Prolog -Zehn Jahre

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Das Universum, dieses unglaublich fragile Gebilde aus Wissen und unenthüllbarem Unbekannten, steht auf den noch viel zerbrechlicheren Säulen des Zufalls. Leben, Denken und überhaupt jegliches Sein und Tun ist das Ergebnis unvorhersehbarer Kettenreaktionen, das Produkt nicht zählbarer Launen des Schicksals.

Ich hasste es, das zu wissen.

Ich hasste die Vorstellung, jede Sekunde meines Lebens sei zufällig.

Meine Haarfarbe, die Größe meiner Zehennägel und dass ich immer in den Himmel schaue, wenn es mir auf der Erde zu eng wird. Dass Menschen nicht fliegen können. Ihre Knochen sind zu schwer. Manchmal zog mir diese Erkenntnis regelrecht den Boden unter den Füßen weg. Da ist niemand, der dir den Weg zeigen kann. Alles reiner Zufall. Die Zeit und das Sein sind keine berechneten Routen durch die Materie, sondern flimmern unter jedem Schritt in den Weiten der Unendlichkeit kurz auf, für einen flüchtigen Moment nur, bis sie sich unwiderruflich auflösen, lediglich Erinnerungen hinterlassen. Den Weg gibt es noch gar nicht. Er bildet sich unter deinen Füßen. Wirklich, manchmal sehnte ich mich zurück in die Zeit, in der ich mir über all das noch keine Gedanken gemacht habe.

In der ich es nicht musste.

Ja, manchmal tut Wissen unfassbar weh.

Es war in der Zeit, in der ich mit der Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit kämpfte, unfähig, sie einfach zu überqueren. Die Zeit, in der ich panische Angst hatte, mich in diesen unkontrollierten Weiten zu verlieren, mich selbst aufzulösen, mit jedem Bruchstück der Zeit, dass hinter mir einfach verschwand.

Und da lernte ich Blue kennen.


In den SternenWhere stories live. Discover now