Der Plan

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Winter 2019

Alles was ich von meinem Großvater bis zu diesem Moment wusste war das meine Mutter ihn nie kennen lernte und das er sich wahrscheinlich auch nicht für mich oder sie interessieren würde.

Ich hatte nachgerechnet und wusste das meine Mutter auf die Welt kam als meine Großmutter 16 wahr. Ich konnte mir also selbst zusammenreimen das sie nicht unbedingt ein Wunsch Kind war. Ich glaube ich könnte sogar nachvollziehen das mein Großvater meine Großmutter verlassen hatte. Er war wahrscheinlich in ihrem Alter und in diesem Alter ein uneheliches Kind zu haben und das auch noch 1958 war bestimmt Grund genug sie ihm Stich zu lassen.

Und doch wollte ich die Geschichte kennen. Er war der Grund warum ich heute hier saß und nicht jemand anderes. Ich war ein Teil von ihm und ich wollte wissen wovon genau ich ein Teil war. Und irgendwie wünschte ich mir das auch er etwas über mich wissen wollte.

„In Ordnung Elizabeth, ich werde dir meine Geschichte erzählen.", sprach meine Großmutter, „Aber du musst wissen ich war ein anderer Mensch damals und auch wenn du meine Entscheidungen nicht nachvollziehen kannst bitte denk nicht zu schlecht von mir."

Ich nahm meine Großmutter in den Arm und drückte ihren zarten Körper ganz fest.

„Wo soll ich Anfangen Lizzy?" fragte meine Großmutter mich.

„Von ganz vorne"

Oktober 1957

An meinem 16. Geburtstag war ich zu ersten Mal in einem Club. Meine Eltern waren sehr streng was Vergnügungen anging. Das einzige was für sie als Vergnügung galt war der Sonntagsgottesdienst.

Meine Erziehung war stark geprägt von der Religionsfanatik meiner Eltern. Das einzige was stärker war als das war meine Abscheu gegen alle stupiden Regeln und Verbote die mir auferlegt wurden.

Das einzige was meine Eltern von mir erwarteten war ein einen Gottesfürchtigen Mann zu finden, mit ihm eine Familie zu gründe und den Rest meines Lebens als seine Sklavin vor dem Herd zu stehen.

Doch das ging mir gewaltig gegen den Strich. Ich wollte nicht so sein. Ich wollte wie einer dieser emanzipierten Frauen sein vor die sich mein Vater fürchtete.

Und der erste Schritt in diese Richtung war es meine Jungfräulichkeit vor der Ehe zu verlieren.

Mein Geburtstag hatte sich als der perfekte Tag dafür heraus gestellt. Meine Freundin Jean und ich hatte ein Buch über Sex im Schlafzimmer ihrer Mutter gefunden. Daraus lernte ich wie ich errechnen konnte wann Gefahr bestehen würde Schwanger zu werden.

Nicht nur das mein Zyklus mitspielte nein noch etwas oder besser gesagt jemand. John Lennon spielte heute ein Konzert mit seiner Band in einem Club.

John ging auf die Jungenschule die nicht weit weg von der Mädchenschule war in die ich ging. Ich hatte ihn einige Male beobachtet bei seinen Konzerten und wen er mit seinen Freunden zu unserem Schulgrund kam und versuchte bei flirten nicht von einem unserer Lehrer erwischt zu werden.

Er fiel mir auf weil er anders als die anderen Jungs nicht total hohl im Kopf war. Seine Noten waren zwar nicht gut wie man sich erzählte aber ich er hatte etwas intellektuelles an sich und auch das er manche Songs selbst schrieb fand ich anziehend.

In meinem Kopf war es also entschieden, John Lennon sollte mein erster sein.

Meine Eltern zu fragen ob ich in einen Club gehen durfte wäre gleich sinnvoll gewesen wie in der Wüste einen Sandverleih zu eröffnen. Ich machte mir nicht einmal die Mühe sie fragen ob ich bei einer Freundin schlafen durfte weil das erlaubten sie auch nicht. Mir war nichts erlaubt.

So beschloss ich mich aus dem Haus zu schleichen. Einfach mein Zimmer zu verlassen und durch die Haustür raus zu spazieren kam nicht in Frage. Auch wenn meine Eltern einen tiefen Schlaf haben und nicht mal wach werden wenn ich nachts in meinem Zimmer Musik höre. Das Problem war das mein Vater nachts die Haustür abschloss und den Schlüssel mit aufs Zimmer nahm. Auch wenn ich nie Probleme gemacht hatte war ich überzeugt davon das mein Vater ahnte das ich eine Rebellin bin. Das war wahrscheinlich auch der Grund dafür das sich zwischen mir und meinen Eltern nie eine wirklich liebevolle Beziehung entwickelte.

Mein Plan war es durchs Fenster abzuhauen. Ich war zwar im ersten Stock aber wenn ich vom Fensterbrett zum Vordach stieg konnte es mir gelingen an einer der tragenden Säulen runter zu klettern.

Meine kleine Schwester mit der ich mein Zimmer teilte weihte ich in meinen Plan ein. Sie war zwar nicht begeistert davon versprach aber nichts auszuplaudern, was ich mir auch von ihr erwartet den in diesem Haus war ich die einzige die sie lieb hatte und so wollte sie es sich mit mir nicht verscherzen.

Ich sagte noch einmal Tschüss zu meiner Schwester Peggy und kletterte auf das Vordach und rutschte an der Säule herunter wie an einer Feuerwehrstange.

Ich eilte zum Ende der Straße wo meine Freundin Jean auf mich wartete. Gemeinsam liefen wir zum Club und meinem Plan John Lennon meine Jungfräulichkeit zu schenken stand nichts mehr im Weg. Dachte ich zumindest. Doch das war bevor ich Paul McCartney sah.

From me to you    ||Beatles ||StonesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt