Kapitel 1

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„Bae, komm schon, die Vorlesung fängt gleich an."

„Warte, nur noch ein bisschen..."

„Du kannst die Blumen doch später noch zeichnen. Das Gebäude bewegt sich ja nicht."

„Nein! Die Blumen bewegen sich doch im Wind! Und das Wetter ändert sich auch...!"

„Bae, die Vorlesung..."

„Myu, nur noch eine Minute."

„Na gut."

„Siehst du? Schon fertig!"

„Toll. Kommst du jetzt mit oder nicht?"

Unglaublich glücklich folgte ich meinem 2 Jahre älteren, besten Freund Moon Myung-Dae. Myung-Dae war unglaublich schlau, und hübsch. Mit seinen grünen Augen und rot gefärbten Haaren hätte er genauso gut in einer K-Pop-Gruppe sein können, wie in Hana no Niwa zu hocken und mich auf Trapp zu halten.

Dazu sollte gesagt werden, dass schon viele ihn für ihre Gruppe scouten wollten, aber er hat jedes mal abgelehnt. Ich weiß auch, weshalb: Er kommt mit den Regeln als Idol nicht klar, macht Taekwondo und hat sich viele weitere Kampfsportarten beigebracht und, am Wichtigsten, sein Gehör ist amusisch. Das bedeutet, dass er den Unterschied zwischen Tönen nicht wahrnimmt. Er hat mir aber nicht gesagt, in welchem Ausmaß er es hat. Stört aber auch nicht weiter.

Ich folgte Myung-Dae in den Vorlesungssaal und setzte mich neben ihn. Wir machten uns Notizen, alles war so wie immer.

Nach der Vorlesung gingen wir in die riesige Kantine, die zur Uni gehörte. Hier gab es das beste Kartoffelpüree mit geriebener Muskatnuss, und noch viele weitere mega gute Gerichte, von denen ich kaum genug bekommen konnte. Und andere in der Stadt auch nicht. Viele kamen in die Kantine, unterhielten sich dort mit Bekannten, machten neue Bekanntschaften... Es war sozusagen ein Treffpunkt.

Und man hört hier viel. Ich liebe es, den Leuten zuzuhören. Man erfährt so viele verschiedene Sachen... Ich bekomme kaum genug davon.

An diesem Tag erfuhr ich etwas besonders interessantes. Und da ich ein phonographisches Gedächtnis habe, kann ich mich noch genau an das Gespräch erinnern.

„Kira, hast du schon gehört? Von dieser neuen Firma?"

„Neue Firma?"

„Ja, diese Sportfirma. Keine Ahnung, was genau die machen, aber sie unterstützen die Feuerwehr und der CEO soll soo heiß aussehen!"

„Ooh! Das ist doch spannend! Los, erzähl mehr!"

„Er ist wohl noch recht jung, und mit seinem Unternehmen hat er schon so viel damit verdient. Angeblich sieht er leicht Philippinisch aus, aber es gibt im Netz keine Fotos von ihm. Nur von seinen Vertretern."

„Aber wie heißt er? Los, mach's nicht so spannend!"

„Joon Cho."

„Ooh...! Das klingt... nicht so außergewöhnlich wie ich dachte."

Die beiden Frauen gackerten noch für eine Weile herum, aber ich hatte das Interesse verloren. Wahrscheinlich stimmte die Hälfte von allem gar nicht. Das war oft der Fall.

„Sun Chin Bae."

Ich stöhnte. Nicht die schon wieder.

„Mun-Hee Seung."

Ich verbeugte mich leicht, wie ich es mir angewöhnt hatte, und verzog keine Miene, da ich ihr einen „Sieg" über mich unter keinen Umständen gönnen würde. Ich mochte sie nicht genug, um wirklich freundlich zu ihr zu sein, aber ich wusste zu wenig, als dass ich mir selbst erlaubt hatte, gemein zu ihr zu werden.

Als sie Myung-Dae sah, blühte ihr Gesicht auf. Ach ja, ich vergaß...

„Myung-Dae! Wie schön, dich zu sehen!"

„Jaa..."

Seine rechte Augenbraue zuckte. Es war nicht so, dass er sie nicht leiden konnte, aber er mochte Mädchen nicht. Zumindest nicht in sexueller Hinsicht.

Seung schmiss sich regelrecht an Myung-Dae, aber er wich jedes mal gekonnt aus. Ich verstand ihn. Ich wollte auch gehen.

Nach dem wir in der Kantine endlich fertig waren, gingen wir in den Blumenpark. Jedes Jahr fand dort ein Festival statt, bei dem die Blumen gefeiert wurden. Wir Bewohner sehen uns selbst als Blumen, aber eher als Metapher. Die Erwachsenen verlassen die Stadt nie, aber die Kinder. Wie Samen. Und genauso kommen neue Leute.

In dem Park fand ein Konzert statt, das wir uns anhörten. Es war sehr schön, und das Wetter passte auch.

Stadt der BlumenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt