Harry ruft mich ständig an. Immer wieder versucht er es. Ich hatte schon bedenken, dass er in den Zug springt. Das hat er aber nicht getan. Zum Glück. Die Landschaft rauscht an mir vorbei. Meine Gefühle scheinen das Gleiche zu tun. Ich stehe vollkommen neben mir. Es fühlt sich nur an wie eine leere. Als wäre ein Vakuum anstelle meines Herzens, dass den Rest meines Körpers in sich hinein zieht. Ich spüre es und doch irgendwie auch nicht. Es ist kalt. Ich friere. Aber der Schauder ist innerlich.
Der Himmel wird grauer. Es beginnt sicherlich bald wieder zu regnen. Ich habe keinen Regenschirm dabei. Aber so weit ist es vom Bahnhof in Doncaster ja nicht. Und wer weiß, vielleicht scheint dort ja die Sonne? Es dauert noch eine Stunde, bis ich dort ankomme. Liam hat mich inzwischen auch angerufen. Aber auch dieses Telefonat habe ich nicht abgehoben. Ich möchte nicht mit ihm sprechen. Ich weiß nicht, was er vorhin alles mitbekommen hat und wiederholen werde ich es garantiert nicht. Keiner der Personen hier nimmt wirklich Kenntnis von mir. Sie sind alle mit ihrem Leben beschäftigt. Ich schreibe meinem Chef, dass ich Samstag nicht zur Arbeit kommen werde. Ich sage ihm, dass es einen privaten Notfall gibt. Mehr muss er nicht wissen. Jeff gebe ich nicht Bescheid, dass ich beim Training nicht erscheinen werde. Er wird es auch so merken. Vielleicht hat Damon ihm ja schon längst erzählt, was geschehen ist. Ob er begriffen hat, dass es um mich geht? Keine Ahnung. Ich habe nicht wirklich auf ihn geachtet. Ich war damit beschäftigt mein Herz brechen zu hören und zu spüren.
Mum ruft mich an. Mein Handy liegt locker in meiner Hand. Ich sehe jeden Anruf. Ihrer ist der erste den ich annehme. „Hi Großer." sagt sie. „Hi Mum." erwidere ich etwas leiser. „Ich schaff es leider nicht." sagt sie und seufzt. „Ich hol gleich die kleinen ab. Lottie wird aber am Bahnsteig sein." sagt sie mir Bescheid." - „Okay." antworte ich kurz angebunden. Ich will einfach wieder nach Hause. Es dauert noch eine Ewigkeit, bis es soweit sein wird. „Steht die Uhrzeit noch?" fragt sie nach. „Ja. Ich sag Lottie Bescheid, wenn der Zug doch noch länger brauchen sollte." - „Okay gut. Wir sehen uns gleich." - „Bye Mum." Der Display wird schwarz.
Ich höre leise das Rattern des Zuges. Die ersten Regentropfen fallen auf die Scheibe. Ich beobachte zwei, die sich ein Wettrennen liefern und schräg nach unten laufen. Der Wind ist Schuld. Ich denke an Harry. Ich habe ihm vertraut. Bei allem. Und er betrügt mich. Und er wettet über mich. Ich weiß nicht einmal, ob ich wissen will, warum. War ich zu schlecht für ihn? Hat er sich deswegen eine Neue gesucht? Ich möchte diese Fragen nicht zulassen.
Sie gehören nicht in meine Gedanken. Es ist schon schlimm genug, wenn ich nicht darüber nachdenke. Ich schließe die Augen. Sein Shirt liegt noch auf dem Bett in meiner Wohnung in London. Ich entsperre mein Handy und schreibe Liam.
Me: Kannst du vielleicht in meine Wohnung und das Shirt, das auf meinem Bett liegt, Harry geben? Es ist seins und ich will nicht, dass es noch dort ist, wenn ich zurück komme.
Liam hat einen Ersatzschlüssel, falls mal irgendetwas sein sollte. Ich habe von ihm auch einen. Und genau jetzt bin ich froh darüber. Liam antwortet erstaunlich schnell.
Liam: Mach ich.
Liam: Harry ist grade bei mir... er kann dich nicht erreichen.
Ich spanne mich augenblicklich an. Wieso schreibt er mir das?
Me: Ich will nicht mit ihm sprechen.
Meine Antwort ist knapp. Was soll ich dazu jetzt auch schreiben? Was erwartet Liam bitte von mir? Und wenn Harry bei ihm ist, kann er ihm das Shirt doch direkt mitgeben. Dann hat er es wieder und ich bin es los. Harry ruft mich an. Diesmal drücke ich ihn weg. Und ich schreibe Liam.
Me: Sag ihm einfach, dass er mich in Ruhe lassen soll.
Liam antwortet nicht. Dafür schreibt Harry mir. Schon wieder.
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Sunflower and Lily | Larry Stylinson AU
FanficFortsetzung von "Sunflower" Er fängt meinen Blick ein. „Hey Igel.." Augenblicklich treten mit Tränen in die Augen. Das ist so falsch. Ich springe fast schon auf. Ich laufe weg. Oder ich versuche es. Mir ist immer noch schlecht. Und schwindelig. Und...