One Night Stand

739 19 2
                                    

Nach einer ziemlich schlaflosen Nacht hatte sich Mia dazu entschlossen, ihrer besten Freundin von der Situation zu erzählen. Es brachte sie schließlich nicht weiter, wenn sie ihre Sorgen in sich hinein fraß. Entgegen ihrer Erwartung, Lissi würde ihr einen Vortrag halten, gab sie nur ein leises „Fuck" von sich.
Daraufhin wurde Mia in die Arme der blonden Schönheit gezogen. Als Lissi sie an sich drückte, fiel die erste Träne. Es kam ihr vor, als würde sie von ihren eigenen Gedanken dominiert, als hätte sie keine Luft mehr zum atmen.
„Wir schaffen das zusammen. Denk' doch mal an all das, was wir schon durchgestanden haben", munterte Lissi sie auf. „Meine erste nächtliche Autopanne aus der du mich gerettet hast, unsere Partyabstürze, die Alkoholsucht von deinem Dad, jeder Liebeskummer und auch der Verlust deines Babys." Mia wischte die Tränen weg. Sie wusste, dass Lissi recht hatte. Es gab schon einige Dinge auf ihrer gemeinsamen Liste, die zusammen durchgestanden hatten. Die beiden Freundinnen waren wie ein Fels in der Brandung füreinander.

Zwei Stunden später begab sich Mia mit ihrem Laptop auf die Couch. Lissi hatte sie dazu überredet, den Vater ihres Babys ausfindig zu machen. Da sie in den letzten Monaten nur diesen einen One Night Stand gehabt hatte, war die Identifizierung ziemlich einfach. Wäre da nur nicht die Tatsache, dass Mia in keiner Weise Kontakt zu ihm hatte. Sie wusste lediglich noch seinen Vornamen, Jonas. Am nächsten Morgen war sie aus seiner Wohnung abgehauen. Jetzt bereute sie dies. Es wäre ihr lieber gewesen, telefonischen Kontakt zu haben oder eine Nachricht über Social Media zu schreiben, doch scheinbar hatte sie keine andere Wahl, als zu ihm nach Hause zu fahren, um ihn ausfindig zu machen.
Trotzdem tippte sie bei Instagram „Jonas" ein. Vielleicht folgte ihm ja einer ihrer Freunde aus Hamburg. Nach einigen Minuten gab sie den Versuch auf. Keines der vorgeschlagenen Profile ähnelte ihm. Also musste sie doch ins kalte Wasser springen und ihm morgen einen Besuch abstatten.
Müde legte sie den Laptop beiseite, einige Minuten später überkam sie der Schlaf.

Zitternd stand sie vor der Holztür des Mehrfamilienhauses. Wie würde er reagieren ? Wie stellte sie sich überhaupt die Zukunft vor ?
Ihre Augen suchten nach seinem Namen auf den Klingelschildern. K. Jonas Klauß.
Einige Sekunden zögerte sie, dann drückte sie die Klingel.
Es tat sich nichts. Gerade als Mia sich umdrehen wollte, surrte die Sprechanlage.
„Wer ist da ?", seine Stimme kam ihr genervt vor. „Mia". Die Tür öffnete sich und sie ging bis in die dritte Etage. Er stand im Türrahmen.
Mit hochgezogener Augenbraue musterte Jonas die Brünette. Sie kam ihm bekannt vor, doch er wusste nicht woher. Es störte ihn, dass ein fremdes Weib einfach bei ihm Zuhause aufkreuzte. „Wir müssen reden", brachte sie hervor. Ihr Satz ließ ihn kurz spöttisch auf lachen. Das war wirklich die schlechteste Anmache die er jemals gehört hatte. Und die Frauen hatten sich schon so einiges einfallen lassen. Er sagte nichts. Sein dämliches Lachen gefiel ihr absolut nicht. „Willst du mich nicht rein bitten ?", startete sie einen neuen Anlauf mit zusammen gebissenen Zähnen.
„Kleine, das ist nicht die Art, wie die Weiber mit mir reden."
Mia war mittlerweile richtig sauer. Was dachte er eigentlich wer er war ?!
Dann würde er es eben im Flur erfahren.
„Ich bin schwanger von dir".
Jetzt fing Jonas an zu lachen. „Was ist eigentlich mit dir falsch ?", fauchte sie ihn an. Mia war kurz davor durchzudrehen. Dieser Typ schien ihr absolut unreif und dermaßen selbstverliebt, dass sie hätte kotzen können.
„Du bist nicht die erste, die mir das diesen Monat versucht hat unterzujubeln", sagte er abschätzig. Mia hielt die Luft an. Er nahm sie nicht ernst.
„Wenn du meinst, dass ich hier bin um dich zu verarschen, dann wirst du in knapp 8 Monaten sehen, was du davon hast!", schrie sie ihn an. Er musterte sie überrascht. Dieses Gefauche fuckte ihn zwar ab, trotzdem fand er es ziemlich heiß an ihr. Es hatte etwas Raubkatzenähnliches.
„Woher kennst du mich überhaupt?", konterte er immer noch spöttisch. Mia realisierte, dass er sich nicht an sie erinnern konnte. Scheinbar hatte er des Öfteren one night stands.
„Wir haben gefickt, nachdem wir uns im Anker kennen gelernt haben", antwortete sie trocken.
Jetzt fiel ihm einiges wieder ein. Sie war am nächsten Morgen schon weg gewesen, als er aufgewacht war. Und der Sex war ziemlich wild gewesen. Trotzdem kaufte er ihr die Schwangerschaftsnummer nicht ab. Wahrscheinlich war sie angekommen, weil sie Geld brauchte oder eine Beziehung mit ihm wollte. Er kannte die Weiber. Sie war auch so eine.

ROLLERCOASTER Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt