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„Das war ein mega Spiel!", lacht Melly, während wir über den Parkplatz schlendern. Jace hat seinen Arm um sie gelegt und sie starrt ihn aus verliebten Augen an.

Nicht sie sollte hier mit Jace entlang schlendern.

„Dein Freund war einfach der Beste auf dem Spielfeld", lacht die Brünette, die so nach Rauch stinkt. Lea heißt sie. Das weiß ich jetzt, nachdem ich über eine Stunde neben ihr und Melly auf der Tribüne saß und Jace zugeschaut habe.

Ab und an hat er zu uns zu gelächelt und Lea hat geschrieen, wie süß er doch wäre, dass er sogar auf dem Spielfeld immer nach Melly sieht.

Doch es war ich, der sich immer in dem intensiven Blick verloren hat, weil diese Augen mich direkt angestarrt haben, wenn er die Hand zum Gruß gehoben hat.

„Wir müssen das nachher unbedingt feiern", flötet Melly und hebt anzüglich die Augenbraun, „Ich hab da schon eine Idee."

Jace lacht und Lea und ich stimmen mit ein. Leas Lachen ist das einzig echte.

„Um zwanzig Uhr bei mir?", fragt die Blondine ihren Freund und er nickt, beugt sich zu ihr hinunter und küsst sie. Auf die Lippen. Mit geschlossenen Augen.

Ich wende den Blick ab. Es sollte nicht weh tun und doch fühlt es sich an, als würde Melly gerade mein Herz unter ihren hochhackigen Stiefeletten zerquetschen.

„Bis später", lächelt Melly verliebt und Jace winkt ihr und Lea zu. „Bis nachher."

Die beiden Mädchen steigen in Leas hellblauen Mini und düsen lachend davon, während ich neben Jace in seinen Wagen steige.

„Du hast wirklich gut gespielt", meine ich und lächle, obwohl die Reste meines Herzens immer noch unter Mellys Schuhen klebt.

„Ach ja, findet du?", raunt Jace und schließt die Autotür hinter sich, „Es gibt da noch etwas, das ich wirklich gut kann."

Er beugt sich über seinen Sitz zu mir hinüber und vereint unser Lippen. Würde mein Herz nicht gerade Saltos schlagen, wäre mein Verstand eventuelle angeekelt, weil ich an seinen Lippen noch immer den Pflegestift von Melly schmecke. Kirsche war definitiv die richtige Wahl.

„Rutscht mal nach hinten, dort sind die Fenster abgedunkelt", hauchte Jace gegen meinen Hals und das muss er mir nicht zweimal sagen. Keine zwei Sekunden später sitze ich auf der Rückbank und ziehe ihn am verschwitzen Kragen seines Hemdes zu mir, um ihn leidenschaftlich zu küssen.

Seine Haare sind noch nass vom Schweiß, aber das stört mich nicht.

Nach und nach verliere erst ich meine Hose und dann er. Er bläst mir einen und dreht mich dann mit dem Rücken zu sich, um vorsichtig mit einem Finger mein Loch zu dehnen, bevor er immer mehr Finger dazu nimmt und sich schließlich ein Kondom überzieht, um erst langsam, dann aber immer schneller in mich hineinzustoßen.

Ich stöhne auf, Schweiß perlt auch über meine Stirn und tropft auf die schwarzen Ledersitze.

„Fuck, Henry", höre ich Jace hinter mir und meine Finger krallen sich in den Sitz. Der angenehm süße Schmerz benebelt meine Gedanken und treibt mich an den Rand der Bewusstlosigkeit.

„Ahhh!", ist alles, was ich hervorbringe, während ich laut stöhnend zum Höhepunkt komme.

Jace stößt noch ein paar Mal in mich, dann überrollt auch ihn lauthals der Orgasmus.

Völlig verschwitzt und glücklich lassen wir uns nebeneinander auf die Ledersitze sinken.

„Das war schön", sage ich außer Atem, weil ich wie immer nicht weiß, was ich sonst sagen soll. Es ist jedes verdammt mal schön.

Es war gestern Nacht schön, als er um drei vor meiner Tür stand und wir all den Schmerz in Liebe verwandelt haben.

Es war Sonntag nach dem Straßenfest schön, genauso wie Samstag nach der Party, als er sturmfrei hatte und wir auf seiner riesigen Designercouch gefickt haben. Und auf der Küchenzeile und schließlich noch auf dem Schreibtisch seines Vaters.

„Wollen wir heute Abend ins Kino?", fragt er und ich grinse.

„Hast du nicht ein Date mit Melly?"

Er lacht, greift nach seinem Handy und tippt:

Heyy, ich schaffe heute Abend leider doch nicht. Tut mir furchtbar leid, wir wiederholen das.

Er küsst mich und ich schließe die Augen.

„Wie wichtig bin ich dir eigentlich?", frage ich dann plötzlich. Weil diese Frage auf meiner Zunge brennt.

Unsicher sieht er mich an. „Ich weiß nicht, ob du das auch für mich fühlst, aber selbst wenn nicht, ist es nicht schlimm", murmelt er, während er sich auf die Unterlippe beißt, „Aber bei dir bin ich irgendwie glücklich. Irgendwie frei."

Ich lächle leicht. „Ich glaube, ich fühle mehr als Freundschaft", sagt er dann und mein pochendes Herz löst sich von Mellys Schuhsohle, nur um in meiner Brust kreischend Discofox zu tanzen.

„Du bist auch mehr als ein Freund für mich", flüsterte ich und unsere Lippen vereinen sich wieder.

„Und wenn du soweit bist, wäre ich bereit, mein Glück in die Wet hinauszuposaunen", füge ich hinzu.

Jace seufzt und legt einen Arm um meine nackte Schulter.

„Du weißt, dass ich das noch nicht kann", murmelt er und draußen beginnt es zu regnen. Die schweren Tropfen schlagen auf das Dach.

„Ich muss erst meine eigenen Probleme regeln, aber irgendwann werde ich dich als meinen festen Freund durch die Schulflure führen. Versprochen", flüstert er und ich schlucke, nicke.

Wir wissen beide, dass er dieses Versprechen nicht halten wird.

„Und was, wenn wir einfach abhauen? Ich verdiene noch des Geld für meinen Bruder, du packst und in zwei Wochen fahren wir einfach los? Einfach ins Auto und in Richtung Meer. Wir wären frei", schlage ich vor und lege meinen Kopf auf seine Schulter, während dicke Tropfen an der Windschutzscheibe hinab laufen.

„Ich brauch erst meinen Abschluss, aber dann machen wir das. Versprochen."

Und schon wieder eines der Versprechen, die nie in Erfüllung gehen werden.

19.03.2019

Graue WolkenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt