Aufbruch

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Er lag in seinem Bett mit dem Gesicht zur Wand. Obwohl er ganz still war, drehte sich die Welt um ihn. In ihm schwallte eine Übelkeit, die ihn mit sich zu reißen drohte. Er wollte mit der Faust gegen die nächste Mauer schlagen, um dieses Gefühl loszuwerden. Sich mit Schmerz vom Schmerz ablenken. Er war gut darin geworden.

Tage waren wie Nächte, grau und schwarz, und Nächte wie Tage, schwarz und grau. Sein Vater fragte ihn Fragen, an die er sich danach nicht mehr erinnerte. Manchmal wusste er nicht einmal mehr, ob er überhaupt noch antwortete. Zeit verlor ihre Bedeutung, so wie sich alles in der Bedeutungslosigkeit verlor.
Er lag da und fragte sich, ob Gott einen kranken Humor hatte.
»Steh auf«, flüsterte eine Stimme, die er kannte, aber er bewegte sich nicht.
Er glaubte zu spüren, wie sich die Matratze senkte.

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»Kennst du das Gefühl, wenn alles um dich herum grau ist?«, hatte er sie gefragt, als sie plötzlich in seinem Zimmer stand. Es war Mittag, aber er schlief noch, weil alles so schwer wog. Jede Bewegung, jeder Gedanke. Die Vorstellung aufzustehen quälte ihn, genauso wie der Gedanke, liegen zu bleiben.
»Grau?«
»Ja, so als hätte irgendetwas alle Farben aus der Umgebung gesaugt.«
Sie schüttelte langsam den Kopf.
Er grinste schief. Natürlich kannte sie das nicht. Sie war immer umgeben gewesen von einem Leuchten. Ihr Strahlen intensivierte alles um sie herum. Das Funkeln in ihren Augen erinnerte ihn an Sonnenschein auf jungen Trieben. Mit ihr lichtete sich der graue Schleier und zurück blieb die Erinnerung an satte Farben.

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»Bleibst du meinetwegen hier liegen?«
»Geh weg«, murmelte er. »Du kannst gar nicht hier sein.«
»Warum?«
All ihre Pläne waren zerbröckelt wie dreckige Erde, zu Staub zerfallen mit der Nachricht, die ihre Zukunft durchgestrichen hatte. Der Gedanke, wie es hätte sein können, lag wie eine Klinge auf seiner Haut. Er schämte sich, aber er wollte mehr.
»Du bist tot«, flüsterte er und befürchtete, sie würde mit dieser Verkündigung verschwinden. Sich daran erinnern, was passiert war und einsehen, dass sie unmöglich hier sein konnte.
Stattdessen lachte sie leise und in seinem Bauch flatterten keine Schmetterlinge. Er war gut darin geworden, es sich einzureden. Manchmal glaubte er sich.
»Na, und?«, sagte sie. »Das wird unser Sommer. Ich habe es dir versprochen. Und jetzt leg das weg und steh auf!«
Er drehte sich um, weg von der Wand, und da saß sie auf seiner Bettkante, die Beine überschlagen und grinste ihn an. Sie spielte mit einer Locke und dann sprang sie auf und hielt ihm ihre Hand entgegen. Er war nicht bereit dafür, aber er stand auf und legte die Klinge in die Schublade seines Nachtschrankes.
»Und jetzt?«, fragte er, als er mitten in seinem Zimmer stand, thronte inmitten von Bergen an Wäsche und Büchern und Kram.
»Jetzt packst du für unsere Reise«, sagte sie.

Wie unser Sommer [ Kurzroman ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt