P R O L O G 1

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„Selbstmord?"

Eleanor Calder nestelte am Saum ihres Kaschmirpullis, während sie zu ihrem besten Freund Louis Tomlinson blickte, der ihr gegenüber in einem Sitzsack saß und innerhalb einer halben Stunde zwei Taschentücherpackungen verbraucht hatte.

„Keiner verweigert ärztliche Hilfe, wenn er an Atemnot leidet und fast in Ohnmacht fällt", sagte der junge Brite bitter und umklammerte das zerknüllte Taschentuch in seiner Hand noch fester, bedacht darauf, das aufkommende Schluchzen zu unterdrücken.

„Er war allein in seiner Wohnung und hat bestimmt erstmal Panik bekommen, als er keine Luft mehr bekommen hat. Vielleicht war er zu verwirrt, um den Notarzt zu rufen", überlegte die Brünette, was Louis bloß zusammenzucken ließ. Er wollte sich gar nicht vorstellen, wie sein Bruder mit Schmerzen in der Brust beinahe zu Boden ging - doch das vermeintliche Bild flackerte dennoch vor seinem inneren Auge auf, weshalb er prompt erschauderte und seine Arme um sich schlang.

„Er hätte einfach nicht so viel rauchen sollen", murmelte er nach einer Weile des Schweigens, woraufhin Eleanor sich von ihrem Stuhl erhob und sich neben ihn hockte, eine Hand an seinem Rücken.

„Er liebt dich", flüstere sie, da ihr sonst die richtigen Worte fehlten - auch wenn sie in diesem Moment alles dafür getan hätte, um nicht so verdammt ratlos zu sein.

Aber auch in ihrem Kopf herrschte seit dem unheilvollen Anruf eine unsägliche Leere und allein bei der Erinnerung an die Worte des Arztes kamen ihr die Tränen.

„Er wurde heute Morgen von seinem Lebensgefährten tot aufgefunden. Gestorben ist er heute Nacht in Folge einer Lungenembolie. Seine Beckenvene war verstopft und der Propf ist weiter nach oben gewandert. Es tut mir so unendlich leid."

Dann hatte der Arzt das Handy wieder zurück an Louis' Mutter gereicht, die nicht mehr als ein Schluchzen zustande brachte. Zwar hatte sie angeboten, Louis abholen zu lassen, damit er sich noch ein letztes Mal von seinem älteren Bruder verabschieden konnte, ehe dieser von einem Bestattungsinstitut abgeholt wurde, doch Louis hatte nur ein Kopfschütteln zustande gebracht.

Nachdem er aufgelegt hatte, hatte er sich auf dem Teppichboden in Eleanors Wohnzimmer zusammengerollt und eine ganze Stunde keinen Laut von sich gegeben - lediglich das Heben und Senken seines Brustkorbs hatte Eleanor gezeigt, dass es ihm zumindest einigermaßen gut ging. So gut es einem eben gehen konnte, wenn die Todesnachricht seines Bruders einen einholte.

Schließlich hatte sie Louis immerhin dazu überreden können, sich aufzusetzen und zumindest ein Glas zu trinken, obwohl er befürchtete, es im nächsten Augenblick wieder erbrechen.

Allerdings blieb es tatsächlich drin und irgendwann hatte Louis sogar gespürt, wie Tränen sich endlich aus seinen Augenwinkeln kämpften.

Nun spürte er, wie die Hände seiner besten Freundin über den Stoff seines Oberteils strichen, weshalb er sich dankbar gegen sie lehnte und ihr einen Kuss auf die Stirn drückte.

„Danke, dass du da bist", flüsterte er mit belegter Stimme und blickte dankbar in Eleanors rehbraune Augen, die trotz des verräterischen Glitzerns eine unfassbare Ruhe ausstrahlte.

„Ich werde dich nicht allein lassen", versprach sie, Louis von dem Sitzsack in zu sich ziehend, wo er seinen Kopf in ihrem Schoß vergrub und merkte, wie sie sanft durch seine nussbraunen Haare fuhr.

Einige Zeit verstrich, in der sie dem Zwitschern der Vögel im Garten lauschten und beide Revue passieren ließen, wie Lennart vor einer Woche auf Eleanors Geburtstag genau auf diesen Teppich gestanden hatte, das Sektglas mit einem feierlichen Gruß gen Zimmerdecke gestreckt.

Mit bereits schwerer Zunge, die seinen übermäßigen Alkoholkonsum nicht verbergen konnte, hatte er ein Geburtstagsständchen geträllert, um hinterher das Gesöff in einem Zug hinunterzukippen.

Daraufhin waren die restlichen Gäste in lautes Gelächter ausgebrochen und hatten nicht nur der hübschen Brünette zugeprostet, sondern auch Lennart für seine kläglichen Gesangskünste ausgelacht.

Louis hatte irgendeinen zotigen Spruch in die Runde geworfen, an dessen Wortlaut er sich heute nicht mehr erinnern konnte - daran, wie Lennart sofort sein Glas aus der Hand gegeben hatte, damit er seinen kleinen Bruder ohne Vorwarnung durch die halbe Wohnung jagen konnte, dafür umso mehr.

Kaum dass Lennart Louis in der Küche erwischt hatte und vor lauter Enthusiasmus beinahe das Buffet umrannte, hatte er seinen Arm fest umklammert und eine Entschuldigung gefordert.

Louis hatte ein glucksendes „Sorry" gelallt und sich anschließend an seinen großen Bruder gekuschelt, um ihn wieder zurück zu den anderen zu dirigieren.

Wenn er gewusst hätte, dass es eine der letzten Momente sein würde, in denen sie sich umarmten, hätte Louis Lennart wahrscheinlich nie losgelassen.

hier hätten wir den ersten von zwei prologen. ich weiß, dass das sehr ungewöhnlich ist, aber für den erzählstrang ist es praktischer.

ich weiß, dass heute louis' neues lied herausgekommen ist und es für einige vielleicht unpassend erscheinen mag, dass er in dieser geschichte hier seinen bruder verliert, aber na ja. so kann ich es besser nachempfinden, ich hoffe, ihr könnt das verstehen.

auch hoffe ich natürlich, dass euch der anfang trotz aller trauer gefällt und ihr gespannt seid auf den 2. prolog.

alles liebe euch. xx

zuhause - larry stylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt