Er hätte es gerne nur ein einziges Mal gehört. Dass sie nicht vergessen waren, dass sich das Dorf bewusst war, welche Opfer gebracht worden waren. Aber er war nicht naiv, das war er noch nie gewesen. Genauso wenig ließ er sich vom Äußeren seines Gegenübers täuschen.
Kakashi rüttelte Tenzous Schulter, während er den ungebetenen Gast in der Ecke nicht aus den Augen ließ. Die zwei ANBU hinter ihm taten es ihm gleich und beobachteten den Jungen, der sie mit großen Augen anblinzelte. Niemand ließ sich von der Erscheinung des Jungen täuschen. Sein weißblondes Haar stand ihm wild vom Kopf ab, seine Mimik verschlossen. Er war nicht älter als drei Jahre, aber unvorsichtige Ninja waren schon von jüngeren Gegnern getötet worden.
»Tenzou«, murrte Kakashi und spürte unter seinen Fingern, wie sich der andere rührte.
Sie würden herausfinden müssen, wie der Junge aus der Obhut der ANBU entkommen war. Und warum.
»Ein Genjutsu«, murmelte Tenzou und erhob sich halb vom Bett, ehe er das Gleichgewicht verlor und zurücksank.
Kakashi nickte den ANBU zu, die sich dem Jungen vorsichtig näherten. Als wäre er ein wildes Tier, das in einem unberechenbaren Augenblick zuschlagen würde.
»Junge, verhalte dich ruhig«, befahl einer der Anbu.
»Mitsuki«, sagte Tenzou, »sein Name ist Mitsuki.«
Sein Name war unbedeutend. Namen von Ninja waren austauschbar. Nur wenige ragten heraus, deren Namen unsterblich wurden. Aber sie bezahlten einen Preis dafür.
Sie saßen auf einem Ast in der Baumkrone und der ANBU beobachtete wie Kakashi unter halbgeschlossenen Augenlidern das gemächliche Treiben auf der Straße betrachtete, auf dem Markt, die zivile Bevölkerung, unter die sich Ninja mischten, als wären ihre Lebenswelten nicht zwei völlig unterschiedliche. Er verbot sich, an den Jungen zu denken.
»Solltest du nicht lieber den Hokagen beobachten?«
Der Blick des ANBU machte einen Ruck zurück zum amtierenden Oberhaupt des Dorfes, auf den Siebten gerichtet, wie es seine Mission verlangte. Unter anderen Umständen hätte er behauptet, genau das die ganze Zeit getan zu haben, aber das hier war nicht der Zeit oder der Ort für solche Gespräche.
Außerdem sah er Kakashis Grinsen schon vor sich, das ihm das Gefühl verpasste, jede Diskussion ohnehin zu verlieren. Selbst, wenn er sie faktisch gewann.
»Erhöhte Sicherheitsstufe wegen eines Kindes «, murmelte Kakashi, »fast wie in alten Zeiten.«
Welches Kind er genau meinte, blieb offen. Konoha hatte so seine Geschichte mit unberechenbaren, vorzüglich verwaisten Kindern, die die Ältesten als Gefahr einstuften. Nur wenige Personen kannten aber die gesamte Geschichte.
Der ANBU war der Meinung, jeder Ninja bezahlte einen Preis. Nur wenig davon drang an die Öffentlichkeit. Aber Meinungen von Ninja zählten nicht. Nur wenige durften sich eine Meinung erlaubten. Aber sie bezahlten einen Preis dafür.
»Was passiert mit Mitsuki?«, fragte der ANBU gegen jede Ordnung. Ihm fielen spontan dreiundzwanzig Regeln ein, gegen die er in diesem Moment verstieß. Er fragte sich, seit wann es ihn nicht mehr kümmerte.
Kakashi schwieg und der ANBU hakte nicht nach.
Vielleicht war die Frage nicht, ob man etwas opferte, sondern wie viel. Und wie viel am Ende von einem übrig blieb.
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Alle seine Namen | Kakashi & Yamato [ beendet ✔] [ Naruto-Fanfiction ]
Fanfiction»Wie wog man das Glück eines Einzelnen gegen das Glück Vieler auf?« Ein ANBU, ein Hokage, zwei ehemalige Teamkameraden, viele Namen, die niemand kennt und eine Frage. ▫ [ Yamato (Tenzou) und Kakashi | Schmerz/Trost | Post-War | Freundschaft | Liebe...