Kapitel 2

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[[[ Viel kürzer als Kapitel 1, aber noch lange nicht vorbei!]]]

Mr. Kim steht nun in Mr. Lees Büro und schaut sich um. Mr. Lee selbst, schenkt ihm keine Beachtung. Er ist der Meinung, wer mit einem Anliegen zu ihm kommt, sollte nicht aufgefordert werden müssen zu sprechen. Mr. Kim fängt nach einer Weile an auf seine typisch, gehobene Art und Weise zu Schmunzeln, um die Situation cool zu spielen.
»Meine Güte, guten Tag Mr. Lee«, fängt er dann an seinen Boss zu begrüßen, bei dem dies als kritisierender Spott ankommt, da er nichts sagt, obwohl Mr. Kim es noch nicht einmal so meint. Er blickt auf und senkt genervt, leicht seine Hand, indessen er die Papiere hält, welche er zuvor beäugt hat.
»Man, Sie scheinen heute etwas gereizt zu sein«, schamlos greift er ihn an. Mr. Lee zieht eine Augenbraue nach oben.
»Ich meine, jeder hat ja mal einen schlechten Tag, aber müssen Sie das denn so an Ihren Angestellten auslassen?«, wagt Mr. Kim es weiter
»Die arme Mrs. Min hat es wirklich gekränkt, dass Sie so wenig zurückhaltend mit ihr waren«, glaubt Mr. Kim ihm ein schlechtes Gewissen einzureden.
»Worauf wollen Sie hinaus, Mr. Kim?«, er bleibt überraschend ruhig.
»Ich meine nur, Sie machen sich wohl ein wenig unbeliebt bei ihren Leuten«, scheinbar hat Mr. Kim keine Angst »An Ihrer Stelle würde ich aufpassen.«
»Um ehrlich zu sein, würde ich an Ihrer Stelle aufpassen, selbst wenn ihre Stelle dringend ist, heißt es lange nicht, dass ich Sie nicht dennoch feuern kann«, droht er dem schmierigen Abteilungsleiter.
»Ach wo, ich versuche doch nur zu helfen, sehen Sie, mir liegt es nur wirklich an einer angemessenen Arbeitsatmosphäre«, versucht er sich rauszureden.
»Lassen Sie das mal meine Sorge sein. Mrs. Min hat sich unakzeptabel verhalten und ich habe sie ermahnt. Das gleiche tue ich mit Ihnen. Das nächste Mal wenn sie eine Beschwerde haben, sollten Sie dringend auf Ihren Ton achten. Der gefällt mir nämlich gerade überhaupt nicht. Außerdem sollten Sie vielleicht erstmal vernünftig ihre Arbeit erledigen. Sie haben immer noch drei überfällige Berichte zu liefern. Und jetzt stören Sie mich nicht weiter. Anstatt mich nämlich über Dinge zu beschweren die kein Problem sind, konzentriere ich mich lieber auf ein sauberes Arbeitsergebnis, im Gegensatz zu Ihnen, wie es scheint«, er beendet seinen Satz und widmet sich wieder den Dokumenten in seiner Hand. Mr. Kim schluckt und guckt Mr. Lee noch skeptisch an, bevor er sich umdreht und geht.

Als er den Raum verlassen hat, erwarten ihn einige Blicke, die das Ereignis gespannt von außen verfolgt haben. Selbstsicher streift er wortlos an den Tischen vorbei, zurück zu dir und Sally.
»Keine Sorge, dem hab ich's gezeigt«, lügt oder wohl eher euphorisiert er, sich selbst einen Triumph einredend das Geschehen, und verabschiedet sich mit einem Zwinkern. Sally macht hinter seinem Rücken einen angewiderten Gesichtsausdruck.
»Was hat er bloß gemacht?«, fragst du mit einem leeren Blick deine Kollegin, mit der Angst er könnte etwas Dummes gemacht haben - er hat mit Sicherheit etwas Dummes gemacht, er ist Mr. Kim, denkst du dir.
»Woah, woah, WOAH«, hört man laut Willys Stimme vom anderen Ende des Raumes ignorant ertönen »na das war ja mal eine Aktion, haha«, er stemmt sich die Arme an die Hüfte und grinst durch die Gegend. In dem Moment öffnet sich auch wieder Mr. Lees Tür, aus der Mr. Lee selbst auch hervortritt. Das ganze kann ja wohl kaum noch besser werden. Du kannst nicht anders, als geschockt in seine Richtung zu schauen. Er kommt in deine Richtung, oh nein! Du hättest nie gedacht, dass du mal so sterben würdest. Sein Blick ist auf dich gerichtet und du verabschiedest dich in Gedanken schon mal von deiner Familie und deinen Freunden, von deinen sonstigen Mitarbeitern und von Mr. Lee selbst. Immerhin würde das Letzte was du zu Gesicht bekommen würdest sein so unglaublich perfektes Gesicht sein, bevor dein Herz dann versagt. Die Zeit läuft wie gewohnt langsamer, je näher er dir kommt. Aber... da stimmt etwas nicht. Du spürst nämlich Wind an dir vorbei huschen, Wind, der so herrlich nach Mr. Lee duftet.
Sein Blick ist wohl doch nicht auf dich gerichtet, sondern auf den Kopierer ein paar Meter von dir entfernt. Deine Knie waren Brei, aber dein Herz war erleichtert.
»Die Eingabe liest Beschädigung, durch vermutlich Kaffee?«, er stellt sich neben die vor kurzem kaputt gegangene Kopiermaschine und stützt sich mit einem Arm auf ihr ab, während sein anderer auf seiner Hüfte ruht. Du blickst zu ihm rüber. Er sieht so lässig aus, ein erneutes Mal deinen verwirrenden Schmerz ignorierend studierst du die Falten seines Hemdes. Zu deinem erfreuen stellst du fest, dass er seine Krawatte wohl leicht gelockert haben muss. Aber nur um einige Millimeter - du hast ein Auge für sowas.

Mr. LeeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt