Schwanger und nicht krank

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Wir saßen eine ganze Weile da und irgendwann tauchten auch Giselle und Han wieder auf, er gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Stirn und verschwand mit Dominic in einem Hinterzimmer. „Da geht es ja bald los oder?" fragte Tej und sah sich nach den beiden um. Ich nickte und in mir war so viel Vorfreude. Endlich wieder Action. Die beiden kamen wieder und nun wollten sie mit mir sprechen. „Was gibt's?" fragte ich und sah einen nach dem anderen an.

„Du bleibst hier!" sagte Han ohne lange umschweife. „Was?" „Ja du bleibst hier Julia!" Dom sagte nichts, sah mich nur an. „Spinnst du? Ich lasse euch sicher nicht alleine!" „Keiner von uns ist alleine!" Ich rollte die Augen und beobachtete im Augenwinkel wie die anderen sich langsam fertig machten. „Wieso?" „Weil du schwanger bist? Julia du musst da auch mal dran denken!" „Mia ist auch schwanger!" Jetzt sagte Han nichts mehr und sah Hilfe suchend zu Dom, denn Mia wurde mit zu dem Überfall genommen. „Ich bin schwanger und nicht krank! In 3 Monaten verstehe ich das, aber doch noch nicht jetzt! Ich komme mit! Ohne wenn und aber!" Dominic zuckte die Schultern. „Ich denke sie weiß was sie macht!" sagte er schließlich und lächelte mich an.

„Weiß sie nicht! Wäre es dein Kind, dann könntest du mit Julia machen was du willst! Es ist aber meins!" Der Spruch hatte gesessen. „Du hast Recht, wirklich Han. Du kannst mit Julia machen was du willst. Sag ihr was sie zu tun und zu lassen hat, kauf ihr einen Herd und pack sie in Watte ein. Aber vergiss vor allem nicht ihr den Mund zu verbieten und ihr Leben nach deinen Träumen und Wünschen zu gestalten!" Mit den Worten ging Dom und ich stand mit Han da, dessen Gesicht immer mehr verschiedene Rottöne zeigte. „Du setzt deinen Kopf eh durch!" murrte er. „Mach dir doch nicht immer solche Sorgen. Ich komm schon klar!"

Ich folgte Dom in die große Halle und damit begann die Beziehung zwischen mir und Han sich langsam zu entfernen. „Nachdem wir das Geld nun verbrannt haben, begibt sich jeder auf seinen Posten! Jeder an ein anderes Geldversteck. Julia du gehst mit Tej mit. Raus aus der Schussbahn! Mia bleibt hier." Den letzten Satz richtete er an Han und blinzelte mir zu. „Schön!" sagte Tej und sah auf seine Füße. „Gut. Einverstanden. Wie kommen wir hin?" fragte Brian und küsste Mia auf die Haare, sie wollte genauso wenig hier bleiben wie ich. „Jeder mit seinem Wagen. Jules du fährst gleich mit mir mit!" Dom ging los und gab die Waffen aus. Ich jedoch bekam keine. Wir setzten uns in die Wagen. Giselle auf ihr Motorrad. Die schlanken Beine begeisterten alle Männer.

Jeder fuhr einen etwas anderen Weg zu dem Lager. „Du bleibst bitte direkt hinter mir und wenn es nicht hinter mir geht bleib hinter Roman und Tej! Nach dem Ding verschwindest du so schnell wie Möglich mit Tej. Er weiß schon wohin!" Diese Art wie er sprach, er war ein Anführer, das war Dominic Toretto schon immer gewesen. „Danke Dominic!" sagte ich leise und lächelte. „Du bist schwanger und nicht krank!" lachte er und sah weiter auf die Straße. Irgendwann hielt er, sah sich um und drückte mir ein schwarzes Knäul in die Hand. „Maske aufsetzen und erst absetzen wenn es das Signal gibt!" Ich nickte und zog die Sturmhaube über, wie sie Bankräuber trugen, etwas anderes waren wir nun auch nicht mehr.

„Pass auf dich auf! Ich werde nicht die ganze Zeit auf dich gucken können! Steig jetzt aus und hock dich hinter die Tonne dort. Wir warten jetzt auf den Lieferanten! Tempo!" sagte Dom, drückte kurz meine Hand und dann tat ich was er mir befohlen hatte. Da war er wieder, dieser Adrenalinkick. Es dauerte nicht lang und ein weiteres Auto fuhr vor, ein dicklicher Mann mit einem Rucksack auf dem Rücken. Rico und Tego rannten zu ihm, flüsterten ihm etwas ins Ohr und positionierten sich rechts und links der Tür. „Komm!" Dominic setzte sich in Bewegung und auch die anderen tummelten sich aus den Verstecken hervor und als die Tür aufging nachdem der Lieferant sein Gesicht in der Tür gezeigt hatte, traten auch wir gewaltsam in die Halle ein.

Darin waren unzählige Frauen, die Geld stapelten und zählten. Zudem waren sie in dieser Hitze nur mit Bikinis bekleidet. Einige von ihnen waren richtig hübsch, hätten Models sein können, aber nicht in Rio und schon gar nicht in dem Viertel in dem ein geldsüchtiger Gangsterboss herrschte. Sie kreischten und warfen sich auf den Boden, als wir die Halle stürmten. In mir kribbelte es. Es ging alles rasend schnell. Wir versammelten das komplette ‚Personal' vor uns. Sie knieten da, einige bekamen ein blaues Auge, bluteten, doch niemand bekam einen ernsthaften Schaden. Keine der Frauen hatte sich gewehrt, keine hatte versucht zu flüchten. Nur die Männer waren aufmüpfig gewesen. Das Geld lag auf einem Haufen, auf den Brian es zusammen gesammelt hatte.

Ich stand hinter Tej, der sich immer wieder besorgt umdrehte. Han war die Ruhe in Person, nicht einer seiner Blicke galt mir. „Ihr werdet damit nicht durch kommen! Denkt ihr ihr könnt unter euren Masken unerkannt bleiben? Wisst ihr wem das Geld gehört das ihr stehlt? Reyez wird euch suchen und finden. Wenn es soweit ist, wird er euch töten. Jeden einzeln. Auch das Mädchen!" Man spürte richtig wie Dom Überlegenheit ausstrahlte, trotz der harten Ansage mir gegenüber die Han Zornesröte ins Gesicht trieb. „Wer will denn unerkannt bleiben?" fragte er mit seiner wundervoll tiefen Bassstimme und zog sich die Maske vom Kopf. Wir taten es ihm gleich.

„Und wer sprach von stehlen?" Es war nur ein Augenblick und der ganze Haufen mit dem Geld stand in Flammen. „Sag deinem Boss wer das getan hat und sag ihm wir kommen wieder!" Jetzt ging Dominic allen voran aus der Halle. Tej schob mich förmlich voran und fing sich nun einen bösen Blick von Han ein. „Ich pass nur auf sie auf man!" zischte er und rammte Han seinen Ellenbogen in die Seite. „Tej!" raunte ich und trieb nun ihn zur Eile. Wir setzten uns in die Wagen und er gab Gas. Kein Ton kam von seinen Lippen, nicht einer. Irgendwann bogen wir um eine Ecke. „Wir essen jetzt was!" sagte er und stieg aus dem alten Auto. Ein kleines Café war hier und er ging hinein. Ich zögerte. Ein Essen mit Tej. Es gab schönere Dinge die ich in diesem Moment lieber erlebt hätte.

Aber ich hatte wirklich Hunger, also folgte ich ihm stumm. Das Inventar des Ladens war dreckig und die Kellnerin wirkte nicht gerade freundlich. „Wir müssen jetzt nicht noch Aufsehen erregen oder?" Ich nickte und setzte mich auf einen der Plastikstühle. „Und du denkst wir bekommen keine Lebensmittelvergiftung?" Ich grinste als ich ihn das fragte und er musste ebenfalls grinsen. „Ich hoffe es inständig!"

Während wir dieses Essen in uns hinein schaufelten, das durch die lange Zeit in der es kein Essen gab, göttlich schmeckte, in der Zeit braute sich etwas über uns zusammen. Ein Gewitter in Form eines Kopfgeldjägers, eines Polizisten. Keiner von uns hatte mit so etwas gerechnet, keiner bereitete sich auf eine solche Situation vor. Wir saßen lediglich in einem Café und verputzten Sandwiches.

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