Ich ging durch den Schulflur in der Hoffnung, dass ich ihm nicht begegnen würde. Oft versuchte ich ihm aus dem Weg zu gehen, aber erfolgreich waren diese Versuche nur selten. Schnell und unauffällig ging ich den Gang durch die Menschenmenge entlang, um meinen liebsten Tisch in der Mensa zu erreichen, aber dann sah ich ihn doch, Adam. Er stand etwas entfernt, doch er überragte alle anderen im Flur.
“Hey, Rena!“ rief er mir zu, nachdem er mich entdeckt hatte. “Brillenschlage! Warte!“
Bei jedem seiner Worte zuckte ich zusammen und ich versuchte zu fliehen. Ohne Erfolg. Er packte mich am Handgelenk und zog mich zu sich. In dem Moment habe ich alles erwartet.
Wie das eine Mal, als er mir meine Brille geklaut hat und weggerannt ist. Ich konnte dadurch die restlichen Unterrichtsstunden die Tafel nicht richtig sehen.
Oder das eine Mal, als er mir so lange und kräftig durch die Haare gewuschelt hat, dass ich die Knoten zwei Wochen später erst los war.
Und das waren noch nicht mal die schlimmsten Vorfälle, aber kurz gesagt, war ich heute wieder auf alles gefasst.
Zu meiner Überraschung war es aber noch nichts. Er zog mich nur mit sich mit, bis wir auf dem Schulhof waren und er um die Ecke des Gebäudes bog. Dies beunruhigte mich, denn außer uns war dort niemand. Wieso wollte er nicht gesehen werden? Würde ich jetzt verprügelt werden? Ich bekam Angst und kniff die Augen zusammen.“Ehm, alles gut bei dir?“ fragte Adam dann überraschend sanft. Vorsichtig öffnete ich ein Auge wieder. “Hast du Kopfschmerzen oder so?“ Wieso war er auf einmal so nett? Ich schüttelte den Kopf. “Nein...“ Verwirrung stieg in mir auf und ich war wegen seines Verhaltens etwas sprachlos.
Plötzlich spürte ich, wie mir die Brille von der Nase gezogen wurde. “Adam!“ beklagte ich mich lauthals. “Was ist?“ antwortete er in der selben Tonlage. “Sonst redest du doch nicht mit mir! Ich hab versucht nett zu sein und du warst mucksmäuschenstill. “ Da hatte er Recht, aber wieso wollte er mit mir reden?
“Was willst du denn von mir?!“ strömte es schließlich aus mir heraus. Wütend zog er die Augenbrauen zusammen und drehte den Kopf weg, um den rosaroten Farbton zu verstecken, den sein Gesicht annahm. Er antwortete nicht.
“Hallo?“ versuchte ich immer noch seine Aufmerksamkeit zu bekommen.
Er murmelte etwas Unverständliches.
“Bitte?“ Langsam fühlte sich das Gespräch einseitig an. Er wollte doch mit mir reden, nicht andersrum!“Wollen wir...mal..was zusammen unternehmen?“ wiederholte er schüchtern. Wow! So kannte man ihn gar nicht, aber WAS?!
“Wie jetzt?! Du verarscht mich doch nur! Mit wem hast du gewettet?“ Ich glaubte ihm kein Wort.
“Nein, ernsthaft!“ sein Gesicht bekam noch mehr rote Farbe.
“Und wieso sollte ich dir glauben? Du bist immer total gemein zu mir!“ Wenn er mich überzeugen wollte, müsste er sich mehr anstrengen.
“Tut mir leid...“ murmelte er. Unerwartet fing ich an zu grinsen. “Was war das? Ich hab dich nicht gehört.“
“Oh, man! Denn halt nicht!“ fand er sein gewohntes Selbstbewusstsein wieder und stampfte wütend davon.
“Warte! War nur Spaß!“ lachte ich. “Okay....Wir können gerne mal was zusammen unternehmen.“ schloss ich mit weicher Stimme an. Sein Gesichtsausdruck lockerte sich und er kam mit schnellen Schritten auf mich zu, um mich anschließend zu umarmen. Ich war etwas überrascht und meine Augen weiteten sich, nur um sich dannach langsam zu schließen. Herzlichen erwiderte ich die Umarmung.
DU LIEST GERADE
Random Kurzgeschichten
Historia CortaJeder Autor kennt es: Man hat eine gute Idee für ein neues Buch, aber nicht die Ausdauer alles aufzuschreiben. Außerdem hat man bis da hin schon wieder fünfzig neue Buchideen... Und dafür ist dieses Buch. Prinzipiell sind es Oneshots, die bloß nicht...