzugehen. Ich schnappte mir meine Mappe, setzte mir meine rote Mütze auf und rannte los. Beinahe hätte ich den Bus verpasst. Ich stempelte meine Fahrkarte ab und ließ mich auf einen freien Platz fallen. Wie immer wurde ich von ein paar Leuten angestarrt, hauptsächlich ältere.
Manche Leute kamen mit meinem Look einfach nicht klar. Ich trug meine üblichen schwarzen Schnürstiefel, meine schwarze Lieblingshose, die mit den Löchern an den Knien, und ein Kariertes Holzfällerhemd das ich nur fahrlässig zusammengeknöpft hatte. Ach, ja... Da war auch noch mein Piercing. Ein schwarzer Ring an meiner Lippe den ich mir zu meinem achtzehnten Geburtstag von meinen Freunden gewünscht hatte.
Von meiner Mutter hatte ich einen Gutschein für ein Tattoo bekommen, sie akzeptierte mich so wie ich war. Über das Tattoo hatte ich lange nachgedacht und mich schlussendlich für meine erste Idee entschieden.
Zwei überkreuzte Flügel, einer weiß, einer schwarz prangten nun auf meiner rechten Schulter. Circa zehn Zentimeter groß. Die Idee war mir aus dem nichts gekommen, irgendwo in den Tiefen meines Kopfes war sie verankert gewesen.
Seufzend schaute ich aus dem Busfenster, ich hatte meine Kopfhörer zuhause vergessen.Bei der Uni angekommen sah ich sofort meine Freunde auf der großen Treppe zur Eingangstür sitzen. Ich winkte ihnen zu und bekam ein Lächeln zurück.
Meine Freunde, die ich auf dem Campus getroffen hatte, waren die einzigen die das große Loch in meinem Herzen wenigstens für eine kurze zeit füllen konnten.
Mit schnellen Schritten übersprang ich jede zweite Treppenstufe und ließ mich neben ein Mädchen mit blonden Haaren fallen.
„Guten Morgen, Jean.", sagte sie mit einem herzlichen Lächeln. Sie schien immer glücklich zu sein. „Morgen Historia.", murmelte ich und ließ mir von einem kleinen blonden Jungen einen Kaffe to go geben.
„Armin, Wieso bringst du der Pferdefresse jeden morgen einen Kaffe mit? Ist doch Verschwendung.", grummelte ein Junge mit grünen Augen und wandte sich von mir ab.
„Muss dich nicht interessieren, Eren.", antwortete ich genervt und lehnte mich zurück. In zehn Minuten würde der Unterricht anfangen und ich müsste neunzig Minuten langweilige Kunsttheorie aushalten.
Gerade redete Sasha noch über irgendwelche Gerichte die sie gegessen hatte, als sie plötzlich verstummte.
Ihre Augen waren weit geöffnet und leicht panisch stupste sie Mikasa an. „Mika, bitte sag mir das ich spinne.", murmelte sie und zeigte irgendwo in die Nähe des Campus eingangs. Ich war zu müde um mich mit Sashas Quatsch auseinanderzusetzen und starrte in den Himmel.
Nun verstummte die gesamte Clique, alle starrten in eine Richtung.
„Du spinnst nicht....", stammelte Historia und schüttelte mich an der Schulter,"Jean... Das ist jetzt echt wichtig. Das klingt jetzt vielleicht komisch aber hör mir bitte zu. Raste nicht aus ok?"
Genervt guckte ich ebenfalls in die Richtung in die Sasha immer noch deutete. Und da sah ich was sie sahen. Zuerst dachte ich meine Augen spielten mir einen Streich, heftig rieb ich mit einer Handfläche über das Gesicht.
Doch an der Sicht änderte sich nichts. Ein Junge mit dunkelbraunen, fast schwarzen Haaren stand in einer Menge anderer Schüler und guckte sich suchend um.
In diesem Moment verlor ich die Kontrolle über mich selbst. Meine Freunde hatten genug Zeichnungen von dem Jungen aus meinem Traum gesehen um ihn zu erkennen.
Der Junge mit den Sommersprossen und dem süßen Lächeln.
Ich spürte wie mir die Tränen in Strömen das Gesicht herunterflossen, doch ich war wie versteinert. Wie in Trance stand ich langsam auf, der Kaffe fiel klappernd auf den Boden und ergoss sich auf die Stufen.
Langsam ging ich die Treppe herunter, dann fing ich an zu rennen. Ich achtete nicht auf die anderen Leute, so stieß ich gegen viele Studenten, die mich dann böse anstarrten.
Zwei Meter von ihm entfernt blieb ich stehen, die Augen weit aufgerissen.
Ich bekam es mit der Angst zu tun. Was wenn er mich überhaupt nicht kannte? Was wenn er keine Ahnung hatte wer ich war. Was wenn ich der einzige war der diesen Albtraum wieder und wieder erleiden musste?
Riesige Zweifel kamen in mir auf, ich wollte mich gerade umdrehen und weglaufen, als sein Blick meinen erfasste.
Die Farbe seiner Augen war exakt dieselbe wie in meinem Traum und ließen mich erstarren. Ich wartete auf eine Reaktion seinerseits. Er starrte mich an, die Augen weit aufgerissen.
Auf einmal bildeten sich in seinen Augenwinkeln Tränen und er stürzte auf mich zu, dabei stieß er fast ein etwas kleineres Mädchen um, doch er achtete ebenso wenig wie ich auf seine Umgebung.
Erst als er mir um den Hals fiel, erwachte ich aus meiner Schockstarre.
Langsam hob ich meine Hände und umfasste seine Arme, die immer noch um meinen Hals geschlungen waren, als wolle ich spüren das er echt sei. Ich hörte seinen Atem neben meinem Ohr, spürte sein Herz schlagen und warme Tränen auf meine Schultern fallen. „M...Marco?",krächzte ich, meine Stimme fühlte sich an als hätte ich seit Jahrtausenden kein Wort mehr gesprochen.
Als hätte ich seinen Namen vor Jahrtausenden nicht mehr benutzt. Er trennte sich einen Moment von mir und lächelte sein Lächeln, das ich mein ganzes Leben vermisst hatte.
Mit den Tränen in den Augen lachte er und sagte:"Endlich habe ich dich gefunden."
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Seit Jahrtausenden
FanfictionJean hat immer den selben Traum, von menschenfressenden Monstern und dem Jungen mit den Sommersprossen und dem Lächeln. Sein ganzes Leben hatte er sich danach gesehnt ihn zu sehen, zu berühren, sein Lächeln zu sehen. Ein Aot Oneshot der in der heut...