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(2014)

Seine weit aufgerissenen Augen schweifen immer wieder verwirrt und mit einem Hauch von Angst durch den Raum. Bilder seiner Vergangenheit schwirren durch seinen Kopf, wobei er nicht einmal weiß, ob sie wirklich aus seiner Vergangenheit stammen, schließlich ist er niemand. Er sieht immer wieder diesen merkwürdigen Mann mit seiner runden Brille und spürt schließlich eine einnehmende Kälte. Die zwei Ärzte oder Techniker - es ist ihm eigentlich gleich, wer sie sind- , stößt er mit seinem Metallarm von sich. Nicht, weil sie ihm weh getan haben, sondern einfach aus Reflex. Mehrere Soldat zielen mit ihren Waffe auf ihn und am liebsten würde er ihnen diese aus der Hand schlagen und alle tot prügeln. Weitere Männer betreten den Raum und erst denkt der Winter Soldier, dass man ihn wieder in seine Zelle stecken wird oder man ihm eine Strafe auferlegt, doch als er das Antlitz einer blonden Frau erblickt, verschwinden alle Gedanken aus seinem Kopf. All die Erinnerungen. All die schrecklichen Gedanken an Tod und Strafe. Alles, was in diesem kurzen Moment zählt, ist diese Frau, welche ihm genau so bekannt vorkommt, wie der Mann auf der Brücke. Sie zuckt zusammen, als man die schwere Gittertür schließt und schaut sich panisch um. Vermutlich wurde sie genau so schlimm wie er gepeinigt. Ihr Blick bleibt nur kurz an ihm hängen, dann schaut sie auf ihre nackten Füße.

"Einsatzbericht."

Der älteste Mann von allen richtet das Wort an den sichtlich aufgewühlten Soldaten. Doch es scheint fast so, als würde der Winter Soldier von etwas gefesselt, denn er starrt stur in eine Richtung. Genauer gesagt starrt er die junge Frau an, welche zur Zeit von einem schwarzhaarigen Soldaten bedrängt wird. Brock Rumlow, stellt sich direkt vor die Frau und schaut ihr tief in die Augen. Verzweifelt versucht sie seinem Blick auszuweichen, doch bald nimmt der schmierige Soldat ihre Gesicht in beide Hände und grinst ihr entgegen.

"Mein kleiner unschuldiger Engel."

Obwohl er seine Worte nur flüstert, vernimmt der Winter Soldier sie klar und deutlich. Augenblicklich richtet er sich auf und will sich auf den Soldaten stürzen, doch die Worte von seinem Auftraggeber halten ihn auf. Er weiß selbst nicht, wieso er für diese Frau einen so starken Beschützerinstinkt entwickelt.

"Einsatzbericht sofort!"

Der alte Mann kommt auf ihn zu und beugt sich so, dass er auf Augenhöhe mit dem Winter Soldier ist, wobei dieser nun kaum mehr einem Monster, sondern eher einem verlorenen Welpen ähnet. Erst als Pierce's Hand hart seine Wange trifft, realisiert er, dass es vielleicht besser wäre zu reden. Vielleicht würde er dann auch einer weiteren Bestrafung aus dem Weg gehen können. Was er nicht bemerkt ist, dass die einzige Frau im Raum zusammenzuckt, als er geschlagen wird. Sie versucht kläglich zu ihm zu gelangen, doch zwei Soldaten halten sie fest.

"Wenn du nicht sofort redest, werden wir deiner kleinen Puppe weh tun."

Erneut ertönt die Stimme von Brock Rumlow, jedoch spricht er dieses Mal laut genug, sodass jeder im Raum es vernimmt. Grob packt er die junge Frau am rechten Oberarm und zerrt sie neben Pierce und somit vor den Winter Soldier. Dieser weicht jeglichen Blicken aus.

"Der Mann auf der Brücke. Wer war das?"

Der so genannten Puppe des Winter Soldiers steigen die Tränen in die Augen bei dem Anblick des gebrochenen Mannes. Alles, was sie nun will ist es ihn in den Arm zu nehmen und zu beruhigen, doch noch hält Rumlow sie fest.

"Sie sind ihm diese Woche bei einem anderem Auftrag begegnet."

"Ich kenne ihn."

Für kurze Zeit ziert ein Lächeln die Lippen der jungen Frau, doch als sie realisiert, dass man James, so wie sie den Winter Soldier nennt, wieder löschen wird, jagt ihr dieser Gedanke einen kalten Schauer über den Rücken.

"Ihre Arbeit ist ein Segen für die Menschheit. Sie prägten das Jahrhundert und ich möchte, dass Sie das noch einmal tun. Die Gesellschaft steht auf der Kippe zwischen Ordnung und Chaos. Und morgen Früh werden wir ihr einen Schubs geben. Aber wenn Sie ihren Teil nicht erfüllen, kann ich meinen nicht erfüllen. Und Hydra kann der Welt nicht die Freiheit geben, die sie verdient."

Man sieht dem Winter Soldier an, dass er innerlich einen Kampf gegen sich selbst führt. Dieses Mal scheint sein wahres und schon längst vergessenes Ich zu gewinnen.

"Aber ich kenne ihn."

Einen Moment lang bleibt Pierce schweigend auf seinem Stuhl sitzen, dann steht er auf und wendet sich an Rumlow. Noch sagt er nichts. Dennoch weiß der Winter Soldier, dass sie ihm wieder weh tun werden.

"Und du kennst sie."

Endlich lassen die Soldaten von der blonden Frau ab und schubsen sie in Richtung des noch sitzenden Winter Soldiers. Erst jetzt kann er sie sich anschauen und erkennt sie, zumindest teilweise. Er weiß, dass er sie beschützen muss und das ist alles, was zählt.

Ohne weiter darüber nachzudenken, richtet er sich auf und zieht sie an sich. Er spürt ihre Wärme und könnte schwören ein leises Wimmern zu hören. Sie legt weder ihre Arme um ihn, noch entspannt sie sich, denn sie weiß nicht so recht, ob sie ihm trauen kann. Mit einer kleinen Handbewegung könnte er sie töten. Und obwohl sie sich unwohler fühlt, als in dieser Eiskammer, so entspannt sich der Winter Soldier ein wenig.

"Hayley hier war eigentlich dafür gedacht Sie daran zu erinnern, das Fehltritte fatale Folgen mit sich bringen können. Jetzt hat sie eigentlich keinen Nutzen für Hydra."

Sofort verkrampft sich der Winter Soldier um Hayley, denn es klingt fast so, als würde Pierce sagen wollen, dass es ihm gleich wäre, wenn sie stirbt. Hat sie keinen Nutzen für Hydra, ist sie so gut wie tot. Sofort schiebt der Braunhaarige Hayley hinter sich und starrt jeglichen Männern im Raum mit böser Miene entgegen.

"Die Kryostase ist bei ihm schon sehr lange her."

"Dann löschen sie ihn und fangen nochmal von vorne an."

Augenblicklich greift Hayley nach James' Hand und will ihn mit sich ziehen, doch er bleibt wie angewurzelt stehen, denn er hat immer noch die Hoffnung, dass sie Hayley am Leben lassen, solange er kooperiert.

"Nein, bitte. Ich tue alles, nur lasst ihn in Frieden."

Das Betteln Hayleys wird für den Winter Soldier immer dumpfer, da er sich einerseits auf einen Punkt im Raum fokussiert, andererseits schon die Schmerzen der Maschine spürt. Hayley bricht neben der Maschine zusammen, doch immer noch liegt ihre Hand in der Seinen. Genau in dem Moment, in welchem James anfängt zu schreien, übt er auch unterbewusst Druck auf ihre Hand aus. Zwar schmerzt es, doch sie lässt seine Hand nicht los. Sie bleibt bei ihm. Weil es das einzige ist, was sie tun kann.

A/n: Ich musste die Scene aus The First Avenger nochmal anschauen und musst es mir echt verkneifen zu heulen..

Hydra's Angel ➵ B.BWo Geschichten leben. Entdecke jetzt