Drei dunkle Schatten huschten durch das dichte Unterholz. So schnell, dass sie kaum noch zu sehen waren, rannten sie zwischen den Bäumen hindurch. Sie hielten sich stets im Dunklen und liefen nach Norden...
Im Land Galad-Elderien, vor der Festung Praesidium, Spätsommer, 387. Mondzyklus
Eine Gruppe gemeiner Soldaten lief im Gleichschritt an Narto vorbei. Der Feldherr schaute ihnen nach. Ihre Rüstungen klirrten und glänzten im Licht der aufgehenden Sonne. Sie verschwanden zwischen den Zeltreihen. Es war unterträglich heiß, doch der Befehlshaber dachte nicht einmal daran, die Belagerung der Festung abzubrechen. Fürst Gelar und seine Familie würden sich nach einiger Zeit ergeben. Die Bewohner von Praesidium hatten viele Bedienstete, die ernährt werden mussten. Dies würde dem Fürsten nun zum Verhängnis werden. Der Hauptmann erhob sich und ging zu der Weide, auf der die Pferde der höheren Soldaten weideten. Er winkte einen Stallburschen herbei. >Sattle ein schnelles Pferd. Ich schicke einen Boten vorbei.< ordnete er an. Wahllos schlug er eine Zeltplane zur Seite und betrat die Unterkunft. >Skerno! Ich habe einen Auftrag. Reite zu Festung und überbringe diese Botschaft: Der Fürst hat bis zum Sonnenuntergang Zeit, um sich zu ergeben. Sollte er kapitulieren, werden wir Wachen innerhalb der Mauern postieren und die Bewohner am Leben lassen. Falls jedoch nicht, werden wir die Festung einnehmen und ihn und seine Familie töten, ebenso wie jeden anderen, der die Hand gegen uns erhebt. Ein Pferd steht für dich bereit. Abtreten.< befahl er mit lauter Stimme. Zackig salutierte der Soldat und verließ das Zelt im Laufschritt. Schon bald hörte man Pferdehufe und Skerno ritt davon, eine Staubwolke hinter sich aufwirbelnd. Sobald der Gemeine außer Sicht war, trat Narto aus dem Zelt und atmete tief durch. In der Ferne sah er, wie die riesigen Torflügel sich einen Spalt öffneten, um den Boten in die Festung zu lassen. Nur wenige Minuten später kam das Pferd zurück. Skerno hing vornüber im Sattel. Ein tiefer Schnitt zog sich quer über seine Brust. Narto ärgerte sich, dass er ihm nicht gesagt hatte, er solle seine Rüstung anlegen. Er schickte einen vorbeieilenden Soldaten, um schnellstmöglich einen Feldarzt zu holen. Zwei anderen kamen heran und hoben Skerno von dem scheuenden Pferd. Sogleich packte ein Stallbursche die Zügel des unruhigen Tieres und führte es davon. Der Heiler ließ Skerno in sein Zelt bringen und behandelte ihn dort. >Schick ihn in mein Zelt, wenn er sich soweit erholt hat.> ordnete der Befehlshaber an und ging davon. Kurze Zeit später fanden sich im Zelt des Hauptmannes sämtliche Offiziere, Feldwebel und Gefreite ein. Auf einem niedrigen Tisch war eine vergilbte Karte ausgebreitet. Die Festung Praesidium war mit einem roten Kreis markiert worden. Mit einem zugespitzten Stück Holzkohle zeichnete ein Offizier mit dem Namen Berlon Linien und Striche um die Festung herum ein. Während er etwas erklärte, hörte sein Befehlshaber nur mit halbem Ohr zu. Zerstreut schaute an die Decke. >Was sagen Sie dazu, Feldherr?< riss die Stimme Berlons ihn aus seinen Gedanken. Verwirrt blinzelte der Angesprochene den Offizier an. Dieser seufzte und fing an, den Plan noch einmal zu erklären. >Riskeers Bataillon greift das Tor auf der rechten Seite an. Feynors Trupp wird mit Katapulten das Haupttor angreifen, während Skirnirs Bogenschützen von der Seite her die Wachen auf dem Wehrgang ausschalten. Vertain und Lycan stürmen gemeinsam mit ihren Leuten ebenfalls das Haupttor. Ein Spähtrupp von sieben Soldaten wird unter Meroas von der linken Seite her die Lage auskundschaften und im passenden Moment versuchen, in die Festung zu gelangen. Sollten wir es nicht schaffen, von außen die Burg zu stürmen, werdet ihr die Tore von innen öffnen. Wir greifen im Morgengrauen an.< Narto nickte. >Ich werde selbst ein Bataillon anführen, ebenso wie Sie. Ich werde beim Haupttor sein. Sie sollten mit Riskeer an der Seite versuchen, in die Festung zu gelangen.< setzte der Offizier hinzu. >Irgenwelche Unklarheiten? Nun denn, ich werde Boten aussenden, die die Nachricht im Lager verbreiten.< Mit diesen Worten verließ Berlon das Zelt, und nach und nach gingen auch Riskeer, Feynor, Skirnir, Vertain, Lycan und Meroas. Narto seufzte und rieb sich müde die Schläfen. Er unterdrückte ein Gähnen und setzte sich auf das Feldbett. Ein Rascheln ließ ihn hochschrecken. Skerno trat ein. Um seine Brust spannte sich ein weißer Verband. >Hauptmann Narto. Ich überbringe die Nachricht des Fürsten Gelar von Hohenfels. Er wird die Festung Praesidium nicht freiwillig aufgeben und sie mit allem verteidigen, das ihm zur Verfügung steht. Er wird sich nicht von den niederträchtigen Schergen Königs Sergons vertreiben lassen.< der gemeine Soldat salutierte. >Nun denn, dann bleibt mir keine andere Wahl als ihn zu vernichten. Was macht deine Verletzung?< die Laune des Feldherren hatte sich während dem Bericht stetig verschlechtert. Zaghaft berührte Skerno den Verband. >Der Heiler musste sie mit vier Stichen nähen, aber sie wird heilen. Ich werde morgen kämpfen.< sagte er tapfer. Narto nickte zufrieden. 'Wären doch nur alle meine Krieger so...' dachte er im Stillen. Er gab dem Soldaten ein Zeichen und entließ ihn. Er schloss die Augen und döste bis zum Morgengrauen. Sobald der Mond untergegangen war, erhob er sich von seinem Nachtlager und suchte seine Rüstung zusammen.Teil für Teil legte er den Panzer an. Er trat aus dem Zelt und schaute sich um. Es herrschte bereits rege Betriebsamkeit. Soldaten eilten umher. Narto schlenderte und zum Rand des Lagers. Schon bald versammelten sich die Soldaten um die ihnen zugewiesenen Anführer. Jeder der Offiziere und Feldwebel, die ein eigenes Bataillon führten, schritten zwischen den Reihen auf und ab und erklärten, was die Soldaten zu tun hatten, oder ordneten sie in die strategisch schlaueste Formation. Narto fiel vor allem ein großer Haufen von Soldaten auf, die zusammengewürfelt und führerlos am Rand des Feldes warteten. Verwirrt drängten sie sich zusammen. Berlon entdeckte ihn und nickte zu den Soldaten. Erst jetzt begriff Narto, das dies sein Bataillon war. Hastig eilte er zu ihnen und formatierte sie innerhalb kürzester Zeit zu einem ordentlichen Keil. Mit lauter, klarer Stimme gab er Anweisungen. Dann trennten sich die Bataillone auf und jeder schlich an den ihm zugewiesenen Platz. Still verharrten der Feldherr, Riskeer und ihre Bataillone ihm Schutz eines kleinen Wäldchens, bis sie Berlons Schlachtruf vernahmen. Mit wildem Geschrei stürmten die Soldaten auf das hölzerne Tor zu. Riskeer brüllte Befehle und einige seiner Soldaten förderten einen Rammbock zutage. Gemeinsame hoben sie den Stamm hoch und rannten gegen das Tor. Ein Krachen erscholl. Splitter regneten auf sie herab. >Achtung!< die gerufene Warnung galt Nartos Bataillon, das nahe an dem Holztor stand. Die Männer liefen ein paar Meter zurück und formierten sich neu. Behälter mit brennendem Pech und Steine wurden von der Brüstung geworfen. Ein Pfeilhagel ging auf die Soldaten nieder. Die Helme schützten die Krieger, und manche hoben auch Schilde über die Köpfe. Trotz allem fiel einer der Kämpfer aus dem Bataillon des Feldherren. Ein Pfeil ragte aus seinem Hals. Unterdessen stürmten Riskeers Männer weiter mit dem Rammbock gegen das Tor. Nach dem vierten Anlauf splitterte das Tor und gab nach. Jubel brach aus. Gemeinsam drangen die Soldaten der beiden Bataillone in die Festung ein. Dort aber erwarteten sie mehrere Dutzend Verteidiger. Die ersten Reihen liefen direkt in die Schwerter der feindlichen Kämpfer. Entsetzten wallte in Narto auf. Er und Riskeer brüllten den Truppen Befehle zu. Schreie sterbender Männer klangen von der Front zu ihnen. Inzwischen hatten die nächsten Reihen ihre Waffen gezogen und kreuzten nun die Klingen mit den Verteidigern. Mehrere der Krieger Nartos fielen durch einen Pfeil im Rücken oder ein Messer in der Brust. Narto stürzte sich ins Getümmel. Ein Bewohner Praesidiums stellte sich im in den Weg und stürzte nur Sekunden später zu Boden. Blut spritzte aus einer Wunde am Hals. Dem nächsten Gegner bohrte er seinen Dolch zwischen die Rippen. Immer weiter kämpfte er sich vor, bis er an der Spitze seiner Männer stand und ihnen Anweisungen zurief. Rasch formierten sie sich wieder zu einem Keil, der die Feinde, die ihnen im Weg waren, niederschlugen und sich so einen Weg durch die Menge bahnten. Ein Blick zurück verriet Narto, dass es nicht gut um Riskeer und sein Bataillon stand. Der Feldwebel war von mehreren Kämpfern von Praesidium umringt und kämpfte verzweifelt. Tiefe Wunden und Schnitte zierten seine nackten Arme. Seinen Helm hatte er verloren, sein Brustpanzer war verbeult und behinderte ihn, sowohl beim Kämpfen als auch beim Atmen. Kaum mehr als eine Handvoll Soldaten waren von seinem Bataillon übriggeblieben. Narto wusste, dass der Krieger sich nicht mehr lange halten würde, ebenso wie seine Männer, die einer nach dem anderen sterbend zu Boden fielen. Riskeer schien Nartos Blick zu spüren, denn er schaute auf. Offenbar wusste er selbst, dass dies sein letztes Gefecht sein würde. Seine Lippen formten lautlose Worte. >Sorge dafür, dass es nicht umsonst war.< las Narto von seinen Lippen. Narto nickte entschlossen. Riskeer warf ihm noch einen letzten Blick zu. Dann brüllte er einen verwegenen Schlachtruf und schlug wild um sich. >Wenn ich sterbe, nehme ich meine Feinde mit in den Tod!< schrie er. Wie von Sinnen schwang er sein Schwert und warf seinen Dolch und ein Messer, das er einem Toten abgenommen hatte. Die Verteidiger wichen vor ihm zurück, doch weitere Feinde kamen nach und zusammen schlugen sie mit Schwertern nach ihm und warfen Speere in seine Richtung. Blut lief in Strömen von seinen Armen, tropfte von seiner Klinge und spritzte aus seinen Wunden. >Er kämpft wie ein Berserker. Und das, obwohl sein Tod gewiss ist.< murmelten die Soldaten bewundernd, während sie weiter Gegner niedermetzelten. >Ja. Nehmt euch ein Beispiel an ihm. So werden wir Praesidium einnehmen.< rief Narto über die Schulter zurück. Jubel erschallte. Das Haupttor gab nach und die restliche Streitmacht strömte in die Festung. Neuer Mut ließ die Krieger von Nartos Bataillon mit frischer Kraft kämpfen. Nach kurzer Zeit waren alle der Verteidiger tot, bis auf einige wenige, die sich ergeben hatten. Der Fürst Gelar und seine Familie waren tot in ihren Gemächern aufgefunden worden. Praesidium war gefallen. Narto saß im verwahrlosten Arbeitszimmer des Fürsten. Ein Klopfen an der Tür kündigte Berlons Ankunft an. Narto schaute erst auf, als der Offizier eintrat. >Wir haben rund 4.000 Mann verloren, alles gemeine Soldaten, und Riskeer, einen unserer Feldwebel.< berichtete er. >Ich weiß, dass Riskeers gesamten Bataillon gefallen ist. Ich war bei seinem Tod zugegen.< erwiderte der Feldherr. Überrascht schaute der andere auf. >Wir haben zusätzliche Wachen an den Toren und vor den Kerkern postiert.< setzte Berlon nach. Narto nickte und entließ ihn mit einer Handbewegung. Rasch notierte er sich die Zahlen und rief einen der Wachen herein. >Begrabt die Toten außerhalb der Mauern, nur Riskeer auf dem Friedhof.< ordnete der Befehlshaber an. Der Soldat nickte, salutierte und verließ das Arbeitszimmer. Müde stand Narto auf. Dass die Festung so leicht einzunehmen war, kam ihm seltsam vor. Er hatte Geschichten gehört, von erfahrenen Kriegern, dass Praesidium uneinnehmbar sei. Er ging zu dem kleinen offenen Fenster, die einzige Lichtquelle, wenn man von den paar Kerzen absah. Die Sonne ging schon unter und tauchte den Himmel in ein orangefarbenes Licht. Schatten wurden länger. Narto kniff verwundert die Augen zu und starrte zur Wehrmauer. Er sah seine Männer, die still auf dem Wehrgang standen und zur Sonne schauten. Doch im Dunklen bewegte sich etwas. Sofort rief der Feldherr die zweite Wache zu sich. >Schnell! Versammle die Hälfte der Männer am Haupttor, die anderen sollen sich aufteilen, einige zum Nebentor und einige bleiben hier!< befahl er hastig, während er seine Rüstung anlegte. Schreie erklangen. Entsetzt schaute der Krieger aus dem Fenster. Seine Männer wurden von den Schatten verschlugen. >Vernos steh uns bei! Sollicitus! Ruf alle hierher! Wir müssen Praesidium halten. König Kearktos selbst muss diese Biester geschickt haben. Gegen die Schattenschlangen haben sie auf dem Wehrgang nicht die geringste Chance.< brüllte er. Plötzlich bröckelte das Dach und Steine fielen herab. Die Wache schrie auf und floh zur Tür. Bevor der Soldat jedoch entkommen konnte, traf ein Stein ihn an der Schläfe und er stürzte tot zu Boden. Ein ganzes Stück brach herab und begrub den Mann unter sich. Ein tiefblauer Drache mit einem silbernen Zeichen an der Flanke landete vor Narto und grub die elfenbeinweißen Klauen in den Boden. Der Drache wandte dem Feldherren den mächtigen Kopf zu. Seine Augen funkelten silbern. Von seinem Rücken glitt eine geschmeidige Gestalt. Schlank und hochgewachsen ragte sie vor ihm auf. Narto zog sein Schwert und reckte es dem Wesen entgegen. Er wusste, dass dies kein Mensch war. Kein normaler Mann konnte einen so großen Drachen bändigen. >Wer bist du?< Nartos Stimme zitterte. >Nun, mein Name tut hier nichts zur Sache. Doch ich möchte wissen, wen ich töte.< erwiderte die Gestalt mit einer seltsam klingenden Stimme, die jedoch unverkennbar männlich war. >Mein Name ist Narto von Ruahnn. Ich bin im Auftrag König Sergon hier. Niemand besiegt mich im Schwertkampf.< jetzt klang seine Stimme fester. >Ah, ein Kämpfer. Doch ich bezweifle, dass du je gegen einen richtigen Krieger gekämpft hast.< der Mann lachte. Die Schatten verbargen sein Gesicht. Narto langte unauffällig nach einer brennenden Kerze auf einem niedrigen Tisch neben ihm. >Ich habe gegen viele Krieger gekämpft.< knurrte Narto. >Aber nicht gegen solche wie mich oder meine Gefährten. Du bist ein Narr, wenn du glaubst, dass du eine Chance hast.< die Stimme des Kriegers wurde hart und kalt. Mit einer plötzlichen Bewegung reckte er die Kerze nach vorn und beleuchtete das in den Schatten liegende Gesicht. Erschrocken wich er zurück. Leicht schräg stehende, silberne Augen funkelten ihn an. Die Haut war fast weiß und wirkte durchscheinend, aber gleichzeitig schien sie zu glühen und schimmern. Die Nase war gerade und passte perfekt zu den markanten Zügen. Der Mund war schmal und die Lippen schimmerten tiefschwarz. Im Gesamten war das Gesicht mit den weichen Kanten unmenschlich schön. Die schwarzen, schmalen Augenbrauen zogen sich zusammen. Silbrige Haare umrahmten das schöne Gesicht und fielen dem Wesen bis auf die Schultern. Fast zu schnell für Nartos Augen warf das Wesen einen Speer und verrieglte damit die Tür. Damit hatte er den einzigen Fluchtweg blockiert. Narto wich weiter zurück. Sein Rücken stieß an eine Wand. Das Wesen zog eine lange Klinge und schlug den silbernen Umhang zurück. Darunter trug er eine glänzende Rüstung aus silbernem Stahl. >Ich bin Dargoth von den Schattenkriegern. Niemand kann mich besiegen, schon gar nicht ein jämmerlicher Mensch wie du!< mit diesen Worten stieß er Narto die Klinge mitten ins Herz. Benommen starrte dieser auf das Schwert in seiner Brust. Der Drache knurrte unruhig und fegte mit seinem stachelbewehrten Schwanz riesige Felsbrocken davon. Ein Brüllen erklang. Ein weiterer Drache erschien auf dem Dach und reckte den Kopf herunter. Er war bleigrau, und hatte ein leuchtend grünes Mal am Hals. >Komm schon, Dargoth! Shaerra wird langsam ungeduldig. Du weißt, dass wir nur Probleme bekommen, wenn wir sie warten lassen. Außerdem, musst du dich stets zu erkennen geben, bevor du deine Opfer tötest?< rief eine zweite männliche Stimme vom Rücken des Drachen, der den Blauen drohend anknurrte. Leuchtend grüne Augen in einem ebenso schönen Gesicht bohrten in Dargoths silberne. >Nun, ich bin hier fertig, Yalathanil. Du kannst Shaerra Bescheid geben, dass die hier zu diesem Aufschneider Sergon gehören, ein weiterer Regent, der glaubt, die Welt an sich reißen zu müssen.< erwiderte Dargoth missmutig. >Sag es ihr doch selbst!< fauchte Yalanthanil >Los, Syphai< der graue Drache hob den Kopf, schickte einen grün lodernden Feuerstrahl in den Himmel und flog gen Westen davon. Yalanthanils silbrig-graues Haar und sein grüner Umhang wehten hinter ihm her. >Nun denn, Xursun, machen wir uns auf den Weg zu unserer Anführerin.< mit einem Ruck zog Dargoth die Klinge seines Schwertes aus der Brust Nartos und wischte das Blut an dem Umhang des Feldherren ab. Xursun brüllte und richtete sich auf. Dargoth sprang auf seinen Rücken. Der Drache erhob sich in die Luft und eine Flut aus bläulichen Flammen ergoss sich über die gefallene Festung Praesidium, in der sich Nartos Augen für immer schlossen. Zufrieden drehte der blaue Drache ab und flog ebenfalls nach Westen, der untergehenden Sonne entgegen. Hinter ihm brannte die Festung bis auf die Grundfesten nieder. Schon bald hatte er Yalanthanil eingeholt. Plötzlich knurrten und fauchten die Drachen unruhig und schlugen heftig mit den Flügeln. Ein weiterer Drache erhob sich aus dem finsteren Wald unter ihnen. Selbst aus dieser Entfernung war deutlich erkennbar, dass der neue Drache um ein Vielfaches größer war als die anderen beiden. Seine schwarzen Schuppen schienen alles Licht zu verschlucken und eine dunkle Aura umgab den Drachen und seinen Reiter. Die Zeichen der Drachen begannen zu leuchten, ebenso wie das rote Symbol des schwarzen auf dessen Stirn. >Shaerra!< der Ruf wurde von dem Brüllen Xursuns und Syphais begleitet. >Shyga!< flüsterten sie ehrfürchtig. Eine Kriegerin stand aufrecht auf dem Rücken Shygas. Die Königin der Drachen brüllte und ein roter Feuerstrahl schoss aus ihrem Maul. Erschrocken rissen Dargoth und Yalanthanil ihre Drachen herum, um dem vernichtendem Feuer zu entgehen. Shaerra hielt einen langen hölzernen Stab, an dessen Enden scharfe Klingen angebracht waren. In der Mitte funkelte ein schwarzer, undurchsichtiger Kristall. Ihr schwarzer Umhang lag glatt auf ihren Schultern und floss gerade ihren Rücken hinab. Ihre ebenfalls schwarzen Haare umrahmten ihr Gesicht, das noch schöner war als die ihrer Gefährten. Ihr rotes Auge funkelte die Krieger an, ihr schwarzes war unergründlich. An ihrer Hüfte hing eine Streitaxt, eine doppelschneidige Wurfaxt, ein langes Eineinhalbhänderschwert, das sowohl mit einer als auch mit zwei Händen geführt werden konnte, und ein weiteres Langschwert. Ihre Rüstung wirkte schlicht, doch Yalanthanil und Dargoth wussten, dass sie mit Zaubern verstärkt war. Zusätzlich waren an ihrem Brustpanzer und an ihrem Körper mehrere Dolche und Wurfmesser verborgen. Shaerra hob den Stab, den die auch als Waffe benutzte, und deutete nach unten. Dargoth und Yalanthanil erstarrten. Ihre Drachen schwebten dicht nebeneinander. Shaerra ging auf Shygas Schwanz zu. Dort drehte sie sich mit einem Ruck um. Schneller als Menschen es sehen könnten rannte sie zu Shygas Kopf und sprang. Die Waffe hielt sie waagrecht. Sie landete auf den Köpfen der anderen beiden Drachen, lief weiter und riss ihre Reiter mit sich in die Tiefe. Xursun uns Syphai brüllten und wollten ihnen nach, doch ein warnendes Knurren Shygas hielt sie zurück. Demütig flogen sie hinter ihr her zu dem Waldlager. Die Krieger stürzten immer weiter hinab. Shaerra wirbelte ihren Stab zielsicher herum und traf ihre Ziele, die mittlerweile ebenfalls ihre Schwerter gezogen hatten und verzweifelt versuchten, die Schläge zu parieren. Sie wussten, dass sie ihrer Anführerin unterlegen waren. Als sie am Boden aufkamen, rollten Yalanthanil und Dargoth sich ab, Shaerra dagegen landete aufrecht und elegant. >Ihr habt eure Strafe bekommen. Zeigt mir, was die Schlacht ergeben hat.< erklang ihre melodische Stimme und sie streckte ihre bleiche Hand aus. Schwarze Adern schimmerten unter der Haut. Yalanthanil nahm sein ledernes Stirnband, in dem ein grüner Smaragd eingearbeitet war, ab und gab es ihr. Dargoth warf Shearra einen finsteren Blick zu und warf ein Armband aus geflochtenen Eichenblättern zu. Ein dunkelblauer Saphir zierte das mittlere, größte Blatt. Sie fing es auf und schaute ihn finster an. Vorsichtig berührte sie die Edelsteine und schloss die verschiedenfarbigen Augen. Erinnerungen und Energie strömten in ihren Körper. >Sergons Männer also. Sieht aus als müssten wir einen weiteren König stürzen und einen würdigen Thronfolger erküren.< murmelte sie leise, mehr zu sich selbst, doch ihre Gefährten vernahmen ihre Worte trotzdem. >Überlasst die Festung den Sollicitus. Sie werden kommen, wenn wir sie rufen.< wies sie die Krieger an und lief zum Waldlager zurück. Yalanthanil und Dargoth schauten sich verwirrt an und folgten ihr dann.
Zur gleichen Zeit im Schloss König Sergons
>Wie kann das sein? Sechs Bataillone zu je 4 000 Mann ausgelöscht? Und Praesidium doch gefallen? Dies kann nur das finstere Werk König Kearktos' sein!< tobte Sergon. >Sende einen Boten mit der Botschaft: Wenn er für die Vernichtung meiner Armee verantwortlich ist, so werde ich ihm die ewige Feindschaft schwören. Falls nicht, werde ich unsere Armeen vereinen und gegen einen gemeinsamen Feind vorgehen. Der Bote soll innerhalb zweier Tage zu König Kearktos reiten.< ordnete er an und verließ den Thronsaal.
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Wenn euch die Geschichte gefällt, schreibt mir gerne. Ich schreibe gerne eine Fortsetzung wenn ihr wollt. :)
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Schattenkrieger
FantasíaDie Schattenkrieger bilden eine kleine Gruppe, die stets dort auftauchen, wo der Tod sein Spiel treibt. Doch wer sind sie wirklich?