Kapitel 3

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Vor mir saß ein Mädchen, sie sah genauso aus wie ich. Naja fast. Sie sah ein wenig älter aus, hatte kürzere Haare, welche dunkel gefärbt waren und sie hatte Tattoos auf den Armen und Händen.

Bin ich jetzt komplett verrückt geworden?

"Was zur Hölle", wiederholte ich.

"Du hast meine Frage nicht beantwortet", fragte mein zweites Ich. Ich starrte diese Person immer noch an.

Das kann nicht wahr sein. Sowas gibt es nicht. Ich schloss die Augen und schüttelte den Kopf.

"Geh weg, geh weg", flüsterte ich wiederholt. Die Tränen liefen mir die Wangen herunter.

Als ich meine Augen wieder öffnete war niemand mehr zu sehen.

Sie war weg.

Erleichtert atmete ich aus. Die Schnitte an meinem Handgelenk brannten.

Ich ging die Klinge desinfizieren und legte sie zurück in die kleine Schachtel, welche ich anschließend wieder zurück in ihr Versteck legte.

Es war fast 20 Uhr und ich hatte noch nichts gegessen. Doch ich hatte keinen Hunger. Also zog ich meinen Schlafanzug an und nahm mein Make-up Entferner und Wattepads.

Ich starrte auf mein Spiegelbild. Alles war normal, nur eben verheulter. Meine Mascara und mein Lidstrich waren verlaufen. Ich begann die Reste an Make-up zu entfernen und als ich damit fertig war stand ich noch eine ganze Weile vor dem Spiegel.

Ich sah aus wie immer, lange rot-braune Haare, helle Haut, grau-grüne Augen. Nichts hatte sich geändert.

Ich schüttelte den Kopf und knipste schließlich das Licht aus, um ins Bett zu gehen.

Mein Magen grummelte. Irgendwie schien ich doch hungrig zu sein. Doch ich ignorierte es. Ich werd jetzt nichts essen.

Ich schloss die Augen und versuchte zu schlafen. Morgen wird ein besserer Tag...

"Ich will nicht. Nein. Nein"

Ich rannte, doch warum ich rannte wusste ich nicht. Irgendwas musste hinter mir sein. Doch es war dunkel. "Liiiiv", schrie jemand. Ich blieb stehen und schaute mich um. Nichts. Nichts außer schwarze Dunkelheit.

Plötzlich packte mich etwas.

Ich schreckte auf. Neben mir zeigte mein Wecker 2:35 Uhr an. Ich versuchte meine Atmung unter Kontrolle zu bringen. Es war nur ein Albtraum. Ich versuchte wieder einzuschlafen und fing an mich auf etwas anderes zu konzentrieren.

Es musste mir gelungen sein in einen traumlosen Schlaf über zu gehen, denn als ich das nächste mal auf die Uhr schaute war es halb sechs.

Ich setzte mich auf und sofort wurde mir schwindelig. Mein Magen rebellierte und ich musste mich echt zusammenreißen mich nicht zu übergeben.

Langsam stand ich auf. Alles drehte sich. Ich hielt mich an meinem Schreibtisch fest und konzentrierte mich auf irgendeinen Punkt vor mir. Langsam beruhigte sich alles und ich konnte laufen ohne mich dabei übergeben zu wollen.

Ich schaltete meine Lichterkette an und öffnete das Fenster.

Leise schlich ich die Treppe hinunter und ging in die Küche. Ich öffnete den Kühlschrank. Einige Minuten stand ich davor, doch ich fand nichts. Ich entschied mich schließlich für eine Banane und ging wieder nach oben.

Es war angenehm kühl. Und durch das warme Licht der Lichterkette schien alles so friedlich.

Nach einer halben Stunde ging ich zurück ins Bett und versuchte noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen.

"Aufstehen!", befahl mein Vater. Er stand in der Tür und wartete darauf, bis ich mich bewegte. Als ich schließlich saß drehte er um und schmiss die Tür hinter sich zu.

Ich zog mir einen Hoodie über und machte mich schließlich auf den Weg ins Esszimmer. Der Tisch war noch nicht gedeckt, also ging ich kurz ins Wohnzimmer. Dort saß Ben in seinem Laufgitter und beschäftigte sich gerade mit einem Buch. "Hey Ben", sagte ich und hockte mich vor das Laufgitter. Ben sah mich mit seinen großen braunen Augen an und grinste. Ich Schnitt ein paar Grimassen. "Du sollst den Tisch decken", zischte mein Vater. "Bis gleich Ben", sagte ich und richtete mich seufzend wieder auf.

Als der Tisch fertig gedeckt war saßen wir mal wieder schweigend zusammen. Ben war der Einzige, der wirklich Spaß hatte. Er matschte mit seinem Marmeladenbrot rum und sabberte fröhlich vor sich hin.

Ich hasste es. Jedes Wochenende mussten wir hier sitzen und zusammen frühstücken, obwohl niemand sich leiden konnte.

Doch es war einfach Tradition. Und bald würde es noch mehr Tradition geben. Schließlich war in ein paar Tagen Weihnachten.

Ich hasse Weihnachten. Seit drei Jahren war Weihnachten nur noch ätzend. Nichts war mehr magisch, so wie damals. Es war einfach nur noch langweilig und jedes Mal fühlt man sich einfach nur unwohl.

Nach einer dreiviertel Stunde war dieses Schweigen endlich vorbei. Wir räumten den Tisch ab und ich konnte endlich wieder in mein Zimmer.

Du bist Ich und Ich bin DuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt