Lichter

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Am nächsten Morgen fühlte sich Kazuha wie gerädert. Sie hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan und blickte nur verwirrt aus der Wäsche, als Ran sie um neun Uhr weckte.

„Schon so früh?"

„Eher spät.", Ran besah ihre Freundin ein wenig mitleidig. „Du hast nicht viel geschlafen oder?"

„Nein.", Kazuha schüttelte ein wenig betreten den Kopf.

„Mach dir einfach nicht so viele Gedanken. Ehe du dich versiehst, seid ihr wieder ganz normal zusammen."

„Normal...", murmelte Kazuha. War das denn normal?

„Wir machen uns jetzt erstmal fertig und dann haben wir noch was Tolles vor!" Ran versuchte sie aufzumuntern und zog sie an ihren Armen auf die Beine, um sie anschließend Richtung Bad zu drücken.

„Was Tolles?", fragte Kazuha nur überrumpelt und wischte sich den Schlaf aus den Augen.

„Genau. Du wirst schon sehen."

Kazuha brachte es nicht über sich, ihrer Freundin zu sagen, dass sie absolut gar keine Lust auf etwas „Tolles" hatte und ließ sich deshalb einfach wortlos mitschleifen.

Nachdem auch die letzte Schlafmütze -Kogoro- aufgestanden war und alle gefrühstückt hatten, machten sie sich bereit für ihren Ausflug. Kazuha wusste immer noch nicht, wohin sie genau wollten, aber sie hatte auch nicht das Verlangen nachzufragen. Die Stimmung war auch beim Essen zwischen ihr und Heiji gedrückt gewesen und sie hatte ihn aus Scham kaum angesehen, was ihr derzeitige Laune erklärte.

Ran stopfte ein paar Taschentücher in ihre Handtasche und setzte Conan eine Mütze auf, was er nur maulend über sich ergehen ließ. Heiji warf ihm daraufhin einen amüsierten Blick zu -das erste Mal, dass er heute lächelte, wie Kazuha bemerkte. Sie hatte generell noch nie verstanden, warum er so gut mit dem kleinen Jungen klarkam. Der Umgang mit Kindern war ansonsten nicht so seine Stärke. Nachdenklich runzelte sie die Stirn, als Heiji sich nun auch noch zu Conan herunterbeugte und irgendetwas zu flüsterte. Seltsam war das schon...

Kazuha seufzte. Was für ein Schwachsinn, warum sollte das seltsam sein. Er durfte sich wohl doch auch Mal mit einem Kind verstehen. Conan war schließlich auch, ... nun ja, eben nicht wie andere Kinder. Vielleicht war sie einfach nur eifersüchtig auf ihre Nähe zurzeit.

Mit schlechtem Gewissen wand sich Kazuha von den Beiden ab und griff nun nach ihrer eigenen Jacke, die sie sich kurzerhand überstriff. Sie sollte wenigstens Ran zu liebe versuchen, ein wenig gute Laune an den Tag zu legen und außerdem brachte ihr Trübsal blasen auch nichts. Vielleicht sollte sie sich auch einfach bei ihm entschuldigen?... Sie wusste es nicht. Vielleicht schon, aber wie sollte sie das anstellen? Nun spürte sie ihn ganz, den riesigen Kloß in ihrem Hals, den sie seit gestern mit sich herumtrug. Sie wusste, dass würde nicht leicht werden.

Kazuha klappte den Kragen ihres Mantels hoch und zog diesen enger um sich, als sie auf den großen Marktplatz traten.

"'N Weihnachtsmarkt?", fragte sie verwundert. "Auf so'n war'n wir doch schon gestern." Sollte das die tolle Überraschung sein?

Ran schüttelte lächelnd den Kopf. "Nein, dass ist es nicht. Kommt einfach weiter."

Mit einem Summen auf den Lippen, nahm sie Kazuha an der Hand und zog sie tiefer in die mit Ständen überfüllte Straße. Heiji und Conan hatten Schwierigkeiten, die beiden Mädchen im Gedrängen nicht aus den Augen zu verlieren. Kogoro war aus genau diesem Grund gar nicht erst mitgegangen. Er kannte seine Tochter und die vollen Festplätze.

"Was hat'n die vor?", murmelte Heiji ein wenig genervt und schob sich an ein paar Passanten vorbei, die ihm den Weg versperten.

"Ach, ich kann mir das schon denken.", erwiederte Shinichi.

Ungewisse GewissheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt