~chapter 1

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Heute Morgen ist meine Mutter nicht aufgestanden. Das hieß für mich: die alltägliche Motivationsansprache,die in der Regel mit einem Song um 6 uhr 45 beginnt , fiel aus .

Meistens spielt sie irgendwelche siebziger und achtziger Retrozeugs, Von "I will survive " bis zu einer gewissen Kate Bush ,die viel zu laut "Dont give up" trällert.

Wenn ich meine Mutter fragen, warum sie gerade diese Songs auswählt, sagt sie immer, das sei ein reiner Zufall. Aber das stimmt natürlich nicht. Das ist viel mehr Mums Strategie, mich ganz allmählich dazu zu bringen, so zu werden, wie sie ist. Aber heute Morgen gibt es keinen Song.Keinen guten Rat, wie man es anstellt, sich tolle, interessante Leute zu Freunden zu machen.

Keinen zwölf Punkte Plan: wie mache ich mir in einer feindseligen Umgebung einen Namen?

Keine Motivationsbotschaft an meinen Spiegel, dass ich jeden Tag etwas tun soll, wovor ich Angst habe. Nur Stille.

Und zum aller ersten Mal in diesem Jahr gehe ich in die Schule und habe keine anderen Aufgaben, als bis 15:15 Uhr durchzuhalten.

Meine Schule ist das St.Sebastian in der City .Es ist eigentlich eine jungen Schule, deren Oberstufe in diesem Schuljahr aber zum ersten Mal den Mädchen ihre Pforten geöffnet hat.

Meine alte Schule,St.Stella, geht nur bis zur zehnten und meine Freundinnen sind jetzt fast alle auf dem Pius Senior College , aber da hat meine Mutter mich nicht hin gelassen, weil sie sagt, die Mädchen dort hätten, wenn sie abgehen, nur eingeschränkte Möglichkeiten und sie haben mich nicht großgezogen damit mir irgendjemand Einschränkungen auferlege.

Man muss meine Mutter kennen, um die Ironie zu bemerken, die in so einer Aussage liegt.

Mama ist nämlich unschlagbar im auferlegen von Einschränkungen.

Mein Bruder Luca ist in der fünften am Sebastian , also, dachte sich meine Mutter, wäre es langfristig für uns alle am praktischsten, wenn ich auch dorthin ginge, und mein Dad hat sich natürlich gefügt, weil in meiner Familie noch nie jemand die Entscheidungen meiner Mutter infrage gestellt hat.

Wir sind 30 Mädchen am Sebastian und ich will ja nicht auf Pubertät Weltschmerz machen aber ich muss sagen ich hasse mein Leben auch wenn meine Mutter behauptet, ich hätte gar keins.

Fakt ist, Mädchen gehören einfach nicht ans St.Sebastian.

Wir gehören auf Schulen, die eigens für uns gegründet wurden, oder auf gemischte Schulen .

Das St.Sebastian tut so , als wäre es eine gemischte Schule, indem es uns ein eigenes Klo zu Verfügung stellt.

Ansonsten ist es eine reinen Männerveranstaltung...halt-ich weiß genau, was du gerade denkst, wenn du ein Mädchen bist! Du denkst, das ist ein in Erfüllung gegangen traum oder ?

750 Jungen auf 30 Mädchen? Falsch gedacht. In Wirklichkeit ist es so, dass man entweder auf dem Präsentierteller sitzt,oder gar nicht existiert. Hinzukommt, dass man völlig neue Freundschaften schließen muss, nachdem man vier Jahre in einer gemütlichen kleinen Nische gelebt hat.

Am Stella kamst du in die Schule und wusstest genau, welche Rolle deine klicke hatte, wer rein passt und wenn nicht, und der Tag war eine einzige fröhliche Mischung aus allem, womit du mühelos klar kamst.

Meine Mutter nennt das"im eigenen Saft schmoren"aber wie immer Man es nennen mag, ich vermisse es tierisch.

Hier an Sebastian sind die Mädchen in Sachen schwesterlicher Solidarität selbst nach drei Monaten immer noch keinen Millimeter weitergekommen. Das heißt, ich habe im Grunde keine Freundinnen. Sondern hängen nur mit Ex Stella Mädchen rum, mit denen ich in den letzten vier Jahren kaum ein Wort gewechselt habe.

Justine kalinsky zum Beispiel, die Kam in der achten aufs Stella und hat dort überhaupt nie irgendwelche Freundschaften geschlossen.

Kein Wunder sie spielt Akkordeon! Dann ist da noch Siobhan Sullivan ,die uns lediglich als Absprungsbrett benutzt, bis irgendwann ein junge was von ihr will. In der siebten haben Siobhan und ich ein Quartal total aneinander geklebt, Weil wir die einzigen waren, die wie Pferde über den Schulhof galoppieren wollten, während die übrigen Schülerinnen im Halbkreis saßen und sich wie junge Damen benahmen. Unsere Freizeit verbrachten wir vor allem damit, uns auf Ihren oder meinem Zimmer Dance Movies zu Kylie Songs auszudenken , die wird dann auf dem Schulhof vorführten, bis uns jemand darauf aufmerksam machte, dass wir uns unserer Angeber schow sparen können. Kurz dadrauf fand mich dann gottseidank meine Clique und danach habe ich nicht mehr viel mit ihr geredet.

Meine Freundinnen erklärten mir, sie wollten mich vor ihr retten, und ich fand es toll, gerettet zu werden, Weil das bedeutet, dass wir nicht mehr dauernd jemand auf die Schulter tippte, um mir zu erklären, was ich gerade mal wieder falsch machte.

Die fierte Ex Stella Schülerin Ist Tara Finke . Sie War eine Spinnerin am Stella, voller feministischer, kommunistischer und sonst wie ist es ja Rhetorik, und wenn ich hier eins ganz schnell gemerkt habe, dann, dass die Sebastian Jungs nicht auf große Reden stehen. Schon gar nicht wenn sie von uns Mädchen kommen.

Diesen Typen wäre es vermutlich am aller liebsten, wenn wir überhaupt nie den Mund aufmachen würden. Tara wurde hier schon nach zwei Wochen Lesbe gerufene, weil die Sebastian Jungs nun mal so mit Mädchen verfahren , die eine eigene Meinung haben, und da wir nur vier Ex Stella mädchen sind, nehme ich an, dass wir das gleiche Etikett abbekommen haben. Ich könnte jetzt einen auf politisch korrekt machen und sagen, dass doch nichts dabei ist, als lesbische bezeichnet zu werden, aber der Punkt ist, dass das vollkommen Idiotisch ist, wenn du es einfach nicht bist.

Tara Finke glaubt, dass sie hier an der Schule eine Art Frauenbewegung aufbauen kann, aber alle Mädchen ergreifen die Flucht, sobald sie sie nur aus der Ferne sehen.

Das Der Schülerin kommt vom ST Perpetua, einer Schule, die ebenfalls nur von der siebten bis zur zehnten geht. Sie wollen mit Tara und ihrer Bewegung nichts zu tun haben, weil ihre Mütter ihnen beigebracht haben, mit dem Strom zu schwimmen, was meiner Meinung nach so ziemlich der beste Rat ist, Den man bekommen kann. Meine Mutter ist da, wie gesagt, ganz anders.

Sie ist Dozentin für Kommunikationswissenschaft an der Uni Sidney und ihre Studenten halten Sie für das coolste vom coolen.

Aber die müssen ja auch nicht mit Ihren Ausbrüchen klarkommen um mit ihrer Unfähigkeit, irgendwas durchgehen zu lassen. Wenn sie sich nicht mit dem Typ streitet, der sich in der Bank vor gedrängelt hat ,wehrt sie sich gegen den unfreundlichen Ton irgendeines armen Menschen am Telefon.

In unserem Supermarkt hat sie sich so oft über den Service beschwert, dass sie garantiert am Eingang Fotos von uns alle aufgehängt haben, mit der Anweisung, uns auf keinen Fall reinzulassen.

Jeden Tag, wenn ich vom St.Sebastian komme ,fragt mich meine Mutter, ob ich das Thema Toiletten angesprochen habe oder die Sache mit den Wahlfächern oder mit dem Mädchen Sport. Oder ob ich neue Freundinnen gefunden habe oder ob es einen Jungen gibt, der mich interessiert und jeden Nachmittag murmle :,,nein". Und sie guckt mich tief enttäuscht an und sagt:,, Frankie, wo ist nur das kleine Mädchen geblieben, dass bei der Abschlussfeier der sechsten Klasse Dancing Queen gesungen hat?".

Ich weiß nicht, was das Tragen von Stiefeln und einem weißen Hosenanzug und das schmettern eines ABBA HITS mit der Frauenemanzipation am St.Sebastian zu tun hat, aber irgendwie stellt meine Mutter da einen Zusammenhang her.

Also komme ich nach hause und bin darauf vorbereitet, wieder mein Nein zu murmeln. Bin auf dem Blick gefasst, auf den Vortrag, die seltsamen Analogieschlüsse und die Enttäuschung.

Aber sie liegt immer noch im Bett.

Luca und ich erwarten Dad schon an der Haustür, weil meine Mutter nie im Bett bleibt, nicht mal mit über 40 Fieber.

Aber heute verschwindet die Mia, die wir kennen, und übrig bleibt jemand, der nichts zu sagen hat. Ein bisschen wie ich.

❤️Hey mein erstes Kapitel von meinem Buch

Bisschen langweilig aber es wird bald spannender . ;)

Freut mich wenn ihr was in die Kommentare schreibt oder euch das Kapitel gefällt ❤️

Das Leben ist keine Pralinenschachtel!Where stories live. Discover now