Throwback

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Kapitel 1, Sicht Leonie

— Throwback —

Meine Tochter Luna und ich warteten daheim auf meinen Mann Stefan, der mit seiner Mutter Ute auf einer Geburtstagsfeier in Bonn war.
Wir waren daheim geblieben, da Luna sehr erkältet war.
Ich hatte auch keine wirkliche Lust auf einen Abend mit meiner Schwiegermutter Biggi, die mich nie wirklich akzeptiert hatte.
Auf einmal klingelte mein Handy.
Schatz ruft an" stand im Display und ich rief fröhlich in den Hörer:
„Wo bleibst du denn, wir warten schon auf dich!"
Mein Mann unterbrach mich und rief nur in den Hörer:
„Maus, ich liebe dich und Luna so sehr, vergiss das nie und werde wieder glücklich!"
In dem Moment hörte ich einen Knall und Schreie und dann war die Verbindung auch schon weg.
Wie gelähmt saß ich mit dem Handy in der Hand auf dem Sofa und starrte ins Leere.
„Mama was ist los? Ist was mit Papa? Wann kommt er?", rief Luna aufgeregt.
Sie merkte sofort, dass etwas nicht stimmte.
Meine Tochter war durch den Wind und bekam langsam Panik, weil ich nicht antwortete.

Auf einmal sprang ich auf und sagte hektisch zu Luna:
„Keine Ahnung, mein Schatz, ich muss telefonieren, mach dir keine Sorgen!"
Ich schnappte mir das Handy und versuchte nochmal meinen Mann Stefan zu erreichen, doch es ging kein Anruf durch.
Dann probierte ich es bei seiner Mutter, auch ihr Handy war nicht erreichbar.

Völlig aufgelöst wählte ich die Nummer meiner Eltern.
Meine Mutter ging ans Telefon und ich erzählte ihr panisch von dem Anruf und von Stefans letzten Worten.
Sie versuchte mich zu beruhigen.
„Leonie, ganz ruhig, wir bekommen raus, was passiert ist.
Ich versuche es in allen Krankenhäusern und melde mich dann!"
Als wir uns verabschiedet hatten, stand ich erstmal wie versteinert im Flur.
Ich wischte mir die Tränen ab und ging zurück zu Luna ins Wohnzimmer.

„Mama, was ist denn, hast du geweint?"
Luna sah mich ängstlich an.
„Ach Schatz, ich mache mir einfach Sorgen um Papa.
Oma kümmert sich um alles, wir können nur abwarten."
Was mein Mann am Telefon gesagt hatte, teilte ich ihr erstmal nicht mit.
Die Information würde sie nur in Panik versetzen und vielleicht war ja gar nichts passiert und wir regten uns umsonst auf.
Aber die Worte von meinem Mann verhießen nichts Gutes.

Einige Zeit später hatte ich immer noch nichts gehört und als ich grad meine Eltern noch einmal anrufen wollte, klingelte das Telefon.
Unbekannte Nummer ruft an" stand im Display meines Handys.
Wer konnte das wohl sein?

Ich ging ran und meldete mich. Eine fremde, tiefe Männerstimme sprach und sagte:
„Hallo Frau Berger, hier spricht Dr. Baum. Ich muss Ihnen leider mitteilen, das Ihr Mann und eine ältere Frau einen schweren Autounfall hatten.
Können Sie bitte schnell nach Köln in die Notaufnahme kommen?"
Ich war auf einmal ganz ruhig. Sicher war es der Schock.
Ich antwortete mechanisch:
„Natürlich, ich mache mich sofort auf den Weg!"
Nachdem ich auflegt hatte, erklärte ich Luna alles und versuchte sie zu beruhigen.
Ich rief schnell bei befreundeten Nachbarn an und sie kamen herüber, um auf Luna aufzupassen.
Sie war noch zu jung, gerade mal acht Jahre alt, so dass ich sie lieber daheim lassen wollte.

Meine Nachbarin Karen fragte, ob ihr Mann Sven mich fahren sollte.
Ich lehnte dankend ab.
Ich wollte lieber selber fahren, obwohl ich sehr aufgeregt war.
Ich fuhr schnell meinen Mini aus der Garage und tippte mit zitternden Finger die Adresse vom Krankenhaus in Köln ins Navi ein und brauste los.
Unterwegs rief ich meine Eltern an, die sich auch sofort auf den Weg machten.

Nach einer halben Stunde kam ich im Krankenhaus an und raste in die Notfallaufnahme.
„Mein Mann Stefan Berger hatte wohl einen schweren Autounfall, mich hat eben jemand am Telefon informiert", rief ich und atmete schwer, weil ich so aufgeregt war.
„Ihr Mann wurde gerade eingeliefert, bitte nehmen Sie Platz, der Arzt wird gleich zu Ihnen kommen", informierte mich die Schwester.
Ich nickte ihr zu und nahm Platz.

Es vergingen einige Minuten und dann stand auf einmal ein Mann in einem Arztkittel vor mir.
„Frau Berger? Ich bin Dr. Baum, wir haben eben telefoniert. Kommen Sie bitte mit."
Ich nickte und folgte ihm. Ich dachte, dass er mich zu Stefan bringen würde, aber wir gingen erst in sein Büro.
„Bitte setzen Sie sich."
„Ich möchte lieber sofort zu meinem Mann", widersprach ich.

Dr. Baum seufzte, sah mich mitleidig an und sagte:
„Es tut mir sehr leid, wir haben alles erdenkliche versucht. Leider konnten wir Ihren Mann nicht mehr retten, er ist gestorben.
Ich gebe Ihnen ein paar Minuten, Sie müssen ihn leider identifizieren."
Wie gelähmt starte ich ihn an.
Nein, nein, nein, das konnte nicht wahr sein!
Auf einmal wurde es schwarz vor meinen Augen und ich kippte um.

Als ich aufwachte, blickte ich mich verwundert um.
Ich lag nicht Zuhause im Bett neben Stefan, sondern in einem Krankenhausbett.
Meine Eltern standen neben mir und sahen mich bekümmert an.
„Mama was ich passiert?! Wo ist Stefan? Ich will zu ihm!"
„Gleich mein Schatz, kannst du dich erinnern was passiert ist?", sagte meine Mutter leise mit Tränen in den Augen.

Auf einmal fiel mir alles wieder ein.
Der Anruf, die Fahrt zum Krankenhaus und die Mitteilung, das mein Mann tot ist.
„Mama, Papa, was soll ich jetzt machen? Was ist denn passiert?"
Ich fing an zu weinen und hatte das Gefühl nie wieder aufhören zu können.

Es klopfte an der Zimmertür und der Arzt und ein Polizist kamen in mein Zimmer.
„Frau Berger? Mein Name ist Maier von der Kripo, Ihr Verlust tut mir sehr leid."
Ich nickte und brachte kein Wort raus.
„Ihr Mann und seine Begleitung, die Fahrzeuglenkerin.."
„Moment!", rief ich, „wie die ist gefahren?! Mein Mann ist doch mit unserem Wagen gefahren, meine Schwiegermutter ist eine sehr schlechte Autofahrerin!"

Herr Maier sprach ruhig weiter:
„Ihre Schwiegermutter saß am Steuer. Sie hat wohl die Kontrolle über das Auto aufgrund eines Falschfahrers verloren.
Das Auto hat sich mehrmals überschlagen und ist eine Böschung runter gestürzt.
Ihre Schwiegermutter war sofort tot. Ihr Mann war bewusstlos, hatte aber noch einen leichten Puls.
Auf dem Weg ins Krankenhaus ging es ihm immer schlechter, die Sanitäter haben ihn mehrmals versucht wieder zu beleben.
Doch sie und auch die Ärzte Vorort konnten nichts mehr für ihn tun, die inneren Verletzungen waren zu schwer."

Wie betäubt schaute ich den Kripo Beamten, den Arzt und meine Eltern nach der Reihe an.
Das war ein Alptraum, der leider wahr geworden war.

Neues Leben, neue Liebe (Band 1) Rezo FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt