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Paris

Schule war vorbei und so schnell ich konnte, verließ ich das Gebäude. Mein Weg führte mich an der Bushaltestelle vorbei, zum Waisenhaus. Meistens beeilte ich mich oder blieb noch einige Zeit in der Schule, damit niemand sah wohin ich lief und wo ich wohnte.

Als ich die Haustür aufschloss, kamen mir sofort die lauten Stimmen der Kinder entgegen ,,Guck mal! Guck mal! Das habe ich in der Schule gemalt!" quietschte Mira und zeigte stolz ein Bild in die Runde. Am Tisch saßen bereits alle. Was soviel Bedeutete wie: Kiran, Melina, Miles, Edward, Daliah, Mira, Luis, Joline und Elizabeth.

,,Hey" begrüßte ich die Runde und stellte meine Tasche zur Seite ,,Wie war die Schule?" fragte Elizabeth, die an der Küchenzeile stand und kochte ,,So wie immer. Die neuen Schüler...sind ganz...nett" sagte ich und ließ mich auf meinen Platz fallen.

Während die anderen begannen von ihrem Tag zu erzählen, stocherte ich nur Gedankenverloren in meinem Essen herum. Immer wieder huschten meine Gedanken zu dem Jungen, mit den blauen Augen. Ab und zu sah Kiran zu mir, doch bemerkte ich seine Blicke kaum.

Seufzend stand ich auf und sagte ,,Ich gehe in mein Zimmer. Hausaufgaben" Joline nickte, doch sofort rief Mira ,,Aber du gehst heute mit uns in die Stadt oder?" fragte sie ,,Natürlich. Aber erst später. Gehen alle mit?" fragte ich an alle gerichtet, die sofort nickten. Auch wenn manche etwas gelangweilt schauten. Was sie meistens taten.

Schlurfend stieg ich die Treppe empor und öffnete seufzend die Zimmertür. ,,Okay, was ist los?" Kiran stand hinter mir, erschrocken zuckte ich zusammen. ,,Es ist alles okay" meinte ich und ließ mich auf das Bett nieder ,,Haben dich die Jäger bedrängt?" fragte er besorgt, doch schüttelte ich meinen Kopf.

Kiran wand sich seufzend ab und nahm sich ein Stück Kreide, vom Schreibtisch. Er begann einen Kreis zu zeichnen, in den er einige Runenzeichen zeichnete.

,,Los" wies er mich auffordernd an. Ich ließ mich auf den Boden sinken und setzte mich in den Schneidersitz. Kiran setzte sich gegenüber von mir und nahm meine Hände in seine. ,,Indica mihi quid. Ostende mihi praeter illam"(Zeige mir das Geschehene. Zeige mir ihre Vergangenheit) Immer wieder wiederholte er diese Worte und hörte nicht auf.

Ein Rauchschleier legte sich zwischen uns und ein Bild bildete sich in der Mitte. Es zeigte mich, wie ich Klavier spielte. Zeigte wie der Junge den Saal betrat und dann seine Augen. Wieder fesselten sie mich und zogen mich in ihren Bann. Als letztes sah man nur, wie ich floh.

Er hörte auf zu sprechen und sofort verschwand der Rauch. ,,Ich weiß was mit dir los ist" meinte Kiran und sah mich ernst an ,,Wenn du es weißt und ich nicht, muss es schon ernst sein" brummte ich und lehnte mich mit meinem Rücken ans Bett.

,,Dir ist bewusst, dass dieser Junge ein Werwolf ist?" erschrocken weiteten sich meine Augen, bevor ich meinen Kopf senkte ,,Und was hat es damit zu tun?" fragte ich. ,,Er ist dein Gefährte" hauchte mein Bruder und sah mich ernst an. ,,Mein Gefährte..." flüsterte ich leise und musste leicht lächeln.

,,Was kannst du noch alles über ihn sagen?" fragte ich ,,Seinen Namen kann ich dir nicht sagen, aber er ist wohl ein hochrangiger Werwolf" meinte er ,,Verstehe..." lächelnd schloss ich meine Augen.

Ruckartig riss ich sie wieder auf, als die Zimmertür aufflog ,,Paris! Komm jetzt!" quengelte Mira ,,Ist gut. Ich ziehe mir nur eben was anderes an" sagte ich und lachte leicht. Das Wissen, einen Gefährten zu besitzen, fühlte sich unglaublich an.

Schnell zog ich mich um und hüpfte die Treppe runter. ,,Alle fertig?" fragte ich in die Runde und alle nickten. ,,Dann los! Alle auf zum Bus" wir verließen das Haus und liefen zur Haltestelle. ,,Bekomme ich zwei Kugeln?" fragte Luis lachend. ,,Alle bekommen zwei" sagte ich und schüttelte grinsend meinen Kopf ,,Ich will aber drei" brummte Edward und schaute von seinem Handy auf. Genervt schlug ihm seine Schwester auf den Hinterkopf ,,Klappe du Idiot"

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Gelangweilt hörte ich dem Lehrer zu, der versuchte der Klasse irgendeine Aufgabe zu erklären. Die Klingel erlöste uns schließlich, von der Schule und alle verließen den Raum. Mein Weg führte mich sofort zum Musiksaal. Wieder fing ich an eine Melodie zu spielen und verfiel in meine eigene Welt.

Als die Melodie endete, erschreckte mich ein Klatschen. Erschrocken wand ich mich herum und sah meinen Gefährten. ,,Kannst du noch was spielen?" seine sanfte und raue Stimme, jagte mir einen Schauer über den Rücken. Unfähig zu antworten, starrte ich ihn einfach an.

Vorsichtig, beinahe schon zögernd, kam er auf mich zu gelaufen und blieb vor mir stehen. ,,Paris oder? Ich bin Xander" stellte er sich vor und ich konnte nur ein schwaches Nicken von mir geben.

,,Du redest nicht gerne oder?" fragte er unsicher und musterte mein Gesicht ,,Kommt drauf an" murmelte ich leise und nahm meine Tasche, um den Raum zu verlassen ,,Warte!" er griff nach meinen Arm. ,,Wieso redest du jetzt mit mir und nicht mit den anderen, auf der Schule?" fragte er. Widerwillig zog ich meinen Arm weg, wollte länger dieses Kribbeln spüren, und sagte ,,Vielleicht rede ich nicht gerne" und mit diesen Worten, verließ ich den Saal und das Schulgebäude.

Normalerweise würde ich direkt nach Hause gehen, doch lief ich in Richtung Wald. Ich brauchte etwas frische Luft. Das Holz knackte, unter meinem Gewicht und die Blätter raschelten, durch den Wind. Leise pfiff ich vor mich hin und genoss einfach die Natur.

Kiran meinte mal zu mir, dass einige Hexen sich besonders verbunden mit der Natur fühlten und besonders mit dem Wald.

Welche Farbe wohl Xanders Wolf hatte? Verwirrt schüttelte ich meinen Kopf. Natürlich interessierte ich mich für das Wesen, welches mein Gefährte war. Aber, dass meine Gedankengänge sich schon verselbstständigten. Das war neu.

Ein Knurren erregte meine Aufmerksamkeit und angespannt sah ich mich um. Wieder war ein Knurren zu hören und dann sah ich einen Wolf. Er müsste mir ein Stück über den Bauchnabel gehen. Sein Fell verfilzt und dreckig. Einige Narben zierten seinen Körper und an manchen Stellen fehlte das Fell.

Langsam ging ich zurück, doch das harsche Knurren ließ mich erstarrt stehen bleiben. Sein Wesen strahlte eine extrem dunkle Aura aus, was mich darauf schließen ließ, dass er der Mann von gestern war.

,,Bitte lassen Sie mich in Ruhe" gab ich stotternd und heiser von mir. Bekam aber nur ein Zähne fletschen als Antwort. ,,Bitte" krächzte ich, doch achtete er nicht darauf. Mit seinen Hinterpfoten drückte er sich kräftig vom Boden ab und flog mit ausgestreckten Pranken und gefletschten Zähnen auf mich zu.

Hektisch rief ich ,,Ignis!" und hob meine Hände. Eine riesige Welle an Feuer, schoss aus meiner Hand und traf den Wolf. Er wurde einige Meter durch die Luft geschleuderte, bis er letztendlich über den Boden wälzte und regungslos liegen blieb. Doch wusste ich, dass mein Angriff ihn nur kurz Bewegungsunfähig machen würde.

Eine Flüssigkeit lief mir übers Gesicht und ruckartig ging meine Hand zu meiner Nase. Blut floss aus ihr und mit einem Mal, fühlte sich mein Körper ganz schwer an. Mit der letzten Kraft, die ich aufbringen konnte, beförderte ich mich aus dem Wald und versuchte so schnell ich konnte, zum Waisenhaus zu kommen.

Meine Hand zitterte, als ich den Schlüssel in die Tür steckte und sie aufschloss. Meine Augen schärften sich nicht mehr und schwarze Punkte tanzten vor meinem inneren Auge. Gerade noch konnte ich die Tür aufstoßen, als meine Beine zusammen klappten und ich auf dem Boden aufkam.

,,Paris! Scheiße!" ich hörte Kirans Stimme nur gedämpft. Doch wusste ich, dass er mir helfen würde. Schwach öffnete ich meine Augen und sah Kiran an, der sehr wahrscheinlich einen Runenkreis auf den Boden zeichnete. ,,Gleich geht es dir wieder gut" murmelte er und legte die Kreide weg.

Sanft wurde ich in den Kreis gelegt und Kirans Hände legten sich an meine Schläfen. ,,Sanitatem, Virtus" (heilen, Kraft) Er wiederholte diese Worte immer wieder, bis ich erleichtert auf seufzte.

Der Druck fiel von meiner Brust ab und meine Augen konnten sich auch wieder schärfen ,,Danke" flüsterte ich heiser ,,Ich würde ja gerne sagen, immer wieder gerne. Aber lieber würde ich dich nicht mehr so sehen" murmelte er und half mir aufs Bett ,,Heute war es schlimmer oder? Du hattest Nasenbluten" er fasste an die Stelle, an der noch das getrocknete Blut klebte und schaute besorgt.

,,Ich wurde von einem wilden Wolf angegriffen. Hätte ich nicht reagiert, wäre ich tot" krächzte ich ,,Schon gut. Ich verurteile dich nicht. Morgen bleibst du aber hier, ich sage Joline, dass du wieder einen Schwäche Anfall hattest, okay?" schwach nickte ich, während Kiran das Zimmer verließ.

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