Die Einladung

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„Dann also bis morgen“, grinst Damon und wartet, bis ich in der Wohnung bin. Er hat darauf bestanden, mich nach Hause zu begleiten. Nicht, dass noch irgendwelche Wilde kommen, und mich töten würden, bevor er seine Wette gewonnen hätte. Ich verdrehe die Augen. Er ist ja so ein Idiot. Er würde diese Wette nicht gewinnen, dafür würde ich schon sorgen. Gerade als ich die Lederjacke, welche Damon mir schlussendlich doch noch gegeben hatte, aufhänge, klingelt mein Handy. Verwundert ziehe ich es aus der Tasche? Wer würde mich schon anrufen? Damon wohl kaum. Ein Blick auf das Display verrät mir, dass es nicht der Vampir ist, sondern Tante Abby. Mit hochgezogenen Augenbrauen, nehme ich den Anruf entgegen.
„Hallo?“
„Heyy Lynn! Wie geht’s denn so?“, ruft Abby fröhlich durch das Telefon und ich halte den Hörer etwas weiter weg von meinem Ohr. Im Hintergrund höre ich laute Technomusik. Ein Beweis dafür, dass sie wieder einmal im Ausgang war. Tante Abby ist die Zehn Jahre jüngere Schwester meiner Mutter, und somit zwar 15 Jahre älter als ich, doch sie benimmt sich noch heute wie ein Teenager. Bis vor 6 Jahren habe ich bei ihr gelebt.
„Weisst du schon, wen du morgen mitnimmst?“, fragt sie, ohne eine Antwort auf die vorherige Frage abzuwarten. Was? Morgen? Was ist morgen??
„DU hast es vergessen, nicht wahr? Kein Problem. Ich habe schon einen Typen für dich organisiert. Vergiss nicht. Morgen um 15.00 Uhr bei mir. Love you“
Bevor ich überhaupt noch etwas sagen kann, bedeutet mir die plötzliche Stille, dass Abby bereits aufgelegt hat. Etwas überrumpelt schaue ich auf mein Mobiltelefon und weiss zunächst gar nicht, was jetzt gerade passiert ist. Dann kommt es mir wieder in den Sinn. Ich schlage mir mit der flachen Hand auf die Stirn. Wie hatte ich das nur vergessen können? Morgen war der 18. Juli und der Scheidungstag von Abby und ihrem Ex-Mann. Seither feiert sie diesen Tag wie einen Geburtstag. Eigentlich feiert sie jeden Tag wie einen Geburtstag, doch den 18. Juli ist doch noch mal etwas Spezielleres für sie. Ich bin froh, dass sie Ben den Laufpass gegeben hatte. Damals vor 7 Jahren. Er hatte ihr nicht gut getan. Doch warum ich morgen einen Typen mitnehmen sollte, ist mich doch noch immer ein Rätsel. Normalerweise reicht es Abby, wenn SIE diejenige war, die mit ihren Typen auftauchte. Vermutlich will sie mich wieder einmal verkuppeln.
Den Kopf schüttelnd schalte ich den Fernseher ein. Ja, wieder eine Folge Doctor Who. Ich kriege einfach nicht genug von dieser Serie. Ich will gerade mein Handy neben mich aufs Sofa schmeissen, als mir in den Sinn kommt, dass ich ja morgen auch noch mit Damon abgemacht habe. Das würde jetzt leider ins Wasser fallen. Denn wenn ich Abby absagen würde, würde sie nicht locker lassen mich zu fragen, was ich denn sonst tun würde, ehe sie alles herausgefunden hätte. Und die Vorstellung, sie käme hinter mein Geheimnis, dass ich nachts Vampire jagte, ist nicht sehr verlockend. Doch wenn ich Damon absage, würde er womöglich denken, ich hätte kalte Füsse bekommen. Super. Und genau deshalb arbeite ich immer alleine. So bin ich niemandem Rechenschaft schuldig. Aber was soll ich tun?
Seufzend wähle ich Damons Nummer, und somit das kleinere Übel.
„Hi. Ich weiss ja, dass du dich nach mir sehnst, doch dass du mich schon nach Fünf Minuten so vermisst, schmeichelt mir dann doch“, dringt Damons Stimme aus dem Hörer. Ich beschliesse, nicht auf diesen dummen Kommentar einzugehen.
„Damon, hör mir zu. Das mit morgen. Das wird leider nichts“, bevor er etwas sagen kann, spreche ich hastig weiter, „Es ist etwas sehr Wichtiges dazwischen gekommen. Es tut mir leid. Eventuell kann ich später kommen, doch ich weiss nicht ob und wann…“
„Du versetzt mich.“ Kommt die nüchterne Antwort.
„Nein, natürlich nicht… es ist nur…“ Warum zum Teufel fühle ich mich jetzt schuldig? Ich merke, wie er auf eine Erklärung wartet.
„Ach Damon, verschieben wir das Ganze auf übermorgen, ok?“
„Jepp, Ok.“ Seine Stimme tönt extrem gelassen, doch irgendwas an seiner Stimmlage verrät mir, dass es ihm nicht ganz so egal ist, wie er tut.
„Damon, bitte! Ich…“
„Wir sehen uns.“ Mit diesen Worten legt er auf und ich fühle mich wie jemand, der gerade einem kleinen Kind den Lolli weggenommen hat. Total fies. Na toll… Genervt setze ich mich aufs Sofa und versuche mich von meinem schlechten Gewissen abzulenken. Schliesslich ist er ja nur ein Vampir. Er hat keine Gefühle. Er ist ein Monster. Zumindest versuche ich mir dies einzureden. Doch tief in mir drin spüre ich, dass dies nicht wahr ist; dass ich ihm unrecht tue, mit dieser Vorstellung. Aber ich werde jetzt nicht mehr darüber nachdenken. Stattdessen schaue ich dem Doctor und Donna zu, wie sie auf dem Planet der Oods landen, von denen einige durchdrehen und böse werden, obwohl Oods ja eigentlich gut sind. Ich mag die Oods. Sie sind toll. Meine Lieblingsaliens.
Als ich merke, wie mir langsam die Augen zufallen, zwinge ich mich, die Vorhänge der Fenster zu schliessen. Dass Damon mich beobachten könnte, während ich schlafe, ist mir dann doch etwas zu unheimlich.

In the Shadows of the Darkest Nights - Damon Salvatore FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt