Kapitel 8 - 12 Zwerge und ein Verrückter (Merealla)
Am nächsten Morgen kamen wir am anderen Ufer des Sees an und ich war erstaunt, wie schnell die Zwerge paddeln konnten. Doch dann sah ich den steilen Berghang, der noch vor uns lag. "Müssen wir da wirklich hoch?", jammerte ich, doch ich bekam keine Antwort und die Zwerge gingen einfach weiter. Na, vielen Dank auch! Als wenn es nicht schon schlimm genug wäre, dass ich gleich diesen grimmigen Thorin treffen muss, musste ich vorher auch noch einen steilen Berg hochkraxeln. Aber meine Neugier musste mich natürlich mal wieder in diese Situation bringen. Dämlicher Berg! Mit Schwung trat ich gegen einen Stein, doch der war härter als gedacht und so hopste ich jetzt auf einem Bein den vier Zwergen hinterher und fluchte vor mich hin. Ich wurde natürlich weiter ignoriert und so fing ich an, mich über alles zu beschweren: "Alles fing mit diesem blöden blonden Elben an, der mich ja unbedingt in den Kerker stecken musste, weil sein ach so schönes Gesicht ein bisschen angeschwollen war und dann musste ich 3000 Meilen laufen, nur um ihn dann wiederzusehen, von Orks fast getötet zu werden und auf einen Drachen zu treffen. Und als ob das alles nicht schon schlimm genug wäre, muss ich jetzt auch noch diesen Berg hochklettern und mich von Steinen treten lassen! Das ist doch wirklich..."
Ich verstummte, als die gigantischen Tore des Erebors in Sicht kamen. Auch die Zwerge um mich herum starrten mit offenen Mündern in Richtung der beiden Zwergenstatuen, die neben dem Eingang standen. Anscheinend waren sie auch noch nie hier gewesen. Als sie sich nach zwei Minuten immer noch nicht bewegten, wurde ich langsam ungeduldig: "Gehen wir jetzt, oder nicht?" Damit setzten wir uns wieder in Bewegung, gingen ehrfürchtig die Stufen hoch und hinein in den riesigen Berg. Plötzlich hörte man eine Stimme: "Hallo? Bombur? Bifur? Irgendjemand?"
Die Zwerge gingen einfach weiter, vielleicht hatte ich mich auch verhört, doch dann rief die Stimme nochmal und plötzlich tauchte der Hobbit vor uns auf: "Wartet! Wartet!"
"Das ist Bilbo!", rief einer der Zwerge, von dem ich mittlerweile wusste, dass er Oin heißt, aus. "Er lebt!", freute sich Bofur, der vierte Zwerg. "Ihr müsst sofort weg hier. Wir alle müssen weg hier!", sagte Bilbo hektisch, doch die Zwerge waren verwirrt. "Wir kommen doch gerade erst an.", sagte Bofur und drückte damit die Verwirrtheit von uns allen aus. Doch Bilbo redete einfach weiter: "Ich hab versucht mit ihm zu reden, aber er hört nicht." Oin fragte geschockt: "Wa... was meinst du, Junge?" - "Thorin!" Die Zwerge zuckten alle zurück und ich stand einfach nur da und fragte mich eigentlich nur, was hier gerade los war, aber irgendwie fand ichs lustig und fing an zu lachen. Die Zwerge schauten mich nur kurz an und redeten dann weiter mit Bilbo, bevor sie einfach einer nach dem anderen tiefer in den Berg rannten. Sagte Bilbo nicht, dass wir nicht weitergehen sollten? Naja, egal!
Immer noch leise lachend rannte ich hinterher, doch ich verstummte, als eine riesige Halle aus Gold in mein Blickfeld kam und ich prompt in Kili rein rannte. Der beachtete mich nicht mal (also nichts neues) und plötzlich sah ich Thorin in einem edlen Mantel über die Münzen laufen. Wow, er sieht echt gut aus! Warte, was?! "Willkommen, meine Schwesterssöhne! In dem Königreich Erebor!" Erst jetzt fiel mir auf, dass Fili einen kleinen Edelstein in der Hand hatte, den Thorin wohl hochgeworfen hatte. Irgendwie wirkte er bedrohlich und... königlich. Also Thorin, nicht der Stein. Immerhin ist der Stein kein König. Können Steine überhaupt Könige sein? Ich meine prinzipiell sind sie ja tot und können somit auch nicht wählen, aber vielleicht betreiben sie auch Anarchie und es ist immer bestimmt, wer der König ist, wie hier ja auch. Wie genau bin ich nochmal auf das Thema Steinkönige gekommen?
Plötzlich bemerkte ich, dass niemand mehr hier war und da ich mich hier nicht auskannte, beschloss ich mir den Schatz etwas näher anzusehen. So nah sah der Schatz noch viel eindrucksvoller aus und ich schmiss mich in einen Münzenhaufen, was allerdings ganz schön weh tat, weswegen ich direkt wieder aufsprang und auf einem Bein herum hüpfte. Plötzlich donnerte eine Stimme: "Was macht Ihr da?! Wollt Ihr meinen Schatz stehlen?!" Ich schaute denjenigen an, der natürlich niemand anderes als König Thorin höchstpersönlich war. Eigentlich war er ja schon ziemlich einschüchternd mit seinen eisblauen Augen, mit denen er so wütend starrte. Wünderschöne Augen... Halt stopp! Wie war das nochmal? Angriff ist die beste Verteidigung, also los: "Ja klar, ich wollte mir alle Münzen und Edelsteine in meine Taschen stopfen und damit heimlich wieder abhauen!" Ich versuchte sehr ernst rüberzukommen und musste bei seinen entgleisten Gesichtszügen dann doch anfangen zu lachen. Plötzlich sah er ganz anders aus. So entspannt, beinahe... liebevoll. Moment mal! Liebevoll?! "Wie ist Euer Name?", fragte er plötzlich freundlich und ich fragte mich, ob er wohl Stimmungsschwankungen hatte. "Merealla. Und bitte duzt mich.", lächelte ich ihn an und er lächelte zurück. Mein Herz machte einen leichten Sprung bei seinem Lächeln und ich fühlte mich plötzlich ganz komisch. Eine unerwartete Wärme durchfuhr meinen Körper und ich fühlte mich als ob ich schweben würde. Was war das bitte für ein Zauber?! "Nun gut, Merealla. Schau dich ruhig noch etwas um und nenn mich bitte Thorin." Ich nickte etwas zu schnell, er lächelte noch einmal, drehte sich um und ging. Ich setzte mich erstmal auf einen Haufen Gold und versuchte das eben passierte zu verarbeiten.
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Zwei Mädchen gegen 13 Zwerge
FanfictionLlywelyn, eine Waldläuferin, die bereits ihr Leben lang mit einem Fluch zu kämpfen hat, und Merealla, eine Waldläuferin mit einem Faible für Dummheiten, treffen in den Kerkern des Düsterwalds aufeinander. Und sie sind nicht alleine: Eine Gruppe von...