Albtraum

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Winter 2019

„Was?". „Du verarscht mich?". „Paul McCartney ist Mams Dad?". „Der Beatles Paul McCartney?". „Sir Paul fucking McCartney ist mein Großvater?"

Die Fragen flossen nur so aus meinem Mund heraus. Ich konnte ihn nicht mehr schließen. Ich hatte zwar mit verdammt vielen gerechnet aber das war über die Maßen abgedreht. Ich legte meinen Stift und das Notiztbuch nieder. Mein Körper viel im Ledersessel zurück und ich konnte nur noch in meine Schoß starren. Was das hier eine Folge für die versteckte Kamera oder sollte das wirklich mein Leben sein.

In meiner Schockstarre bemerkte ich nicht wie meine Großmutter Aufstand in die Küche ging, mit zwei Gläser und einer Flasche Brandy zurück kehrte und mir ein Glas einschenkte.

Ich nahm das Glas abwesend an und trank es in einem Zug auf. Ich konnte mich nicht einmal auf das brennen Konzentrieren das der Brandy in meinem Hals hinterließ. Viel zu sehr war ich damit beschäftigt das gesagte zu verarbeiten.

„Ich habe so viele Fragen Gran!", war das einzige was ich heraus brachte.

Meine Großmutter blickte mich verständnisvoll an und sagte: „Ich weiß mein Schatz und ich werde sie dir alle beantworten. Ich werde sie dir damit beantworten indem ich dir die Geschichte weiter erzähle solang ich mich noch an sie erinnere"

November 1957

Ich war seit einem Monat mit Paul zusammen. Es war sonderbar. Auf einmal hatte ich jemanden der nach der Schule auf mich wartete um mich nach Hause zu brachte. Ich begleitete Paul zu Bandproben und schaute ihnen beim Üben zu, zusammen mit den Mädels die John immer mitnahm.

Leider hatte Paul ziemlich viel Anschiss bekommen als sein Vater heraus fand dass er gar nicht bei seinem Kumpel übernachtet hatte. Paul musste also bei Sonnenuntergang zuhause sein. Nicht gerade eine gute Basis um unsere junge Liebe erblühen zu lassen. Wir hatten also keine Zeit oder Ort wirklich miteinander alleine zu sein.

Was ich nicht wusste war das wir da schon zu dritt waren.

Dezember 1957

Ab Weihnachten durfte Paul wieder länger auswärts bleiben. Er sagte seinem Vater das er mir John und der Band eine kleine Weihnachtsfeier machte. Tatsächlich traf er sich mit mir im Probenraum der Band. Dort gab es eine Couch auf der wir es uns gemütlich machten. Ich hatte für Paul eine Schallplatte als Geschenk. Es war eine Elvis Platte. Ich wusste dass Paul ihn liebte und auch oft versuchte ihn zu imitieren.

„Ich hab auch was für dich." Sagte er zu mir nachdem er sich für mein Geschenk bedankt hatte.

Er überreichte mir eine kleine Schmuck Schatulle. Ich öffnete sie und darin war eine Kette mit einem kleinen Anhänger in der Form eines Herzes.

„Die habe ich mit meiner ersten richtigen Gage gekauft", verkündete mir Paul stolz. Ich war sprachlos. Er hatte wirklich sein erstes eigen verdientes Geld dafür ausgegeben um mir Schmuck zu kaufen.

„Du Idiot!", war alles was ich sagen konnte. Ich meinte es nicht so aber ich war viel zu überwältigt etwas anderes zu sagen.

„Ach komm schon du liebst mich doch genau deswegen", sagte er kokett und das machte mich wütend. Immer war er so schüchtern und unsicher und dann auf einmal war er so voller Selbstbewusstsein. Konnte er sich nicht mal entscheiden?

„Nein du bist mir total egal", sagte ich gespielt beleidigt. Paul ließ sich davon aber nicht entmutigen.

Er stupste mich in die Seite. „Komm gib es zu. Sag mir das du mich liebst", begann er mich heraus zu fordern.

„Niemals", rief ich hüpfte von der Couch hoch und lief weg.
Paul begann mich durch den ganzen Probenraum zu jagen. Nach einer knappen Verfolgungsjagd konnte Paul mich am Sofa festnageln. Irgendwie schaffte er es mich am auf das Sofa zu drücken und sich auf mich zu setzen. Er hielt meine Arme über meinen Kopf fest und forderte mich noch einmal auf ihm zu sagen das ich ihn liebte. Wir beide lachten so sehr und ich konnte nicht anders als auf zu geben.

„Nagut, nagut, nagut. Ich liebe dich Paul. Zufrieden? Ich hab es gesagt!", presste ich unter Lachen heraus. Anscheinend war er das. Er ließ meine Arme los beugte sich zu mir herunter und küsste mich.

„Ich liebe dich auch Cathrine"

Jänner 1958

Ein Besuch bei einem Arzt in der Stadt bestätigte mir den Verdacht den ich schon seit ein paar Wochen hegte. Ich war schwanger. Und zwar schon in der 12 Woche. Es war wohl in der ersten Nacht mit Paul passiert. Wir hatten zwar schon ein paar Mal miteinander geschlafen aber das ging erst seit Dezember wieder, nachdem seine Ausgangssperre aufgehoben wurde.

Wie konnten meine Berechnungen nur so falsch sein? Es hätte nichts passieren dürfen. Ich hatte doch alles genauso gemacht wie in dem Buch stand.

Der Arzt erklärte es mir so dass der Zyklus der Frau nicht immer ganz genau zu berechnen ging. Der Beweis dass dies der Wahrheit entsprach wuchs gerade in meinem Uterus heran.

Als ich nach Hause kam warteten meine Eltern schon im Wohnzimmer auf mich. Der Arzt hatte sie wohl angerufen. So viel zur ärztlichen Schweigeplicht.

Mein Plan es einfach weg machen zu lassen löste sich sofort in Luft ein. Niemals hätten meine religiösen Eltern zugelassen das ich solch eine Sünde begann.

Ich durfte mir von meinen Eltern eine geschlagene Stunden lang anhören was für eine Enttäuschung ich doch bin. Ich hatte den Familiennamen beschmutzt und mich noch dazu vor der Ehe einem Mann hingegeben.

Natürlich wollte sie wissen wer der Vater war. Sie wollten ihn zur „Rechenschaft" ziehen. Niemals hätte ich Paul verraten. Ich blieb hart. Nicht einmal als mir mein Vater mir eine Ohrfeige verpasste zuckte ich. Leider war meine Schwester Peggy nicht so stark wie ich. Sie hatte alles von der Stiege aus beobachtet und mitgehört.

Sie verriet meinen Eltern wer der Vater war. Nun konnte auch ich nichts mehr tun.

Meine Eltern machten Pauls Adresse ausfindig und schon zerrte mein Vater mich an der Hand ins Auto und wir fuhren zu den McCartneys.

Bei den McCartneys angekommen läuteten meine Eltern sofort an der Haustür.

Pauls Vater öffnete diese.

Da standen wir also. Ich, von meinem am Arm festgehalten damit ich nicht abhaute, meine Mutter, die Mr. McCartney erklärte das sein Sohn mich entehrt hatte und Mr. McCartney der aussah als würde er sich fragen ob Paul dazu überhaupt schon in Stande war.

Kurze Zeit später fand ich mich im Wohnzimmer der McCartneys wieder. Meine Eltern ließen eine regelrechte Hasstirade auf Pauls armen Vater los. Ich saß einfach daneben und wusste nicht was ich tun sollte. Sollte ich Paul Vater und meinen Eltern sagen dass es eigentlich meine Idee war Sex zu haben. Doch ich entschied mich dagegen. Ich war zu feige und geändert hätte es auch nichts mehr.

Nach einem langen intensiven Gespräch kristallisierte sich immer klarer eine Lösung zwischen den Erwachsenen heraus. Naja zumindest meine Eltern schienen eine Lösung gefunden zu haben. Mr. McCartney stand immer noch unter Schock.

Heiraten. Ja Heiraten war das einzige dass diese Sünde noch retten konnte. Zumindest im Angesicht meiner Eltern. Aber auch Pauls Vater schien erschreckender Weise nicht ganz abgeneigt von der Idee zu sein.

Waren denn alle verrückt geworden? Ja, ich liebte Paul. Das tat ich wirklich. Aber ich war doch erst 16. Er war überhaupt erst 15. Wie stellten sich die Erwachsenen das vor?

Anscheinend hatten die Erwachsenen schon genauer Vorstellungen wie es nun weiter gehen würde. So bald als möglich würde geheiratet werden. Ich würde sofort aus der Schule austreten. Paul dürfte weiter gehen. Er musste ja was Anständiges erlernen um später unsere Familie zu ernähren. Ich würde mich zuhause um das Kind kümmern und Paul würde bei uns einziehen. Peggy bekäme die jetzige Abstellkammer als Zimmer. Alles würde perfekt werden.

Aber das war nicht perfekt. Das war ein Albtraum. Und diese Albtraum wurde gerade zu meinem Leben. 

From me to you    ||Beatles ||StonesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt