Kapitel 7 - Party Time (Part I)

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Als alle gegessen hatten versammelten wir uns draußen auf der Lichtung. Es war inzwischen dunkel geworden und einige der Baumeister hatten große Holzscheite zu einem Haufen gestapelt, den sie jetzt entzündeten. Mit einem warmen Gefühl in meiner Magengegend betrachtete ich, wie die Flammen an dem Holz hinauf züngelten und versuchte den leichten Schwindel zu bekämpfen, der in mir aufstieg. Was auch immer Gally da zusammengebraut hatte, ich würde nichts mehr davon trinken. Mir gefiel das Gefühl nicht, dass es in mir auslöste. Vorsichtig ging ich zu einem der umgestürzten Baumstämme die in der Nähe lagen und ließ mich darauf nieder. Die Lichter waren außergewöhnlich gut gelaunt, was ich dem Anlass, aber vor allem Gallys Selbstgebrannten zuschrieb. Einige von ihnen begannen sogar sich aus Spaß zu prügeln und etwas sagte mir, dass das nicht lange gut gehen würde. Ich beobachtete wie einer der Baumeister einen kleineren Jungen praktisch aus dem Ring warf und dann beide Arme in Siegerpose in die Luft streckte.

 „Brian ist ein richtiger Angeber, was?", sagte jemand neben mir und erschrocken fuhr ich zusammen. Ich hatte nicht bemerkt, dass sich Robert neben mich gesetzt hatte. Er war einer der Jungen die mit uns anderen als erstes auf die Lichtung gekommen waren, aber ich hatte bisher noch nicht besonders viel mit ihm gesprochen. „Tut mir leid.", sagte er und machte einen etwas zerknirschten Eindruck. „Ich wollte dich nicht erschrecken." Ich lächelte und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ach Quatsch, alles ok! Dieses merkwürdige Zeug hat mich nur ganz zittrig gemacht." Dabei hob ich meinen Becher, der noch immer halb voll war. Er grinste „Ist echt spitze, oder?" Er schien auch nicht mehr ganz bei sich zu sein, denn während er sprach neigte er sich unangenehm nah zu mir hinüber. Ich grinste nur schwach und wandte mich dann wieder den rangelnden Jungs zu. Gerade waren Sam, der Chef der Baumeister und einer der Schlitzer an der Reihe. Sam war ein Riese und seine Oberarmen hatten gefühlt den Umfang meiner Taille. Im krassen Kontrast zu seinem Aussehen stand allerdings sein sanftmütiges Wesen, er hasste Streit, obwohl er es mit Leichtigkeit mit Minho und Alby gleichzeitig aufnehmen konnte, die beide nicht gerade Schwächlinge waren. Der Junge, der ihm gegenüberstand war ebenfalls kräftig, ging ihm aber nur bis zur Brust. Ich kannte ihn vom Sehen. Sein Name war Mark und er war noch nicht lange auf der Lichtung, ich meinte mich erinnern zu können, dass er vor etwa vier Monaten angekommen war. Er wirkte ziemlich selbstsicher und umkreiste Sam, der nur abwartend dastand und fast belustigt aussah. „Ich glaube Mark macht ihn platt.", meinte Robert und sah mich zustimmungsheischend an. Sein Atem stank nach Gallys Gesöff und ich verzog unwillkürlich das Gesicht. „Nie im Leben!", erwiderte ich, aber Robert war scheinbar von Mark überzeugt. „Er ist ne ganz schöne Zecke.", belehrte er mich „Der hat Biss, gibt nicht schnell auf." Er nahm einen weiteren Schluck aus seinem Becher und redete weiter, während Mark auf dem improvisierten Kampfplatz zum Angriff überging. Erst sah es so aus, als würde er frontal auf Sam zustürmen, doch dann ließ er sich plötzlich zu Boden fallen, an Sam vorbei und trat dem Baumeister hart in die Kniekehle. „Volltreffer!", brüllte Robert neben mir und auch die andren Jungen gaben überraschte Ausrufe von sich. Sam knickte kurz ein, fing sich aber wieder und als Mark aufstand verpasste er ihm einen heftigen Schubs vor die Brust, der ihn erneut zu Boden warf. Ich musste grinsen „Ich sag's ja.", wandte ich mich an Robert „Niemand besiegt Sam!"Ich behielt Recht. Mark unternahm noch ein paar Versuche, aber er bekam keinen Fuß mehr auf den Boden. Ohne sich wirklich anzustrengen beförderte Sam ihn aus dem Kreis. Die Jungs grölten begeistert auf und riefen Sams Namen, der nur schwach lächelte und kurz die Hand hob. 

Als ich nach einer Weile von dem Baumstamm aufstand griff Robert nach meiner Hand „Hey!", sagte er. „Wo willst du denn hin?" Ich erschrak kurz. Die Berührung war vollkommen unnötig und einen Tick zu intim, vor allem, weil wir uns nicht besonders gut kannten. Ich befreite mich vorsichtig und zwang mich zu lächeln „Ich muss nur kurz auf die Toilette.", sagte ich und bahnte mir einen Weg durch die Jungen, die sich mittlerweile fast alle um die Kämpfenden geschart hatten. Ich musste gar nicht auf die Toilette, aber Roberts aufdringliches Verhalten ging mir auf die Nerven, auch wenn es wahrscheinlich nur durch den Alkohol bedingt war. Außerdem war es inzwischen echt kalt geworden und ich wollte mir einen Pullover aus meinem Zimmer holen. Auf halbem Weg entdeckte mich allerdings Nick und zog mich zu Newt, Alby und Minho hinüber, die sich etwas abseits um Zart versammelt hatten und ihm aufmerksam zuhörte. „Du willst ja wohl noch nicht ins Bett gehen, Lynn!", sagte Nick vorwurfsvoll und sah mich aus seinen übermütig glänzenden Augen vorwurfsvoll an. Ich grinste, als auch die anderen mich empört anstarrten. „Ist ja wohl nicht dein Ernst!" Minho schüttelte den Kopf „Jetzt bin ich echt enttäuscht!", gab auch Alby seinen Senf dazu. Ich schnitt ihnen eine Grimasse. „Entspannt euch ihr Schrumpfköpfe, ich wollte mir nur einen Pulli holen, mir ist kalt!" „Typisch Mädchen.", Minho machte eine resignierte Miene „Immer ist euch kalt." Mit der flachen Hand gab Newt ihm einen leichten Klaps auf den Hinterkopf „Wenn ich mich recht erinnere, hast du vor einer Minute selbst noch rum geheult, dass du dir den Arsch abfrierst, du Strunk!", sagte er und zog sich dann seinen Pullover über den Kopf. Er reichte ihn mir „Mir ist sowieso zu heiß in dem Teil." Ich lächelte ihn dankbar an und nahm ihn entgegen. „Danke.", schnell schlüpfte ich hinein und krempelte die viel zu langen Ärmel hoch. „Jetzt siehst du aus als hättest du einen zu großen Kartoffelsack an.", gab Minho trocken zum Besten, aber ich ignorierte ihn. „Was habt ihr bequatscht?" Newts Pulli war schön warm und roch überraschend gut. Zart und Nick tauschten einen kurzen Blick, dann grinsten beide. „Wir arbeiten gerade an einer Strategie, um Sam im Zweikampf zu besiegen!" Ich stöhnte auf. Die waren echt alle total bekloppt geworden. „Ich glaube ihr habt zu viel von Gallys Schnaps gesoffen. Der bricht euch mit dem kleinen Finger alle Knochen, wenn er will!" „Nicht wenn unser Plan aufgeht!", warf Alby ein. „Und wie sieht dieser grandiose Plan aus?", fragte ich skeptisch. Newt stöhnte auf. „Stachel sie bloß nicht an!" Doch dafür war es bereits zu spät. Nick begann mir mit ausholenden Bewegung ihre Strategie zu erläutern, die im wesentlichen darin bestand Sam zu reizen und ihn dann zu überrumpeln. Ich hielt das für eine total beklonkte Idee, man konnte genauso gut versuchen einen Berg zu versetzten, wie Sam wütend zu machen. Er war die Geduld in Person. Scheinbar war auch Newt von dem Plan der anderen nicht überzeugt, denn irgendwann in ihren Ausführungen machte er sich davon. „Also", sagte Nick gerade. „Alby leistet die Vorarbeit, er rennt rum und versucht Sam auszupowern. Dann lässt er sich natürlich besiegen." Alby schien etwas einwerfen zu wollen, doch Nick fuhr ihm einfach über den Mund. „Und dann kommt Minho an die Reihe und macht ihn fertig!" Minho grinste mich selbstgefällig an und ich verdrehte die Augen. „So ein Klonk! So viel wie du von dem Zeug getrunken hast, stolperst du wahrscheinlich über deine eigenen Füße und knockst dich selbst aus, bevor Sam auch nur schief gucken kann!" Doch die Jungen ließen sich von ihrer fixen Idee nicht abbringen. Sie waren von der allgemeinen Stimmung und dem Alkohol so aufgedreht, dass sie ganz offensichtlich nicht mehr klar denken konnten. Wobei man sich bei Minho nicht sicher sein konnte, ob nicht einfach wieder sein Hang zum Übermut durchschlug. Als sie sich aufmachten um nach Sam zu suchen, stahl ich mich davon, um meinerseits nach Newt zu suchen. Ich meinte sein helles Haar auf der anderen Seite des Feuers, am Waldrand zu sehen und drängte mich durch die Jungen. Scheinbar hatten Nick und die anderen Erfolg gehabt, denn gerade als ich um das Feuer herum war sah ich wie Alby und Sam den Ring betraten. Ich konnte Newt nirgendwo entdecken, wahrscheinlich war er in den Wald gegangen. Ich entfernte mich etwas von den jetzt wieder begeistert grölenden Lichtern und trat aus dem warmen Schein des Feuers. „Newt?", rief ich vorsichtig und als keine Antwort ertönte ging ich noch näher auf den Waldrand zu. Ich meinte etwas im Unterholz knacken zu hören und fuhr erschrocken zusammen als mich jemand an der Schulter berührte. „Mein Gott, Robert!", entfuhr es mir als ich den braunhaarigen Jungen hinter mir entdeckte. Er verzog schuldbewusst das Gesicht. „'Tschuldige", murmelte er. 

Maze Runner - Minho FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt