Im dunkeln

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Zwei leere Teller mit angetrocknetem Sirup, zwei Gläser ohne Inhalt und schmutziges Besteck war das einzige, was von unserem Frühstück übrig geblieben war. "Das sollten wir öfter machen." Lächelnd sah ich zu Joshua hoch. "Ja, das sollten wir und weißt du, was wir noch machen sollten?" Erwartungsvoll schaute er mich an. "Zähneputzen und Duschen! Wir müssen um dreizehn Uhr bei deinen Eltern sein." Mit einem Ruck setzte ich mich auf, schlug die Decke um und stand wenig später mit beiden Füßen auf dem gemusterten Teppich. Von Jo hörte ich nur ein resigniertes schnauben, aber merkte wie er sich bewegte. Mit einem Grinsen auf dem Gesicht ging ich ins Badezimmer. Was ein Faulpelz! Unsere kleine Badzeremonie- wie wir es immer nannten, war glaube ich einzigartig und einfach bekloppt. Kaum hatte ich meine Füße auf die kalten Fliesen gesetzt, holte ich mein Handy raus und verband es mit einem kleinen Bluetooth Lautsprecher. Kurze Zeit später dröhnte "Guten Morgen Sonnenschein" aus der Box und ich schnappte mir meine Zahnbürste und belud sie mit viel Zahnpasta. Im Spiegel konnte ich sehen, wie Joshua sich hinter mir ins Bad schleppte und gähnte. Dann streckte er seine Hand nach dem Lautsprecher aus und machte die Musik leiser, womit ich jedoch gar nicht klar kam. Er wechselte das Lied und irgend ein schlechter Deutschrap lief. Tanzend bewegte ich mich um Jo herum, suchte ein neues Lied und drehte wieder voll auf. Als "Medicine" von New Hope Club abgespielt wurde, verdrehte er erst die Augen, doch als ich dann wieder neben ihm am Waschbecken stand und meine Zahnbürste als Mikrofon benutzte, konnte er nicht anders als mitzumachen. So duellierten wir uns dann beim Zahnputzkaraoke, wobei die ein oder anderen fiesen Fouls und Tricks eingesetzt wurden, wenn einem plötzlich Schaum im Auge landete. Doch wir sangen einfach unbeirrt weiter und spuckten uns gegenseitig voll. "I ain't missing YOOOUUU at all! HEY! I don't need no medicine I'm better than I've ever been!" Am Ende standen wir lachend vor einem verdreckten Spiegel, dafür allerdings mit blitzeblanken, strahlend weißen Zähnen. Nachdem jeder von uns schnell duschen war, suchten wir uns schon Anziehsachen aus dem Schrank und ich schnappte mir meine Handtasche. Als ich die Tür hinter uns abgeschlossen hatte, steckte ich noch meinen Schlüssel weg und schaute einmal auf meine Armbanduhr mit einem geflochtenen, hellbraunen Lederband, welche ich zu meinem letzten Geburtstag von Josh bekommen hatte. "Wie lange brauchen wir zu deinen Eltern?", fragte ich ihn. "Vielleicht 40 Minuten? Kommt drauf an wie es auf der Autobahn aussieht." Ich nickte und wir stiegen in mein Auto. Es war ein niedlicher Mini Cooper in einem wunderschönen Pastelblau namens Sheriff. Ja, der Name war komisch und die Geschichte dazu ist es auch. Der Wagen war ein Cooper, also war die Abkürzung, die Joshua als erstes in den Sinn kam Coop. Das war mir aber zu langweilig also strichen wir ein o und es wurde Cop daraus. Und irgendwer hatte dann just die Idee ihn Sheriff zu benennen weil das ja das selbe ist wie Cop. Was nicht ganz stimmt aber es ist jetzt der Name meines Autos. Gerade als ich die hintere Tür öffnete, um meine Tasche darauf zu werfen schlug ich sie schon wieder zu. "Chad!" Von meiner schnellen Reaktion war Jo zusammengezuckt und sah mich erschrocken an. Ich rannte mit dem Schlüssel in der Hand zur Wohnung zurück und schloss auf. Drinnen schnappte ich mir die blaue Leine und das Halsband und lief in die Küche, wo der kleine Hund seelenruhig auf seinem Kissen schlief. Das eine noch nicht stehende Ohr wippte mit jedem Atemzug den der kleine Tat. Ich schmunzelte. Langsam hockte ich mich zu ihm und streichelte ihn, um die kleine Schlafmütze wach zu bekommen. "Chaddy, wir müssen los kleiner." Benommen blinzelte mich der Schäferhundwelpe an. Ich legte ihm Halsband und Leine an und nahm ihn hoch, bevor er mir noch im gehen einschlief. Sein Futter lud Ich einhändig in einen alten Tupperbehälter und goss etwas warmes Wasser darüber, damit es weich wurde. Mit dem Hund auf dem Arm und dem Futter auf ihm abgestellt, schaffte ich es wie durch ein Wunder doch noch die Tür abzuschließen und stolperte das Treppenhaus zu Joshua hinunter. Er saß schon im Auto auf dem Beifahrersitz und tippte auf seinem Handy rum. Ich verlud den Welpen auf den Rücksitz und mache seine Leine so fest, dass er nicht wegrutschen oder fallen konnte und lief selber um das Auto herum, um mich auf den Fahrersitz fallen zu lassen. Kurz darauf sprang das Auto an und mein kleiner Sheriff fuhr los. Nach dreißig Minuten Fahrt starrte Jo immer noch auf sein Handy und tippte immer mal wieder darauf herum. Mir kam das langsam irgendwie doof vor, da er das sonst auch nicht machte. "Was schreibst du die ganze Zeit?", fragte ich ihn lächelnd aber mit einem fördernden Blick. Schnell knipste er sein Handy aus und steckte es sich in die Hosentasche. "Nichts wichtiges." Diese Antwort gefiel mir zwar ganz und gar nicht, aber ich hatte keine Lust mich weiter damit zu befassen, also beließ ich es dabei. Angestrengt schaute ich auf die Straße. Er verheimlichte mir doch irgendwas. Auch jetzt sah er nur aus dem Fenster in die vorbeiziehende Landschaft und sagte keinen Ton.
Was war verdammt nochmal los?

Fußballpaar- Joshua Kimmich ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt